Sharpes Trafalgar
Calliope über mich herfällt. Ich kann mit einer Pistole umgehen.«
»Aber du hast keine?«, fragte Sharpe. Grace schüttelte den Kopf. Sharpe zog seine Pistole und hielt sie ihr hin. Sie standen nahe beieinander an der Reling, und niemand konnte das Geschenk sehen, das Lady Grace annahm und in eine Tasche ihres Mantels schob. »Sie ist geladen«, warnte Sharpe.
»Ich werde aufpassen«, versprach sie ihm, »und ich bezweifle, dass ich sie brauchen werde, aber sie gibt mir ein gutes, beruhigendes Gefühl. Es ist etwas von dir, Richard.«
»Du hast bereits etwas von mir«, sagte er.
»Was ich beschützen werde. Alles Gute, Richard.«
»Dir auch, mein Schatz.«
Sie schritt von ihm fort, beobachtet von ihrem Ehemann. Sharpe schaute stur über die Reling. Er würde sich eine andere Pistole von Captain Llewellyn leihen, dessen Seesoldaten an der Reling des Vordecks aufgereiht standen und manchmal nach dem entfernten Feind Ausschau hielten.
Chase hatte seine Offiziere versammelt, und Sharpe ging neugierig hin, um zuzuhören, wie der Captain schilderte, was Nelson ihm an Bord der Victory gesagt hatte. Die britische Flotte, sagte Chase, würde keine Linie parallel zum Feind bilden, was die normale Taktik bei einer Seeschlacht war, sondern wollte in zwei in Kiellinie fahrenden Säulen direkt in die feindliche Linie segeln. »Wir werden ihre Linie in drei Stücke hacken«, sagte Chase, »und sie dann stückchenweise zerstören. Wenn ich falle, Gentlemen, wird es Ihre Pflicht sein, weiterzumachen, durch ihre Linie zu stoßen und dann das Schiff längsseits eines Feindes zu legen.«
Captain Llewellyn erschauerte und zog Sharpe zur Seite. »Das gefällt mir nicht«, sagte der Waliser. »Es geht mich natürlich nichts an, ich bin nur ein Seesoldat, aber Sie werden gewiss bemerkt haben, Sharpe, dass wir keine nennenswerten Geschütze im Bug des Schiffes haben.«
»Ja, das habe ich bemerkt«, sagte Sharpe.
»Die vorderen Geschütze können nicht direkt nach vorn feuern, und der Admiral schlägt vor, dass wir geradewegs auf den Feind zu segeln, der uns seine Breitseiten zeigt!« Llewellyn schüttelte traurig den Kopf. »Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, was ich damit meine, oder?«
»Natürlich nicht.«
Llewellyn sprach es trotzdem aus. »Sie können auf uns feuern, und wir können das Feuer nicht erwidern! Sie wissen, was das bedeutet? Sie beharken uns mit ihren Breitseiten und werden aus uns Brennholz machen. Und für wie lange werden wir wehrlos unter ihrem Beschuss sein? Bei dieser Geschwindigkeit mindestens zwanzig Minuten. Zwanzig Minuten, Sharpe! Sie können uns mit Kanonenkugeln beharken, sie können unsere Takelage zerfetzen und uns entmasten, und was können wir dagegen tun?«
»Nichts, Sir.«
»Sie haben es begriffen, Sharpe«, sagte Llewellyn. »Wie schon gesagt, es geht mich nichts an. Aber die Takelage, Sharpe, die geht mich etwas an. Und wissen Sie, was der Captain befohlen hat?«
»Keine Männer in die Takelage«, sagte Sharpe.
»Wie kann man so etwas befehlen?«, fragte Llewellyn empört. »Die Froschfresser werden Männer in der Takelage haben wie Spinnen im Netz, und sie werden uns mit Gemeinheiten überschütten, und was machen wir? Wir ducken uns feige aufs Deck. Das ist nicht richtig, Sharpe, das ist einfach nicht richtig. Und wenn ich keine Männer auf die Masten bringen darf, kann ich meine Granaten nicht einsetzen!« Er klang gekränkt. »Sie sind zu gefährlich, um sie auf dem Deck zu belassen, und so habe ich sie im vorderen Magazin deponiert.« Er starrte zur feindlichen Flotte, die jetzt weniger als zwei Meilen entfernt war. »Trotzdem werden wir sie schlagen!«
Die Britannia, die der Pucelle folgte, war ein langsames Schiff, und so war eine große Lücke zwischen den beiden Säulen entstanden. Es gab ähnliche Lücken in beiden Säulen, aber keine war so groß wie die zwischen Collingwoods Royal Sovereign und dem Rest der Schiffe. »Er wird eine Zeitlang allein kämpfen«, sagte Llewellyn, dann wandte er sich um, weil Connors, der Signaloffizier, gerufen hatte, dass das Flaggschiff etwas signalisierte.
Es war ein enorm langes Signal, so lang, dass die Signalflaggen an allen drei Masten der Fregatte wehten, als die Euryalus die Botschaft weiterleitete. »Nun?«, wollte Chase von Connors wissen.
Der Leutnant wartete, bis der launische Wind einige der Flaggen ausbreitete, dann versuchte er sich an den Flaggencode zu erinnern. Es war ein Code jüngeren Datums und ein leichter, denn
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