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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sehr reich, und meine Familie ist arm. Er wurde für eine sehr gute Partie gehalten. Ich mochte ihn einst, aber jetzt nicht mehr.«
    »Er hasst mich«, sagte Sharpe.
    »Er hat Angst vor dir.«
    Sharpe lächelte. »Er ist ein Lord, nicht wahr? Und ich bin ein Nichts.«
    »Aber du bist hier«, sagte Grace und küsste ihn auf die Wange, »und er nicht.« Sie küsste ihn wieder. »Und wenn er mich hier findet, wäre das mein Ende. Mein Name würde eine Schande sein. Ich würde mich nie wieder in der Gesellschaft blicken lassen können. Ich könnte niemanden mehr wiedersehen.«
    Sharpe dachte an Malachi Braithwaite und war dankbar, dass der Sekretär im Zwischendeck einquartiert war, wo er keine Beweise für seine Verdächtigungen gegen Sharpe und Lady Grace sammeln konnte. »Du meinst, dein Mann würde dich umbringen?«, fragte Sharpe.
    »Ja, er würde es tun. Er könnte es.« Sie dachte darüber nach. »Aber vielleicht lässt er mich auch für verrückt erklären. Das ist nicht schwierig. Er könnte teure Ärzte bestechen, die mich als hysterische Irre bezeichnen, und ein Richter würde mich wegsperren lassen. Ich würde den Rest meines Lebens in einem Flügel im Irrenhaus von Lincolnshire weggeschlossen sein und mit Medizin gefüttert werden. Die Medizin würde leicht vergiftet sein, sodass ich gnädigerweise nicht lange leben würde.«
    Sharpe drehte sich, um sie anzusehen, obwohl es dunkel war und ihr Gesicht kaum mehr als erahnen konnte. »Könnte er das wirklich tun?«, fragte er.
    »Natürlich könnte er das tun«, sagte sie, »aber ich bin vor William sicher, wenn ich mich sehr korrekt verhalte und so tue, als ob ich nicht wüsste, dass er es mit Huren und Mätressen treibt. Und natürlich will er einen Erben. Er war überglücklich, als unser Sohn geboren wurde, und hasst mich, seit er gestorben ist, was ihn nicht daran hindert, zu versuchen, mir einen neuen zu machen.« Sie legte eine Pause ein. »So ist meine größte Hoffnung, am Leben zu bleiben, ihm einen Sohn zu schenken und mich wie ein Engel zu verhalten, und ich hatte geschworen, beides zu tun, doch dann sah ich dich und dachte, warum nicht den Verstand verlieren?«
    »Ich werde mich um dich kümmern«, versprach Sharpe.
    »Wenn wir erst dieses Schiff verlassen haben«, sagte sie ruhig, »werden wir uns wohl nie wieder treffen.«
    »Nein«, widersprach Sharpe, »nein.«
    »Pst«, flüsterte sie und küsste ihn.
    Im Morgengrauen war sie fort. Die Aussicht aus dem Heckfenster war unverändert. Kein britisches Kriegsschiff verfolgte die Calliope, nur der Indische Ozean erstreckte sich scheinbar endlos bis zum Horizont. Der Wind war aufgefrischt, sodass das Schiff rollte und stampfte und die Schachfiguren verrutschten, die Major Dalton aufgestellt hatte, um Szenen aus der Schlacht von Assaye nachzuspielen. »Sie müssen mir erzählen, was geschah, als Sir Arthur ohne Pferd war.«
    »Ich glaube, das müssen Sie ihn selbst fragen, Major.«
    »Aber Sie wissen es bestimmt genauso wie er?«
    »Ja, ich weiß es«, stimmte Sharpe zu, »aber ich bezweifle, dass er es gern hat, wenn die Geschichte erzählt wird. Es wird besser sein, wenn Sie in Ihrer Schilderung sagen, dass er gegen eine Gruppe von Feinden kämpfte und von seinen Adjutanten gerettet wurde.«
    »Ist das wahr?«
    »Da ist etwas Wahres dran«, sagte Sharpe und wollte nicht mehr darüber sprechen. Außerdem konnte er sich nicht mehr so genau erinnern, was geschehen war. Er hatte noch in Erinnerung, wie er von seinem Pferd geglitten war und seinen Degen wie ein Schnitter geschwungen hatte, wie Sir Arthur im Schutz einer Kanone gestanden hatte, und er erinnerte sich ans Töten. Am klarsten glaubte er noch, den indischen Kämpfer zu sehen, der es verdient hatte, getötet zu werden, denn der Mann hatte mit seinem tulwar, dem Krummsäbel, zu einem mörderischen Hieb ausgeholt. Dieser Schlag hätte Sharpe enthauptet, doch Sharpe hatte sein Haar in einem Soldatenzopf getragen, gebunden um einen Lederbeutel, der normalerweise mit Sand gefüllt war. Stattdessen hatte Sharpe darin den großen Rubin des Tippu Sultan versteckt, und der Edelstein hatte den tulwar gestoppt. Bei dem Schlag war der Rubin aus dem aufgetrennten Lederbeutel gefallen. Als der schreckliche Kampf vorbei gewesen war, hatte Sir Arthur den Stein aufgehoben und ihm verwundert hingehalten. Der General war zu verwirrt gewesen, um zu erkennen, dass es ein echter Rubin war. Vermutlich hatte er ihn für einen schön gefärbten Stein gehalten, den

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