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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Segel gesichtet, das erste, seit die Calliope den Konvoi verlassen hatte. Es dämmerte, und der Himmel über dem fernen Madagaskar war noch dunkel, als ein Ausguck sah, wie das erste Sonnenlicht steuerbord vor dem Bug von einem Segel reflektiert wurde. Captain Cromwell, von Leutnant Tufnell aus seiner Kabine gerufen, erschien aufgeregt. Er trug ein langes Nachthemd, und sein langes Haar war im Nacken zu einem Knoten gebunden. Er starrte durch ein altes Fernrohr zu den Segeln des fremden Schiffs.
    »Das ist kein einheimisches Schiff«, hörte Sharpe ihn sagen. »Es hat anständige Marssegel. Das ist christliches Segeltuch.« Cromwell befahl, die Geschütze auf dem Hauptdeck loszulaschen. Pulver wurde aus den Magazinen geholt, während Cromwell seine Uniform anzog. Tufnell kletterte zum Großmars hinauf, der mit einem Fernrohr ausgerüstet war. Er schaute lange hindurch, dann rief er, er glaube, bei dem fernen Schiff handele es sich um einen Walfänger. Cromwell wirkte erleichtert, ließ jedoch die Pulverladungen an Deck, nur für den Fall, dass es sich als Kaperschiff erwies.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis das ferne Schiff vom Deck der Calliope gesehen werden konnte, und seine Anwesenheit brachte die Passagiere an Bord. Wie der Blick auf Land, war dies eine Abwechslung in der täglichen Langeweile.
    Sharpe war gegenüber den anderen Passgieren im Vorteil, denn er besaß ein Fernrohr. Das Instrument war ein hervorragendes Fernglas von Matthew Berge aus London, in das die Daten der Schlacht von Assaye eingraviert waren. Sir Arthur Wellesley hatte Sharpe das Fernrohr geschenkt, und über den Daten war sein Dank eingraviert, obwohl Wellesley bei der Übergabe wie üblich distanziert und etwas verlegen gewesen war. »Sie sollen nicht denken, ich hätte nicht gewusst, welche Dienste Sie für mich geleistet haben«, hatte der General gesagt.
    »Ich habe die Dienste gern geleistet, Sir«, hatte Sharpe ebenso verlegen geantwortet.
    Sir Arthur hatte sich zwingen müssen, noch etwas mehr zu sagen. »Denken Sie immer daran, Mister Sharpe, dass die Augen eines Offiziers wertvoller sind als sein Degen.«
    »Ich werde es mir merken, Sir«, hatte Sharpe gesagt und gedacht, der General wäre ohne den Degen des Ensigns Sharpe tot gewesen. »Und vielen Dank, Sir«, hatte Sharpe gesagt. Er erinnerte sich daran, dass er von dem Fernrohr enttäuscht gewesen war. Er hatte gedacht, dass ein guter Degen eine bessere Belohnung dafür gewesen wäre, dass er dem General das Leben gerettet hatte.
    Sir Arthur hatte grimmig geblickt, doch Campbell, einer seiner Adjutanten, hatte versucht, freundlich zu sein. »Sie gehen also zu den Schützen, Sharpe?«
    »So ist es, Sir.«
    Sir Arthur hatte die Unterhaltung schnell beendet. »Dort werden Sie glücklich sein, dessen bin ich sicher. Ich danke Ihnen, Mister Sharpe. Einen guten Tag.«
    Und so war Sharpe in den Besitz eines Fernrohrs gekommen, auf das reichere Männer neidisch wären. Er richtete es jetzt auf das fremde Schiff, das für sein ungeübtes Auge viel kleiner als die Calliope war. Es war gewiss kein Kriegsschiff, anscheinend ein kleines Handelsschiff.
    »Das ist ein Jonathon!«, rief Tufnell von oben. Sharpe richtete das Fernrohr nach links und sah eine verblichene Flagge am Heck des fernen Schiffes. Die Flagge ähnelte sehr dem rot und weiß gestreiften Banner der East India Company, doch dann hob der Wind sie an, und Sharpe sah die Sterne im oberen linken Viereck und erkannte, dass sie amerikanisch war.
    Major Dalton war zum Hauptdeck gekommen und stand nun neben Sharpe. Höflich bot er dem Schotten das Fernrohr an. Der Schotte blickte hindurch zu dem fernen Schiff. »Es transportiert Pulver und Munition nach Mauritius«, sagte er.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das liegt auf der Hand. Kein französisches Handelsschiff wagt es, in diesen Gewässern zu segeln, also liefern die verdammten Amerikaner Waffen an Mauritius. Und sie haben den Nerv, sich als neutral zu bezeichnen! Zweifellos machen sie prächtigen Profit, und das ist alles, was für sie zählt. Dies ist ein sehr feines Glas, Sharpe!«
    »Es ist ein Geschenk, Major.«
    »Ein schönes.« Dalton gab das Fernrohr zurück und runzelte die Stirn. »Sie sehen müde aus, Sharpe.«
    »Ich habe nicht viel Schlaf gehabt, Major.«
    »Hoffentlich sind Sie nicht erkrankt. Lady Grace sieht ebenfalls sehr blass aus. Ich hoffe, es ist kein Fieber an Bord ausgebrochen. Als ich ein Kind war, kam eine Brigantine nach Leith. Es können nicht mehr als

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