Sharpes Trafalgar
wartenden Offizieren. »Ich halte Captain Chase von seinem Schiff ab, und es wird auch Zeit für Sie sein, bald zu gehen, Blackwood.«
»Ich werde noch eine Weile länger bleiben, wenn ich darf, Mylord«, sagte Blackwood.
»Selbstverständlich. Danke für Ihr Kommen, Chase. Bestimmt haben Sie Wichtigeres zu tun, um das Sie sich kümmern müssen, aber Sie waren sehr freundlich. Werden Sie einige Orangen als Geschenk akzeptieren? Sie sind frisch aus Gibraltar.«
»Es ist mir eine Ehre, Mylord.«
»Sie erweisen mir eine Ehre, indem Sie sich uns anschließen, Chase. Bleiben Sie längsseits und schießen Sie die Feinde zusammen. Wir werden sie wünschen lassen, dass sie unsere Schiffe nie gesehen hätten!«
Chase stieg wie in Trance in seine Barkasse. Ein Netz voll Orangen, genug, um ein halbes Regiment zu erfreuen, lag auf den Bodenplanken der Barkasse. Eine Zeitlang, während Hopper an den anderen Kriegsschiffen vorbeiruderte, saß Chase nur schweigend da. Doch dann konnte er sich nicht länger zurückhalten. »Welch ein Mann!«, rief er aus. »Welch ein Mann! Mein Gott, das wird heute ein Gemetzel geben! Wir werden sie abschlachten!«
»Amen«, sagte Hopper.
»Lobet den Herrn!«, rief Clouter.
»Wie denken Sie über ihn, Sharpe?«, fragte Chase.
Sharpe fehlten fast die Worte. »Wie haben Sie gesagt, Sir? Dass Sie ihm in den Höllenschlund folgen würden? Bei Gott, Sir, ich würde diesem Mann bis in den Bauch und die Gedärme des Teufels folgen.«
»Und wenn er uns führt«, sagte Chase ehrfurchtsvoll, »werden wir die Hölle vernichten, genauso wie wir heute siegen werden.«
Wenn sie jemals in die Schlacht kamen. Denn der Wind war immer noch schwach, hoffnungslos schwach, und die Flotte segelte so langsam, dass Sharpe bezweifelte, dass sie jemals den Feind erreichen könnte. Und dann war er sich dessen sicher, denn eine Stunde, nachdem Chase wieder an Bord der Pucelle war, änderte die kombinierte feindliche Flotte den Kurs, um nordwärts zurückzusegeln. Sie segelte jetzt auf Cadiz zu - in einem letzten Versuch, Nelson zu entkommen, dessen Schiffe sie in einem Wind verfolgten, der so schwach war, dass es den Anschein hatte, der Himmel halte den Atem an.
Die Kapelle der Pucelle spielte mehr begeistert als erfahren »Hearts of Oak«, »Nancy Dawson«, »Hail Britannia«, »Drops of Brandy« und ein Dutzend anderer Melodien, von denen Sharpe die meisten nicht kannte. Er kannte auch nur Bruchstücke vom Text, doch die Seeleute grölten dazu und bemühten sich nicht, die anstößigsten Verse abzuändern, obwohl sich Lady Grace auf dem Achterdeck aufhielt.
Lord William protestierte bei Captain Chase, als ein besonders obszöner Song vom Hauptdeck heraufhallte, doch Chase wies darauf hin, dass einige seiner Männer wohl für immer zum Schweigen gebracht werden würden und er jetzt nicht in der Stimmung war, ihrer Zügellosigkeit Einhalt zu gebieten. »Eure Ladyschaft kann ja schon in den Laderaum gehen«, schlug er vor.
»Mir macht das nichts aus, Captain«, sagte Lady Grace. »Ich weiß, wann ich taub sein muss.«
Lord William, der sich entschieden hatte, einen Degen und eine Pistole zu tragen, schritt zur Steuerbordreling und starrte auf Admiral Collingwoods Linie, die etwas mehr als eine Meile südwärts lag. Collingwoods großer Dreidecker Royal Sovereign war vor Kurzem mit dem frisch mit Kupfer beschlagenen Rumpf aus England gekommen und segelte schneller als die anderen Schiffe, sodass sich zwischen ihr und dem Rest von Collingwoods Linie eine Lücke geöffnet hatte.
Die Franzosen und Spanier schienen nicht näher zu kommen. Als Sharpe durch sein Fernrohr zur feindlichen Flotte blickte, erkannte er, dass ihre Rümpfe jetzt über der Kimm zu sehen waren. Ihre Stückpforten waren noch geschlossen, denn bis zur Schlacht, wenn jemals eine stattfand, würde es immer noch zwei oder drei Stunden dauern. Einige der Schiffe waren schwarz und gelb angestrichen wie die der britischen Flotte, andere waren schwarz und weiß, zwei waren ganz schwarz, während einige rote Streifen hatten. Leutnant Haskell hatte mitgeteilt, dass sie versuchten, eine Schlachtlinie zu bilden, doch ihre Versuche waren ungeschickt, denn Sharpe konnte große Lücken in der Linie erkennen. Ein Schiff hob sich deutlich ab, ragte mit vier Geschützdecks auf.
»Die Santisima Trinidad«, sagte Haskell zu Sharpe, »mit mindestens hundertdreißig Geschützen. Das ist das größte Schiff der Welt.« Selbst auf die weite Entfernung wirkte der
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