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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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abfeuerte. Die Kanone prallte zurück, der Rauch quoll auf, und die Kugel schlug gut hundert Yards von dem auf und ab schaukelnden Fass entfernt ein.
    »Ziel verfehlt!«, meldete Binns vom Großmast.
    »Ich habe ein Auge für Mängel«, sagte Cromwell mit seiner rauen, tiefen Stimme, »wie Sie zweifellos auch, Mister Sharpe. Sie sehen an die hundert Mann bei einer Parade, und bestimmt fällt Ihr Blick auf einen schlampigen Soldaten mit einer dreckigen Muskete. Habe ich recht?«
    »Ich hoffe es, Sir.«
    »Ein gebrochenes Tau kann einen Mann töten. Er kann deswegen aufs Deck stürzen und sich den Hals und seiner Mutter das Herz brechen. Ihr Sohn wollte mit seinem Fuß Halt finden, und da war nichts als Leere unter ihm. Wollen Sie, dass Ihrer Mutter das Herz bricht, Mister Sharpe?«
    Sharpe sagte sich, das dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um zu erklären, das er seit langer Zeit eine Waise war. »Nein, Sir.«
    Cromwell ließ seinen Blick auf dem Hauptdeck schweifen, das voller Männer war, die zu den Geschützmannschaften zählten. »Was fällt Ihnen bei diesen Männern auf, Mister Sharpe?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Sir.«
    »Diese Männer sind in Hemdsärmeln, Mister Sharpe. Alle außer Ihnen und mir sind in Hemdsärmeln. Ich lasse meinen Rock an, Sharpe, weil ich Kapitän dieses Schiffs bin und es sich schickt, förmlich gekleidet vor seinen Männern zu erscheinen. Aber warum, frage ich mich, lässt Mister Sharpe an einem heißen Tag seinen wollenen Rock an? Halten Sie sich für den Käptn?«
    »Mir ist es nur kalt, Sir«, log Sharpe.
    »Kalt?« Cromwell schnaubte. Er stellte seinen rechten Fuß auf eine Spalte zwischen den Decksplanken. Als er den Fuß hob, haftete ein Streifen von geschmolzenem Teer an seiner Schuhsohle. »Es ist Ihnen nicht kalt, Mister Sharpe, Sie schwitzen. Schwitzen! Also kommen Sie mit mir, Mister Sharpe.«
    Der Captain wandte sich um und führte Sharpe zum Achterdeck hinauf. Die Passagiere, die bei der Schießübung zuschauten, machten Platz für die beiden Männer. Sharpe nahm plötzlich das Parfüm von Lady Grace wahr, und dann folgte er Cromwell den Niedergang hinab zur großen Kabine, dem Quartier des Kapitäns. Cromwell schloss die Tür auf, schob sie auf und forderte Sharpe mit einer Geste auf, einzutreten.
    »Mein Heim«, brummte der Captain.
    Sharpe hatte erwartet, dass der Kapitän eine der Heckkabinen mit ihren großen, breiten Fenstern hatte, doch es war wohl profitabler, solche Quartiere an Passagiere zu vergeben, und Cromwell gab sich mit einer kleineren Kabine auf der Backbordseite zufrieden. Dennoch war es eine komfortable Kabine. Eine Schlafkoje war in eine Bücherwand eingefügt, und auf einem Tisch lagen Karten, die mit drei Laternen und einem Paar langläufiger Pistolen beschwert waren. Das Tageslicht strömte durch ein geöffnetes Fenster, über dem sich die See an der weiß getünchten Decke widerspiegelte.
    Cromwell schloss einen kleinen Schrank auf und entnahm ihm ein Barometer und etwas, das wie eine dicke Uhr aussah, die von einem Haken hing. »Dreihundertzwanzig Guineen«, sagte Cromwell und klopfte auf das Stück.
    »Ich habe nie eine Uhr besessen«, erwiderte Sharpe.
    »Es ist keine Uhr, Mister Sharpe«, sagte Cromwell, und es klang fast angewidert, »sondern ein Chronometer. Ein Wunder der Wissenschaft. Ich bezweifle, dass es mehr als zwei Sekunden zwischen hier und Britannien verlieren wird. Es ist diese Maschine, Mister Sharpe, die uns mitteilt, wo wir sind.« Er blies ein Staubkörnchen von dem Chronometer, klopfte leicht auf das Barometer, schob dann sorgfältig das Schränkchen zu und verschloss es. »Ich sichere meine Schätze, Mister Sharpe. Sie, andererseits, stellen Ihre zur Schau.«
    Sharpe sagte nichts, und der Captain wies auf den einzigen Sessel in der Kabine. »Nehmen Sie Platz, Mister Sharpe. Wundern Sie sich wegen meines Namens?«
    Sharpe fühlte sich unbehaglich. »Ihr Name ist - ungewöhnlich, Sir«, sagte er mit einem Schulterzucken.
    »Er ist sonderbar«, sagte Peculiar Cromwell und fügte ein Lachen hinzu, das keine Heiterkeit verriet. »Meine Familie, Mister Sharpe, waren leidenschaftliche Christen, und sie nannten mich nach der Bibel. Nach dem fünften Buch Mose, Kapitel vierzehn, Vers zwei. Es ist nicht leicht, Mister Sharpe, mit einem solchen Namen zu leben. Er lädt zu Lächerlichkeiten ein. Meistens hat mich dieser Name zu einer Lachnummer gemacht!« Er sagte es so heftig, als ärgere er sich immer noch über alle

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