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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Leute, die ihn jemals verspottet hatten, aber Sharpe, der angespannt auf der Kante des Sessels hockte, konnte sich nicht vorstellen, dass sich jemand über Peculiar Cromwell, den hartgesichtigen Mann mit der rauen Stimme, jemals lustig gemacht hatte.
    Cromwell setzte sich auf seine Koje, legte die Ellbogen auf die Karten und heftete den Blick auf Sharpe. »Ich wurde für Gott beiseitegeschoben, und das trägt zu einem einsamen Leben bei. Mir wurde eine richtige Bildung versagt. Andere Leute studieren in Oxford oder Cambridge, werden mit Wissen vollgestopft, doch ich wurde zur See geschickt, weil meine Eltern glaubten, ich wäre, fern von jeder Küste, gegen jede irdische Versuchung gefeit. Doch ich habe mich selbst gebildet, Mister Sharpe. Ich habe aus Büchern gelernt ...«, er wies auf die Bücherregale, »... und herausgefunden, dass ich einen passenden Namen habe. Ich bin peculiar, absonderlich, in meinen Meinungen, Ansichten und Entscheidungen, Mister Sharpe.« Er schüttelte den Kopf, und sein langes Haar, das bis auf die Schultern seines schweren blauen Rocks fiel, geriet in Wallung. »Rings um mich sehe ich gebildete Männer, rational denkende, vernünftige Männer, vor allem gesellige Männer, aber ich habe festgestellt, dass keiner jemals eine große Tat vollbrachte. Nur die Einsamen, Mister Sharpe, bringen es zu wahrer Größe.« Er blickte finster drein, als sei diese Last fast zu schwer zu tragen. »Ich glaube, Sie sind ebenfalls ein absonderlicher Mann«, fuhr Cromwell fort. »Das Schicksal hat Sie von Ihrem natürlichen Platz aus dem Bodensatz der Gesellschaft gezerrt und zu einem Offizier gemacht. Und dies ...«, er lehnte sich vor und stieß einen Finger in Sharpes Richtung, »... muss Sie einsam machen.«
    »Es hat mir nie an Freunden gemangelt«, sagte Sharpe, der die Unterhaltung peinlich fand.
    »Sie haben Selbstvertrauen, Mister Sharpe«, sagte Cromwell dröhnend und ignorierte Sharpes Worte, »so wie ich mir Selbstvertrauen in der Erkenntnis angeeignet habe, dass man keinem anderen trauen kann. Wir sind beiseitegestellt worden, Sie und ich, als einsame Männer dazu verdammt, das Treiben derjenigen zu beobachten, die nicht peculiar, absonderlich, sind. Aber heute, Mister Sharpe, werde ich darauf bestehen, das Sie Ihr Misstrauen zurückstellen. Ich verlange, dass Sie mir vertrauen.«
    »Wobei, Sir?«
    Cromwell blickte auf den Kompass, der über der Koje befestigt war. »Ein Schiff ist eine kleine Welt, Mister Sharpe«, sagte er, »und ich bin auf diesem Schiff der Herr über alles, habe sogar die Macht über Leben und Tod. Aber ich sehne mich nicht nach dieser Macht. Meine Sehnsucht ist die Ordnung, Mister Sharpe. Ordnung!« Er schlug mit einer Hand auf die Karten. »Und ich werde keinen Diebstahl auf meinem Schiff dulden!«
    Sharpe setzte sich empört auf. »Diebstahl! Wollen Sie damit sagen ...«
    »Nein!«, unterbrach Cromwell ihn. »Natürlich beschuldige ich Sie nicht. Aber es wird Diebstahl geben, Mister Sharpe, wenn Sie weiterhin Ihren Wohlstand so zur Schau stellen.«
    Sharpe lächelte. »Ich bin ein Ensign, Sir, der Niedrigste der Offiziere. Sie sagen selbst, dass mich das Schicksal aus meinem natürlichen Platz in der Gesellschaft angehoben hat, und Sie wissen, dass es dort unten kein Geld gibt. Ich bin nicht wohlhabend.«
    »Und was, Mister Sharpe, ist dann in die Säume Ihres Rockes eingenäht?«, fragte Cromwell.
    Sharpe schwieg. Eine Riesensumme war in die Säume seines Rocks, oben in seine Stiefel und in den Hosenbund eingenäht, und die Juwelen in seinem Rock waren zu erahnen, weil der rote Stoff so abgetragen war.
    »Seeleute sind scharfsichtig, Mister Sharpe«, grollte Cromwell. Er wirkte verärgert, als das Geschütz auf dem Hauptdeck feuerte, als hätte ihn der Lärm beim Denken gestört. »Seeleute müssen scharfsichtig sein«, fuhr er fort, »und meine sind clever genug, um zu wissen, dass ein Soldat seine Beute an seinem Körper versteckt, und sie sind scharfsichtig genug, um zu bemerken, dass Mister Sharpe seinen Rock nicht auszieht. Eines Nachts, Mister Sharpe, wenn Sie an Deck frische Luft schöpfen, wird ein scharfsichtiger Matrose hinter Ihnen auftauchen. Ein Messerstich oder ein Schlag auf Ihren Schädel. Ein Platschen in der Dunkelheit und gute Nacht. Wer würde Sie vermissen?« Er enthüllte bei seinem Lächeln lange gelbe Zähne und berührte dann eine der Pistolen auf dem Tisch. »Wenn ich Sie jetzt erschieße, Ihre Leiche ausziehe und dann durch das Fenster

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