Sharpes Trafalgar
zurück, und die Männer tranken ein Glas Portwein, doch die Atmosphäre war steif, und Pohlmann, sichtlich gelangweilt, entschuldigte sich bei der Gesellschaft und forderte Sharpe mit einer Geste auf, ihm zu folgen. Er führte Sharpe zu seiner Kabine ein Deck tiefer, wo Mathilde jetzt auf einem mit Seide bezogenen Sofa lag. Ihr gegenüber saß auf einem identischen Sofa ein älterer Mann, der lebhaft auf Deutsch mit ihr sprach. Sofort erhob er sich und verneigte sich respektvoll.
Pohlmann wirkte überrascht, ihn zu sehen, und winkte ihn zur Tür. »Ich werde Sie heute Abend nicht brauchen«, sagte er auf Englisch.
»Sehr gut, Mylord«, antwortete der Mann, offenbar Pohlmanns Diener, in derselben Sprache, warf einen Blick auf Sharpe und verließ die Kabine. Pohlmann befahl Mathilde gebieterisch, etwas Luft auf dem Achterdeck zu schöpfen. Als sie fort war, schenkte er zwei große Brandys ein und grinste Sharpe an. »Ich hätte fast einen Herzschlag bekommen, als ich Sie an Bord sah«, sagte er und hielt dramatisch eine Hand auf seine Brust.
»Was würde es schon ausmachen, wenn man wüsste, wer Sie in Wirklichkeit sind?«, fragte Sharpe.
Pohlmann grinste. »Wie viel Kredit werden Händler einem Sergeant Anthony Pohlmann geben? Wohl keinen, wie? Aber dem Baron von Dornberg! Aaah! Sie stehen Schlange, um dem Baron Kredit zu geben. Sie fallen über ihre fetten Füße, um Guineen in seine Tasche zu schütten.«
Sharpe ließ seinen Blick durch die große Kabine schweifen. Sie war mit zwei Sofas, einem Sideboard, einem niedrigen Tisch, einer Harfe und einem breiten Bett aus Teak mit Schnitzereien auf dem Kopfbrett eingerichtet. »Es muss Ihnen in Indien gut gegangen sein.«
Pohlmann lachte. »Für einen ehemaligen Sergeant, wie? Ich habe einigen Kies gemacht, mein lieber Sharpe. Aber nicht so viel, wie ich mir gewünscht habe, und nicht annähernd so viel, wie ich bei Assaye verloren habe. Aber ich kann mich nicht beschweren. Wenn ich sparsam bin, werde ich nie wieder arbeiten müssen.« Er blickte auf den Saum von Sharpes rotem Rock, wo die eingenähten Juwelen kleine Beulen in dem abgetragenen Stoff bildeten. »Ich sehe, Ihnen ist es in Indien ebenfalls gut gegangen, wie?«
Sharpe war sich bewusst, dass der ausgefranste, abgenutzte Stoff des Rocks ein unsicherer Platz als Versteck für die Diamanten, Smaragde und Rubine war, aber darüber wollte er nicht mit Pohlmann sprechen. Stattdessen wies er auf die Harfe. »Sie spielen?«
»Mein Gott, nein! Mathilde spielt. Sehr schlecht, aber ich sage ihr, dass es wundervoll ist.«
»Sie ist Ihre Frau?«
»Bin ich ein Schwachkopf? Ein Blödmann? Würde ich heiraten? Ha! Nein, Sharpe. Sie war die Hure eines Radschas, und als er ihrer überdrüssig war, übernahm ich sie. Sie stammt aus Bayern und will Babys, also ist sie doppelt blöde, doch sie wird mir das Bett wärmen, bis ich in der Heimat bin, und dann werde ich eine Jüngere finden. Sie haben also Dodd gekillt?«
»Ich nicht, ein Freund hat ihn getötet.«
»Er hatte den Tod verdient. Ein schrecklicher Mann.« Pohlmann schauderte es. »Und Sie? Sie reisen allein?«
»Ja.«
»Im Rattenloch, wie?« Er blickte zum Saum von Sharpes Uniformrock. »Sie behalten Ihre Juwelen, bis Sie in England sind, und reisen im unteren Zwischendeck. Aber wichtiger, mein vorsichtiger Freund, werden Sie verraten, wer ich bin?«
»Nein«, erwiderte Sharpe mit einem Lächeln. Er hatte Pohlmann, den Hannoveraner, zum letzten Mal gesehen, als er sich in einer Bauernhütte in Assaye versteckt hatte. Sharpe hätte ihn festnehmen und die Lorbeeren einheimsen können, weil er den Kommandeur der besiegten Armee gefangen genommen hätte, doch er hatte fortgeblickt und den großen Mann entkommen lassen. »Aber ich nehme an, mein Schweigen ist Ihnen etwas wert«, fügte Sharpe hinzu.
»Sie wollen Mathilde, sagen wir jeden Freitag?« Pohlmann, sicher, dass sein Geheimnis bei Sharpe gut aufgehoben war, konnte seine Erleichterung nicht verbergen.
»Vielleicht ein paar Einladungen zum Abendessen.«
Pohlmann war überrascht von Sharpes bescheidener Bitte. »Sie lieben also Captain Cromwells Gesellschaft?«
»Nein.«
Pohlmann lachte. »Lady Grace«, sagte er leise. »Ich habe gesehen, Sharpe, wie Ihnen die Zunge heraushing wie einem scharfen Hund. Sie lieben die Damen schlank und zart, nicht wahr?«
»Mir gefällt sie.«
»Ihr Mann ist nicht so begeistert von ihr«, sagte Pohlmann. »Wir hören sie durch die Trennwand.« Er wies auf die Wand,
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