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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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liegt, wenn Sie uns nicht wie Landratten aussehen lassen wollen. Sie werden ohnehin nichts treffen, Sir, weil das noch keinem gelungen ist. Wir üben nur, weil die Company das für nötig hält, aber wir haben noch keinen Schuss im Ernstfall abgegeben, und ich hoffe und bete, dass das niemals der Fall sein wird.«
    Die Kanone war mit einem Steinschloss ausgestattet, genau wie eine Muskete. Das Pulver, eingehüllt in Riedgras, wurde in das Zündloch eingeführt. Wenn das Geschütz geladen war, brauchte Sharpe es nur noch auszurichten, zur Seite zu treten und die Abzugsleine zu ziehen. Braithwaite und der Laskar gaben das Pulver und die Kanonenkugel in den Lauf, der Laskar rammte sie fest, Sharpe stieß einen angespitzten Stift durch das Zündloch, um den Pulverbeutel zu durchlöchern, dann schob er das Zündröhrchen hinein. Die anderen Mannschaftsmitglieder schoben das Geschütz vor, bis das Rohr aus der geöffneten Stückpforte ragte. Es standen Handspaken zur Verfügung, große, keulenartige Holzhebel, die benutzt werden konnten, um das Geschütz nach links oder rechts auszurichten, aber keiner von den Mannschaften benutzte sie. Sie zielten nicht ernsthaft mit dem Geschütz, sondern erfüllten nur die obligatorischen Schritte der Übung, sodass im Logbuch bestätigt werden konnte, dass die Vorschriften der Company erfüllt worden waren.
    »Da ist euer Ziel!«, rief Captain Cromwell. Sharpe, der durch die Stückpforte starrte, sah ein winziges Fass auf den Wellen schaukeln. Er hatte keine Ahnung, wie groß die Entfernung war, konnte nur warten, bis das Fass in die Schusslinie schwamm, und dann wiederum warten, bis sich das Schiff im Wellengang aufwärts bewegte. Dann sprang er gewandt zur Seite und zog an der Abzugsleine. Das Steinschloss schlug nach vorn, ein kleiner Feuerstrahl zuckte aus dem Zündloch, und dann polterte das Geschütz auf seinen kleinen Rädern zurück und sein Rauch wehte fast bis zur Hälfte des Hauptsegels hinauf, als die Pulverflamme durch die weiße Wolke stach. Die dicken Brooktaue erzitterten, Teilchen der Anstrichfarbe wirbelten durch die Luft, und Mister Binns rief aufgeregt vom Achterdeck: »Ein Treffer, Sir, ein Treffer! Ein Treffer! Voll drauf, Sir! Ein Treffer!«
    »Wir haben Sie schon beim ersten Mal gehört, Mister Binns«, grollte Cromwell.
    »Aber es ist ein Treffer, Sir!«, protestierte Binns und dachte, dass niemand ihm glaubte.
    »Rauf auf den Großmast!«, fuhr Cromwell Binns an. »Ich habe Ihnen befohlen, still zu sein. Wenn Sie nicht lernen können, Ihre Zunge zu hüten, Junge, dann gehen Sie rauf und schreien Sie die Wolken an. Rauf!« Er wies zur Spitze des Großmasts. »Und Sie bleiben dort, bis ich Ihre übel riechende Anwesenheit wieder ertragen kann.«
    Mathilde hatte vom Achterdeck begeistert applaudiert. Lady Grace war ebenfalls dort, und Sharpe war sich beim Zielen Ihrer Anwesenheit sehr bewusst gewesen.
    »Das war verdammtes Glück«, sagte der alte Seemann.
    »Reines Glück«, stimmte Sharpe zu.
    »Und Sie haben den Käptn zehn Guineen gekostet«, fügte der alte Mann kichernd hinzu.
    »Was habe ich?«
    »Er hat mit Mister Tufnell gewettet, dass niemand das Ziel jemals treffen wird.«
    »Ich dachte, das Wetten und Spielen ist an Bord verboten.«
    »Es ist vieles verboten, aber das schließt nicht aus, dass es passiert.«
    Sharpe dröhnte und klingelte es noch in den Ohren, als er vom rauchenden Geschütz wegtrat.
    Tufnell, der Erste Offizier, bestand darauf, ihm die Hand zu schütteln, und wollte nichts von seiner Behauptung wissen, dass es reines Glück gewesen war. Dann trat Tufnell zur Seite, denn Captain Cromwell kam vom Achterdeck herunter und näherte sich Sharpe.
    »Haben Sie schon einmal eine Kanone abgefeuert?«, fragte der Captain grimmig.
    »Nein, Sir.«
    Cromwell spähte zur Takelage hinauf, dann sah er seinen Ersten Offizier an. »Mister Tufnell?«
    »Sir?«
    »Ein gebrochenes Tau. Da, am Marssegel!« Cromwell wies hin, und Sharpe folgte seinem ausgestreckten Finger und sah, dass eines der Fußpferde, auf denen die Matrosen in der Takelage bei der Arbeit standen, gerissen war. »Ich will kein marodes Schiff befehligen, Mister Tufnell«, schnarrte Cromwell. »Dies ist kein Lastboot mit Heu auf der Themse, Mister Tufnell, sondern ein Ostindienfahrer! Lassen Sie das flicken, Mann, bringen Sie das in Ordnung!«
    Tufnell schickte zwei Matrosen hoch, um das gebrochene Tau zu ersetzen, während Cromwell der nächsten Mannschaft zuschaute, die das Geschütz

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