Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
das Fernrohr neu aus, und da war es. Nur ein verschwommener Fleck, doch der Mann über Sharpe, ohne Fernrohr, hatte ihn gesehen und konnte ein Segel von dem anderen unterscheiden.
    Ein Mann ließ sich neben Sharpe auf der Bramsaling nieder. »Es ist ein Franzose«, sagte er.
    Sharpe erkannte den Mann als John Hopper, den großen Bootsmann, den er auf der Barkasse des Kapitäns gesehen hatte. »Können Sie das auf diese Entfernung mit Sicherheit sagen?«, fragte Sharpe.
    »Glaube ich schon«, sagte Hopper selbstsicher. »Da gibt es kein Vertun.«
    »Was ist es, Hopper?« Chase hievte sich auf die Plattform.
    »Das könnte sie sein, Sir, das könnte sie wirklich sein«, sagte Hopper. »Sie ist auf alle Fälle französisch.«
    »Verdammte Flaute«, sagte Chase. »Darf ich, Sharpe?« Er streckte die Hand nach Sharpes Fernrohr aus, und als der es ihm gegeben hatte, richtete er es nach Westen. »Verdammt, Hopper, Sie haben recht. Wer hat das entdeckt?«
    »Pearson, Sir.«
    »Verdreifachen Sie seine Rum-Ration«, sagte Chase, schob das Fernrohr zusammen, gab es Sharpe zurück und glitt geschmeidig hinunter und aufs Deck zurück. »Boote!«, rief Chase, als er auf das Achterdeck rannte. »Boote!«
    Hopper folgte seinem Captain, und Sharpe beobachtete, wie die Beiboote an der Seite zu Wasser gelassen und mit Ruderern besetzt wurden. Sie würden das Schiff ziehen, nicht westwärts auf den fremden Segler zu, sondern nach Norden, um zu versuchen, vor ihn zu gelangen.
    Die Männer ruderten den ganzen Nachmittag hindurch. Sie schwitzten und plackten sich ab, bis ihre Arme schmerzten. Sehr kleine Wellen an der Flanke der Pucelle zeigten, dass sie vorankamen, und Sharpe hatte dennoch den Eindruck, dass der Abstand zum fernen Segel nicht kleiner wurde. Die leichte Brise, die ein wenig die Hitze des Tages gemildert hatte, hatte völlig aufgehört, sodass die Segel schlaff von den Rahen hingen und das Schiff in seltsame Stille gehüllt war. Die lautesten Geräusche waren die Schritte der Offiziere auf dem Achterdeck, die Rufe der Männer, mit denen die müden Ruderer angetrieben wurden, und das Knarren des Ruders in der schwachen Dünung.
    Lady Grace, begleitet von ihrem Mädchen, erschien mit einem Schirm als Schutz gegen die heiße Sonne auf dem Achterdeck und starrte nach Westen. Captain Chase behauptete, dass der fremde Segler jetzt von Deck aus sichtbar war, doch sie konnte ihn nicht sehen, auch nicht mit einem Fernrohr. »Sie haben uns vermutlich nicht gesichtet«, meinte Chase.
    »Warum nicht?«, fragte sie.
    »Unsere Segel haben Wolken hinter sich ...«, er wies zu der großen Wolkenbank über Afrika, »... und mit etwas Glück geht die Farbe unseres Segeltuchs in den Himmel über.«
    »Sie glauben, es ist die Revenant?«
    »Ich weiß es nicht, Mylady. Es könnte auch ein neutrales Handelsschiff sein.« Chase bemühte sich, unbeteiligt zu klingen, doch seine unterdrückte Aufregung machte klar, dass er das ferne Schiff tatsächlich für die Revenant hielt.
    Braithwaite stand an der Treppe zum Achterdeck und beobachtete, ob Sharpe sich zu Ihrer Ladyschaft gesellte, doch Sharpe rührte sich nicht von der Stelle und spähte nach Osten. Er sah, wie sich die Wasseroberfläche leicht kräuselte, die ersten Anzeichen auf auffrischenden Wind. Schwache Böen jagten über das Wasser, schienen sich hartnäckig zu weigern, der Pucelle näher zu kommen, doch dann schienen sie sich zu sammeln und über die See zu gleiten, und plötzlich füllten sich die Segel, die Takelage knarrte und die Trossen, die das Schiff mit den Beibooten verbanden, tauchten ins Wasser.
    »Der Landwind«, sagte Chase, »Gott sei Dank!« Er ging zum Steuermann. »Können Sie es spüren?«
    »Aye, aye, Sir.« Der Steuermann nickte. »Es ist jedoch nicht viel«, fügte er hinzu. »Nicht mehr, als ob 'ne alte Dame in die Segel bläst, Sir.«
    Der Wind stockte, wie um Luft zu holen, dann setzte er zögernd wieder ein, und Chase wandte sich ab, um die See zu beobachten. »Holen Sie die Boote ein, Mister Haskell.«
    »Aye, aye, Sir!«
    »Eine Ration Rum für die Ruderer!«
    »Aye, aye, Sir.« Haskell, der glaubte, Chase verwöhne seine Männer zu sehr, klang missbilligend.
    »Eine doppelte Ration für die Ruderer«, sagte Chase, um Haskell zu ärgern. »Und Wind für uns und den Tod für die Franzosen!« Seine Stimmung hatte sich gehoben, weil er glaubte, sein Wild gefunden zu haben. Jetzt musste er sich nur noch heranpirschen. »Wir schließen heute Nacht den Winkel auf

Weitere Kostenlose Bücher