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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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auf See. Er trug keine Uniform. Bursays Tod ließ ihn ziemlich unberührt. Anscheinend hatte man ihm bereits die Umstände erklärt, denn er stellte keine Fragen, machte eine ungeschickte und verlegene Verbeugung vor Lady Grace und murmelte eine Entschuldigung.
    Lady Grace nahm die Entschuldigung mit einer Stimme zur Kenntnis, die immer noch vor Furcht bebte. »›Merci, Monsieur.«
    Der officier marinier sprach zu Dalton, der für Sharpe übersetzte. »Er bedauert Bursays Aktionen, Sharpe. Er sagt, der Mann war ein Tier. Bis vor einem Monat war er ein Maat, dann hat Montmorin ihn befördert. Er sagte ihm, es sei eine Ehre, sich wie ein Gentleman zu benehmen, aber Bursay hatte keine Ehre.«
    »Hat man mir verziehen?«, fragte Sharpe belustigt.
    »Sie haben eine Lady gerettet, Sharpe«, sagte Dalton und furchte die Stirn bei Sharpes scherzhaftem Tonfall. »Wie könnte ein ehrbarer Mann was dagegen haben?«
    Der Franzose bestand darauf, dass die Laternen aus den Fenstern entfernt wurden.
    Sharpe stellte sie auf das leere Sideboard. »Ich schlafe hier«, erklärte er. »Nur für den Fall, dass ein anderer verdammter Franzmann auf dumme Gedanken kommt.«
    Lord William öffnete den Mund, um zu protestieren, doch dann besann er sich anders. Als die Leiche fortgebracht und die Trennwand mit einem Tuch abgedeckt war, legte sich Sharpe in Pohlmanns Bett und versuchte einzuschlafen, während das Schiff weitersegelte und ihn in die Gefangenschaft brachte.
 
    Die nächsten beiden Tage waren langweilig. Der Wind wehte nur schwach, und so rollte das Schiff und kam nur langsam voran, so langsam, dass Tufnell annahm, sie würden fast sechs Tage brauchen, um Mauritius zu erreichen, und das war gut, denn es bedeutete, dass mehr Zeit für ein britisches Kriegsschiff blieb, um den gekaperten Ostindienfahrer zu entdecken.
    Keiner der Passagiere durfte an Deck gehen, und die Hitze in den Kabinen war erstickend. Sharpe verbrachte die Zeit so gut, wie er konnte. Major Dalton lieh ihm ein Buch, das ihm wenig Lesevergnügen bot. Nur auf dem Bett zu liegen und zur Decke zu starren war lohnender.
    Der Anwalt versuchte Sharpe für Backgammon zu begeistern, doch Sharpe war nicht am Spielen interessiert, und so gab Fazackerly Ruhe und machte sich auf die Suche nach willigeren Opfern.
    Leutnant Tufnell zeigte ihm, wie man Krawatten band, und damit verging viel Zeit zwischen den Mahlzeiten, die allesamt aus burgoo mit Erbsen bestanden. Mrs. Fairley bestickte einen Schal, und ihr Mann grollte und ging gereizt auf und ab. Major Dalton versuchte einen genauen Bericht über die Schlacht von Assaye zu schreiben, was Sharpes ständigen Rat erforderte. Das Schiff segelte langsam weiter, und Sharpe bekam während der Tage nichts von Lady Grace zu sehen.
    Sie kam in der zweiten Nacht zu ihm in die Kabine, während er schlief, und weckte ihn, indem sie ihm eine Hand auf den Mund legte, damit kein Laut sie verraten konnte. »Das Mädchen schläft«, flüsterte sie, und in der Stille, die folgte, hörte Sharpe Lord Williams Schnarchen jenseits der behelfsmäßig reparierten Trennwand.
    Sie legte sich neben Sharpe, ein Bein über seinem, und sprach lange nichts. »Als er in die Kabine kam«, wisperte sie schließlich, »sagte er, er wolle meine Juwelen. Das war alles. Meine Juwelen. Dann sagte er mir, er schneidet William die Kehle durch, wenn ich nicht tue, was er will.«
    »Es ist alles in Ordnung«, versuchte Sharpe sie zu beruhigen.
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Und dann sagte er mir, er hasst alle Aristos. Das hat er gesagt, ›Aristos‹, nicht Aristokraten, und sie sollten alle unter die Guillotine kommen. Er sagte, er würde uns beide töten und behaupten, dass William ihn angegriffen hätte und ich an Fieber gestorben wäre.«
    »Er füttert jetzt die Fische«, sagte Sharpe. Er hatte das Platschen gehört und gewusst, dass Bursays Leiche in die See geworfen worden war.
    »Du hasst keine Aristos, oder?«, fragte Grace nach einer langen Pause.
    »Ich habe nur dich kennen gelernt, deinen Mann und Sir Arthur. Ist der ein Aristo?«
    Sie nickte. »Sein Vater ist der Earl of Mornington.«
    »Dann mag ich zwei von dreien«, sagte Sharpe. »Das ist nicht schlecht.«
    »Du magst Arthur?«
    Sharpe zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob ich ihn mag, aber es würde mir gefallen, wenn er mich mag. Ich bewundere ihn.«
    »Aber du magst nicht William?«
    »Magst du ihn?«
    Sie zögerte kurz. »Nein. Mein Vater verheiratete mich mit ihm. Er ist reich,

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