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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wird bestimmt reichen. Und die Mannschaft?«
    »Ich habe ein Dutzend gute Männer von einem Indienfahrer in meinen Dienst gepresst, Mylord, und habe genügend Leute.«
    »Gut, gut«, sagte der Admiral. Nachdem sein Steward Kaffee und Essen serviert hatte, erkundigte sich Nelson bei Chase über dessen Reise und die Verfolgung der Revenant. Sharpe saß zur Linken des Admirals und beobachtete ihn. Er wusste, dass Nelson ein Auge verloren hatte, aber es war schwer zu sagen, welches. Nach einer Weile sah Sharpe, dass Nelsons rechtes Auge unnatürlich groß und dunkel war. Sein weißes, zerzaustes Haar umrahmte ein schmales und außerordentlich lebhaftes Gesicht, das auf Chases Geschichte mit Vergnügen, Belustigung und Überraschung reagierte. Er unterbrach Chase nur einmal, als er Sharpe bat, das Fleisch zu schneiden. »Und vielleicht schneiden Sie mir ebenfalls etwas Brot, wenn Sie so freundlich sind? Meine Flosse, verstehen Sie?« Er berührte seinen leeren rechten Ärmel, der an einen mit Edelsteinen und Sternen besetzten Rock geheftet war. »Sie sind sehr freundlich«, sagte er, als Sharpe ihm den Dienst erwiesen hatte. »Fahren Sie fort, Chase.«
    Sharpe hatte erwartet, in Gegenwart des Admirals vor Ehrfurcht sprachlos und eingeschüchtert zu sein, doch stattdessen weckte der kleine Mann, der so zerbrechlich wirkte, eine Art Beschützerinstinkt in ihm. Obwohl er saß, wirkte er klein und sehr dünn, und sein blasses, zerfurchtes Gesicht ließ darauf schließen, dass er anfällig für Krankheiten war. Sharpe musste sich in Erinnerung rufen, dass dieser Mann seine Flotten von Sieg zu Sieg geführt hatte und in jeder Schlacht im dichtesten Kampfgetümmel gewesen war, und trotzdem erweckte er den Eindruck, dass ihn die kleinste Brise umpusten konnte.
    Das offensichtliche zerbrechliche Äußere war Sharpes erste Wahrnehmung, doch es waren die Augen des Admirals, die den stärksten Eindruck auf ihn machten. Wann immer er Sharpe ansah, wenn er auch nur die Bitte um einen kleinen Dienst äußerte - wie zum Beispiel ein weiteres Stück Brot für ihn mit Butter zu streichen -, hatte es für Sharpe den Anschein, als sei er in diesem Moment die wichtigste Person der Welt. Der Blick schien alles und jeden sonst auszuschließen, als seien Sharpe und der Admiral in geheimem Einverständnis.
    Nelson hatte nichts von Sir Arthur Wellesleys Kälte, kein herablassendes Wesen, und er kehrte nicht den Vorgesetzten heraus. In diesem Moment, als sich die Flotte dem Feind näherte, schien Horatio Nelson nichts vom Leben zu verlangen, außer dass er mit seinen guten Freunden Chase und Blackwood und Richard Sharpe zusammensaß. Einmal berührte er Sharpes Ellbogen. »Dieses Geplauder muss langweilig für einen Soldaten sein, oder, Sharpe?«
    »Nein, Mylord«, sagte Sharpe. Die Diskussion hatte sich auf die Taktik des Admirals an diesem Tag verlagert, und obwohl Sharpe vieles davon nicht verstand, machte es ihm nichts aus. Es reichte ihm Nelsons Anwesenheit, und die Begeisterung des kleinen Mannes war ansteckend auf ihn. Bei Gott, dachte Sharpe, es geht heute nicht nur darum, die feindliche Flotte zu besiegen, sondern sie muss hart geschlagen, zerschmettert werden, sodass kein französisches oder spanisches Schiff es jemals wieder wagen wird, auf den Weltmeeren zu segeln. Chase reagierte auf die gleiche Weise, wie Sharpe sah, fast als befürchtete er, Nelson würde weinen, wenn er nicht härter kämpfte als jemals zuvor.
    »Schicken Sie Ihre Männer in die Takelage?«, fragte Nelson und versuchte ungeschickt, eine Orange zu schälen.
    »Das tue ich, Mylord.«
    »Ich befürchte, dass das Musketenfeuer die Segel in Brand steckt«, sagte der Admiral, »so würde ich an Ihrer Stelle lieber darauf verzichten.«
    »Ich werde Ihre Wünsche respektieren, Mylord.«
    »Und Sie verstehen mein größeres Ziel?«, fragte der Admiral und bezog sich auf sein früheres Gespräch über Taktiken.
    »Das tue ich, Mylord, und ich spende Beifall.«
    »Ich werde nicht mit weniger als zwanzig Prisen glücklich sein, Chase«, sagte Nelson ernst.
    »Mit so wenigen, Mylord?«
    Der Admiral lachte, und dann, als ein anderer Offizier die Kabine betrat, erhob er sich. Nelson war fast zwei Köpfe kleiner als Sharpe, der sich jetzt, als er stand, wie die anderen unter den Deckenbalken ducken musste, doch der Neuankömmling, der als Thomas Hardy, Kapitän der Victory, vorgestellt wurde, war noch etwas größer als Sharpe, und als er mit Nelson sprach, neigte er sich vor und

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