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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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du verdammter Idiot«, murmelte er vor sich hin. Dann nahm er die Bürste und säuberte seinen Rock zu Ende.
    Pohlmann wirkte überrascht, dass Sharpe an dem Dinner teilnehmen wollte, und fragte sich bestimmt, wer ihn eingeladen haben mochte, doch er begrüßte Sharpe überschwänglich und rief dem Steward zu, einen weiteren Stuhl aufs Achterdeck zu holen.
    Ein Zeichentisch war mit weißem Leinentuch und Silbergeschirr gedeckt worden. »Ich wollte Sie selbst einladen«, sagte Pohlmann zu Sharpe, »doch in der Aufregung beim Anblick des Jonathon habe ich das ganz vergessen.«
    Es gab keine Priorität an diesem Tisch, denn Captain Cromwell dinierte nicht mit seinen Passagieren, doch Lord William sorgte dafür, dass er am Kopf des Tisches saß, und dann lud er den Baron freundlich ein, neben ihm Platz zu nehmen. »Wie Sie wissen, mein lieber Baron, erstelle ich gerade einen Bericht über die zukünftige Politik der Regierung Seiner Majestät gegenüber Indien, und ich würde Ihre Meinung über die verbleibenden Marathen-Staaten schätzen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen viel erzählen kann«, sagte Pohlmann, »denn ich kenne die Marathen kaum, aber ich werde Ihnen gefällig sein, so gut ich kann.« Dann nahm zu Lord Williams offensichtlicher Verwirrung Mathilde den Platz zu seiner Linken ein und forderte Sharpe auf, sich neben sie zu setzen.
    »Ich bin der Gast des Majors, Mylady«, erklärte Sharpe seine Abneigung, sich neben Mathilde zu setzen, doch Dalton schüttelte den Kopf und bestand darauf, dass Sharpe auf dem angebotenen Stuhl Platz nahm.
    »Jetzt habe ich auf jeder Seite von mir einen gut aussehenden Mann!«, erklärte Mathilde in ihrem holprigen Englisch und erntete einen Blick vernichtender Herablassung von Lord William. Lady Grace, die einen Platz neben ihrem Mann verschmähte, blieb stehen, bis Lord William zu dem Stuhl neben Pohlmann nickte, was bedeutete, dass sie Sharpe direkt gegenübersitzen würde.
    In hervorragend gespielter Missbilligung blickte sie zu Sharpe und hob dann fragend die Augenbrauen für ihren Mann, der mit den Schultern zuckte, als könne er nichts dafür, dass sie das Pech hatte, gegenüber einem popeligen Ensign zu sitzen, und so nahm Lady Grace Platz. Keine acht Stunden zuvor hatte sie nackt in Sharpes Bett gelegen, doch jetzt war ihre Geringschätzung für ihn grausam offensichtlich. Fazackerly, der Anwalt, bat um die Erlaubnis, sich neben sie setzen zu dürfen, und sie lächelte ihn wohlwollend an, als sei sie erleichtert, einen Tischgefährten zu haben, mit dem sie sich zivilisiert unterhalten konnte.
    »Neunundsechzig Meilen«, sagte Leutnant Tufnell, als er sich zu den Passagieren gesellt hatte. »Wir hätten mehr schaffen können, viel mehr, aber der Wind spielt nicht mit.«
    »Meine Frau«, sagte Lord William und schüttelte seine Serviette aus, »behauptet, wir würden schneller vorankommen, wenn wir nicht außen an Madagaskar vorbeisegeln würden. Hat sie recht, Leutnant?« Sein Tonfall klang, als hoffe er, dass sie sich irrte.
    »Sie hat tatsächlich recht, Mylord«, sagte Tufnell, »denn es gibt eine starke Strömung an der afrikanischen Küste. Doch die Madagaskar-Straße ist bekannt dafür, sehr stürmisch zu sein. Und der Captain meinte, wir könnten besser zurechtkommen, wenn wir außen herumfahren, was wir tun werden, wenn der Wind auffrischt.«
    »Hörst du, Grace?« Lord William sah seine Frau an. »Der Captain kennt offenbar sein Geschäft.«
    »Ich dachte, wir sind in Eile, um als Erste in London zu sein«, sagte Sharpe zu Tufnell.
    Der Erste Offizier zuckte mit den Schultern. »Wir haben stärkeren Wind erwartet. Nun, soll ich die Zunge anschneiden? Major, reichen Sie bitte den Kohlsalat weiter. Sharpe? Dies ist ein Chutney in der abgedeckten Schüssel, eine scharf gewürzte Paste aus Früchten. Baron, schenken Sie vielleicht etwas Wein ein? Major Dalton, wir schulden Ihnen Dank für den Wein und für diese sehr feine Zunge.«
    Die Gäste murmelten Anerkennendes über Daltons Großzügigkeit und schauten dann zu, wie Tufnell die Zunge schnitt. Der Erste Offizier reichte die Teller mit den Portionen am Tisch weiter. »Wirklich eine feine ...«, sagte Fazackerly, als sich das Schiff unter einem Wellenkamm hob und einer der Teller aus Major Daltons Hand rutschte und dicke Scheiben von gepökelter Zunge auf das Tischtuch rutschten. »Lapsus linguae«, sagte Fazackerly ernst und wurde mit sofortigem Gelächter belohnt.
    »Sehr gut!«, sagte Lord William.

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