Sharpes Trafalgar
Blut pulsierte, und dann taumelte er, fiel auf die Knie und stieß einen gurgelnden Laut aus.
Ein Seesoldat trat durch die zersplitterte Trennwand und starrte entsetzt auf den großen Lieutenant, der fassungslos zu Sharpe aufblickte. Dann fiel Bursay vorwärts, prallte mit dem Kopf hart auf, und ein Schwall Blut spritzte über den Boden und versickerte in den Ritzen zwischen den Planken.
Der Seesoldat hob seine Muskete an, doch in diesem Augenblick blaffte eine befehlsgewohnte Stimme etwas auf Französisch, und der Mann ließ die Waffe sinken. Major Dalton stieß den Seesoldaten zur Seite und sah Bursay, zuckend im Todeskampf, am Boden.
»Haben Sie das gemacht, Sharpe?«, fragte der Major, kniete sich nieder und hob den Kopf des Lieutenant an, ließ ihn jedoch schnell wieder sinken, als Blut aus der Wunde in seinem Hals sprudelte.
»Ja, er wollte mich mit seinem Entermesser bestimmt nicht streicheln«, erwiderte Sharpe. Er wischte die Spitze der Degenklinge am Saum seines Rocks ab, schob sich an dem Seesoldaten vorbei und spähte durch die beschädigte Trennwand. Lady Grace kauerte immer noch zitternd auf dem Bett. Sie starrte ihn an.
Dalton sprach auf Französisch mit dem Seesoldaten, befahl ihm offenbar, sich auf dem Achterdeck zu melden, dann spähte Lord William um die zerschmetterte Trennwand herum, sah Bursays Leiche und blickte zu Sharpes blutigem Gesicht auf.
»Was ...«, begann er, doch dann fehlten ihm die Worte. Auf Lord Williams Wange war eine blutige Schramme, die ihm Bursay zugefügt hatte. Der Franzose lag jetzt reglos da. Lady Grace schluchzte immer noch, rang um Atem und stieß einen wimmernden Laut aus.
Sharpe warf seinen Degen auf Pohlmanns Bett und schob sich an Lord William vorbei. »Es ist alles in Ordnung, Mylady«, sagte er, »er ist tot.«
»Tot?«
»Ja, er ist tot.«
Ein seidener, bestickter Morgenrock, vermutlich der von Lord William, hing über dem Fuß des Bettes, und Sharpe zog ihn herab und warf ihn Lady Grace zu. Sie legte ihn um ihre Schultern. Dann begann sie wieder zu zittern. »Es tut mir leid«, schluchzte sie. »Es tut mir leid.«
»Es braucht Ihnen nichts leidzutun, Mylady«, sagte Sharpe.
»Sie werden diese Kabine verlassen, Sharpe«, sagte Lord William kalt. Er zitterte leicht, und Blut aus der Schramme an seiner Wange sickerte auf sein Kinn.
Lady Grace wandte sich zu ihrem Mann. »Du hast nichts getan!«, fuhr sie ihn an. »Gar nichts!«
»Du bist hysterisch, Grace, nimm dich zusammen. Der Mann hat mich fast erschlagen!«, protestierte er. »Ich versuchte ihn aufzuhalten, und er schlug mich!«
»Du hast nichts getan!«, sagte Lady Grace von Neuem.
Lord William rief Lady Graces Mädchen, das wie er unter der Bewachung des Seesoldaten in der Kabine gewesen war. »Beruhige sie, um Himmels willen«, sagte er zu dem Mädchen. Dann ruckte sein Kopf zu Sharpe herum, und sein zorniger Blick wies ihn aus der Kabine.
Sharpe trat durch die ruinierte Trennwand und stellte fest, dass die meisten Passagiere der großen Kabine unter ihnen nach oben gekommen waren und jetzt auf Bursays Leiche starrten.
Ebenezer Fairley schüttelte staunend den Kopf. »Wenn Sie einen Job machen, Junge, dann machen Sie ihn richtig«, sagte der Händler. »Es kann kein Tropfen Blut mehr in ihm sein! Das meiste davon ist auf unser Bett gespritzt.«
»Es tut mir leid«, sagte Sharpe.
»Es ist nicht das erste Blut, das ich gesehen habe, Junge. Und ich hörte, dass schlimmere Dinge auf See passieren.«
»Sie sollten alle gehen!« Lord William war in Pohlmanns Quartier gekommen. »Gehen Sie!«, blaffte er gereizt.
»Dies ist nicht Ihre Kabine«, grollte Fairley. »Und wenn Sie ein richtiger Mann wären, Mylord, wären weder Sharpe noch diese Leiche hier.«
Lord William starrte Fairley offenen Mundes an, und in diesem Augenblick trat Lady Grace, ihr Haar zerzaust, über die Splitter der Trennwand. Ihr Mann versuchte, sie zurückzuschieben, doch sie schüttelte ihn ab und starrte auf die Leiche hinab. Dann blickte sie zu Sharpe auf. »Danke, Mister Sharpe«, sagte sie.
»Es war mir eine Freude, Ihnen helfen zu können, Mylady«, erwiderte Sharpe, dann blickte er zu Major Dalton, der einen Franzosen in die überfüllte Kabine führte. »Dies ist der neue Kapitän des Schiffs«, sagte Dalton. »Er ist ein officier marinier, ich glaube, das ist gleichbedeutend mit unserem Maat.«
Der Franzose war ein älterer Mann, fast kahlköpfig, mit wettergegerbtem und gebräuntem Gesicht von langem Dienst
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