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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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die die große Kabine teilte. Sie bestand aus dünnem Paneelholz, das ausgebaut werden konnte, wenn nur ein Passagier in den Luxusquartieren wohnte. »Der Steward des Kapitäns sagte mir, dass seine Kabine doppelt so groß wie diese und geteilt ist. Er hat eine Seite und sie die andere. Sie sind wie - wie sagt man? - Hund und Katze?«
    Sharpe nickte.
    »Er bellt und sie faucht. Ich wünsche Ihnen trotzdem Spaß. Die Götter wissen, was die Frauen aus uns machen. Sie denken vermutlich, wir sind Bullen und sie Kühe. Sollen wir uns zu Mathilde aufs Deck gesellen?« Pohlmann nahm zwei Zigarren vom Sideboard. »Der Kapitän sagt, wir sollen nicht an Bord rauchen. Wir müssen uns mit Kautabak begnügen, aber er kann beim Bumsen qualmen.« Er zündete die Zigarren an, reichte eine Sharpe und führte ihn dann die Treppe hinauf zum Achterdeck.
    Mathilde stand an der Reling und starrte auf einen Seemann hinab, der die Lampe im Kompasshaus anzündete, das einzige Licht, das auf dem Schiff in der Dunkelheit erlaubt war, während Lady Grace an der Heckreling unter der großen Hecklaterne stand, die auf dieser Reise nicht angezündet werden würde, solange die Gefahr bestand, dass die Revenant oder ein anderes französisches Schiff den Konvoi entdeckte.
    »Gehen Sie zu ihr und reden Sie mit ihr«, sagte Pohlmann grinsend und stieß Sharpe mit dem Ellbogen an.
    »Ich wüsste ihr nichts zu sagen.«
    »Sie sind also nicht wirklich tapfer«, meinte Pohlmann. »Ich wage zu sagen, Sie würden nicht zweimal überlegen, ob Sie eine Linie von Geschützen angreifen, wie ich sie bei Assaye hatte, aber bei einer schönen Frau trauen Sie sich nicht.«
    Lady Grace stand einsam da, eingehüllt in einen Mantel. Ein Dienstmädchen stand abseits von ihr auf dem Deck, als sei es nervös und fürchte sich vor ihr.
    Sharpe war ebenfalls nervös. Er wünschte, mit ihr zu reden, doch er wusste, dass er ins Stammeln geraten würde. So blieb er neben Pohlmann und starrte zu den Segeln der anderen Schiffe des Konvois hinüber, die gerade noch zu erkennen waren. Auf dem Vordeck wurde Violine gespielt, und eine Gruppe Matrosen tanzte einen alten Matrosentanz.
    »Sind Sie wirklich aus den Mannschaften heraus zum Offizier aufgestiegen?«, fragte eine kühle Stimme. Sharpe wandte sich um und sah Lady Grace, die zu ihm gekommen war.
    Im ersten Augenblick war er sprachlos vor Überraschung, doch dann schaffte er es, zu nicken und zu sagen: »Ja, Ma'am, Mylady.«
    Sie blickte in seine Augen. Sie war groß genug, um nicht zu ihm aufsehen zu müssen. Die Farbe ihrer großen Augen war in der Dunkelheit kaum zu erkennen, aber beim Abendessen hatte Sharpe gesehen, dass sie grün waren. »Es müssen problematische Umstände gewesen sein«, sagte sie, immer noch mit kühler, distanzierter Stimme, als sei sie zu dieser Unterhaltung gezwungen worden und nur widerwillig dazu bereit.
    »Ja, Ma'am«, sagte Sharpe von Neuem und kam sich wie ein Dummkopf vor. Er war angespannt, ein Muskel zuckte in seinem linken Bein, sein Mund war trocken und in seinem Bauch war ein unbehagliches Gefühl, die gleichen Empfindungen, die er immer hatte, wenn er auf die Schlacht wartete. »Bevor es geschah, Ma'am«, platzte er heraus, denn er wollte etwas anderes als eine einsilbige Antwort geben, »habe ich es mir erträumt, aber danach? Ich glaube, ich hätte es mir gar nicht erst wünschen sollen.«
    Ihr Gesicht war ausdruckslos. Schön, aber ausdruckslos. Sie ignorierte Pohlmann und Mathilde, sondern schaute nur übers Achterdeck, bevor sie wieder Sharpe anblickte. »Wer macht es so problematisch?«, fragte sie. »Die einfachen Soldaten oder die Offiziere?«
    »Beide, Ma'am«, sagte Sharpe. Er bemerkte, dass der Rauch seiner Zigarre ihr unangenehm war, und so warf er sie über Bord. »Die ehemaligen Kameraden bezweifeln, dass man ein richtiger Offizier ist, und die Offiziere - nun, es ist, als ob es sich ein Arbeitshund plötzlich auf dem feinen Kaminvorleger bequem gemacht hätte. Da werden die Schoßhunde neidisch.«
    Sie lächelte leicht. »Sie müssen mir erzählen«, sagte sie mit einer Stimme, die immer noch darauf schließen ließ, dass sie nur höflich plauderte, »wie Sie Arthur das Leben gerettet haben.« Sharpe sah, wie an ihrem linken Auge aus Nervosität ein Muskel zuckte. »Er ist ein Cousin von mir«, fuhr sie fort, »aber ein sehr entfernter. Keiner von der Familie dachte, dass er es je zu etwas bringt.«
    Es hatte ein paar Sekunden gedauert, bis Sharpe erkannt hatte, dass

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