Sharpes Trafalgar
jede Flagge entsprach einem Buchstaben, aber einige Flaggen-Kombinationen wurden benutzt, um ganze Wörter oder manchmal Sätze zu übermitteln, und es gab über dreitausend solcher Kombinationen, die man sich merken musste. Es war offensichtlich, dass dieses lange Signal, das nicht weniger als zweiunddreißig Flaggen benötigte, einige Wörter benutzte, die buchstabiert werden mussten. Connors runzelte die Stirn, dann verstand er plötzlich den Sinn. »Vom Admiral, Sir. England erwartet, dass jedermann seine Pflicht tun wird.«
»Das erwarte ich verdammt auch«, sagte Chase trocken.
»Und was ist mit den Walisern?«, fragte Llewellyn mit gleicher Empörung. Dann lächelte er. »Ah, die Waliser brauchen nicht ermuntert zu werden, ihre Pflicht zu tun. Es sind die verdammten Engländer, denen man Feuer unter dem Hintern machen muss.«
»Geben Sie die Botschaft an die Männer weiter«, befahl Chase seinen Offizieren, und im Gegensatz zu der ärgerlichen Reaktion auf die Botschaft auf dem Achterdeck rief sie bei der Mannschaft Jubel hervor.
»Er muss gelangweilt sein«, sagte Chase, »wenn er solche Botschaften schickt. Steht das in Ihrem Notizbuch, Mister Collier?«
Der Midshipman nickte eifrig. »Es ist notiert, Sir.«
»Sie haben auch die Zeit aufgeschrieben?«
Collier wurde rot. »Das werde ich noch tun, Sir.«
Chase zückte eine Taschenuhr und sagte nach einem Blick auf das Zifferblatt: »Sechsunddreißig Minuten nach elf, Mister Collier. Und wenn Sie bei einer Botschaft unsicher sind, wie spät es ist, sehen Sie nach der Uhr in der Offiziersmesse. Sie befindet sich unter dem Achterdeck an der Backbordseite. Und indem Sie die Uhr konsultieren, Mister Collier, werden Sie vor dem Feind verborgen sein, und das wird verhindern, dass man Ihnen mit einer gut gezielten Kugel den Kopf abschießt.«
»Es ist kein sehr großer Kopf, Sir«, sagte Collier tapfer, »und mein Platz ist in Ihrer Nähe, Sir.«
»Ihr Platz, Mister Collier, ist da, wo Sie die Signale und die Uhr sehen können, und ich schlage vor, Sie stellen sich unter das Achterdeck.«
»Jawohl, Sir«, sagte Collier und fragte sich, wie er irgendein Signal in der Deckung durch das Achterdeck sehen konnte.
Chase starrte zum Feind und trommelte mit den Fingern auf die Reling. Er war nervös, aber nicht mehr als jeder andere auf der Pucelle. »Sieh mal an, die Soßenschüssel«, sagte Chase und wies voraus, wo die Temeraire versuchte, die Victory zu überholen, doch die Victory hatte ihre Bramleesegel gesetzt und behielt so ihre Führung. »Sie sollte wirklich nicht als Erste durch ihre Linie segeln.« Chase runzelte die Stirn und wandte sich dann um. »Captain Llewellyn!«
»Sir?«
»Ihr Trommler kann die Mannschaft auf ihre Posten rufen, nehme ich an.«
»Aye, aye, Sir«, erwiderte Llewellyn, dann nickte er einem Trommlerjungen zu, der seine Stöcke hob und den Rhythmus des Liedes »Hearts of Oak« trommelte.
»Und Gott schütze uns alle«, sagte Chase, als die Männer das Hauptdeck verließen, um die Geschütze auf dem Unterdeck zu bemannen. Der Junge trommelte weiter, während er die Treppe vom Achterdeck hinabstieg. Er würde auf dem ganzen Schiff die Männer zu den Waffen rufen, obwohl keiner an Bord aufgefordert werden musste. Sie waren längst bereit.
»Stückpforten öffnen, Sir?«, fragte Haskell.
»Nein, wir warten«, sagte Chase. »Sagen Sie den Kanonieren, sie sollen nach dem ersten Schuss Kartätschenmunition laden.«
»Aye, aye, Sir.«
Die Geschütze der Pucelle würden so nach den großen Kanonenkugeln eine Ladung von neun kleineren Kugel streuen. Chase erklärte Sharpe, dass auf kurze Distanz solch eine Ladung absolut tödlich war. »Aber wir können nicht feuern, bis wir mitten zwischen ihnen sind, so könnten wir Sie genauso gut schlimm mit unserer eröffnenden Breitseite verwunden.« Der Captain wandte sich an Lord William. »Mylord, ich meine, Sie sollten jetzt nach unten gehen.«
»Aber doch jetzt noch nicht?« Es war Lady Grace, die antwortete. »Noch hat niemand gefeuert.«
»Bald«, sagte Chase, »bald.«
Lord William blickte finster drein, als tadele er, dass seine Frau die Anweisungen des Kapitäns in Frage stellte, doch Lady Grace starrte nur auf den Feind, als präge sie sich den außergewöhnlichen Anblick eines Horizonts voller Schiffe der feindlichen Linie ein. Leutnant Peel skizzierte sie verstohlen, versuchte ihr Profil und ihre angespannte Faszination festzuhalten. »Welches ist das Schiff des feindlichen
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