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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vorsichtig die Luke hinter sich zu.
    Braithwaite bahnte sich seinen Weg zwischen Fässern hindurch und ging zu Regalen ganz hinten im Laderaum, die einen kleinen Platz im Heck abschirmten, der als Damenversteck bekannt war, weil es der sicherste Platz an Bord während einer Schlacht war. Da befand sich nichts Wertvolles in den Regalen, nur das überflüssige Gepäck der Offiziere, doch Lord William hatte so viel Gepäck auf die Pucelle gebracht, dass einiges davon hier gelagert werden musste.
    Sharpe, geduckt im Schatten einiger Fässer mit Salzfleisch, beobachtete, dass der Sekretär auf eine Trittleiter stieg, eine lederne Aktentasche vom obersten Regal nahm und damit von der Leiter hinabstieg. Er nahm einen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss die Aktentasche auf, die mit Papieren vollgestopft war.
    Da ist nichts drin, was ein Langfinger unter den Seeleuten klauen würde, dachte Sharpe. Er bezweifelte, dass jemand die Aktentasche schon in der Hoffnung auf Beute durchsucht hatte. Braithwaite blätterte die Papiere durch, fand, was er suchte, verschloss die Aktentasche, stieg eilig die Trittleiter wieder hinauf und schob die Aktentasche an den Buchstützen vorbei, die verhinderten, dass der Inhalt des Regals bei hoher See herunterfiel. Der Sekretär schimpfte vor sich hin, und Sharpe konnte einiges von seinen Worten verstehen.
    »Ich bin ein Oxford-Mann, kein Sklave! Das hätte warten können, bis wir in England sind. Verdammt, rein mit dir, blöde Tasche!«
    Die Aktentasche war schließlich verstaut, Braithwaite stieg die Trittleier herab, schob das Blatt Papier in die Rocktasche, nahm seine Laterne und ging zurück zu der großen Leiter, die zu der geschlossenen Luke führte. Sharpe entdeckte er nicht. Er wähnte sich allein, bis ihn plötzlich eine Hand am Kragen packte. »Hallo, Oxford-Mann«, sagte Sharpe.
    Braithwaite erschrak und fluchte. Sharpe nahm ihm die Laterne aus der Hand und stellte sie auf ein Fass, dann zerrte er Braithwaite herum und gab ihm einen so harten Stoß, dass er zu Boden fiel.
    »Ich hatte gestern ein interessantes Gespräch mit Ihrer Ladyschaft«, sagte Sharpe. »Sie wird anscheinend von Ihnen erpresst.«
    »Blödsinn, Sharpe, das ist ja lachhaft.« Braithwaite kroch rückwärts, bis er nicht mehr weiterkam, weil er mit dem Rücken gegen die Wasserfässer stieß. Er lehnte sich dagegen und klopfte den Staub von seiner Hose und dem Jackett.
    »Lehrt man in Oxford Erpressung?«, fragte Sharpe. »Ich habe gedacht, da lernt man nur nutzloses Zeug wie Latein und Griechisch, aber das war ein Irrtum, wie? Wahrscheinlich hält man auch Vorlesungen über Erpressung und Diebstahl.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Das wissen Sie genau, Braithwaite«, widersprach Sharpe. Er nahm die Laterne und ging langsam auf den verängstigten Sekretär zu. »Sie erpressen Lady Grace. Sie wollen ihre Juwelen, nicht wahr, und vielleicht mehr? Sie möchten Sie in Ihrem Bett haben, nicht wahr? Sie möchten da rein, wo ich drin gewesen bin, Braithwaite.«
    Der Sekretär starrte Sharpe mit weit aufgerissenen Augen an. Er hatte Angst, aber er war nicht so dumm, um die Bedeutung von Sharpes Worten misszuverstehen. Sharpe hatte die Affäre zugegeben, und das bedeutete Braithwaites Tod, denn Sharpe konnte ihn als Mitwisser nicht am Leben lassen.
    »Ich bin nur hergekommen, um eine Aktennotiz zu holen, Sharpe«, stieß der Sekretär in offensichtlicher Panik hervor. »Nur eine Aktennotiz für Lord Williams Bericht, Sharpe, die kann ich Ihnen zeigen.« Er steckte eine Hand in seine Jacketttasche, um das Papier herauszuziehen, doch als seine Hand wieder sichtbar wurde, hielt sie keine Aktennotiz, sondern eine kleine Taschenpistole. »Ich habe diesen kleinen Knaller getragen, seit Sie mir gedroht haben, Sharpe.« Seine Hand zitterte nicht mehr so stark, und seine Stimme klang plötzlich selbstsicher, als er die Pistole hob.
    Sharpe ließ die Laterne fallen.
    Glas zerklirrte, und dann war es plötzlich stockdunkel. Sharpe drehte sich zur Seite, erwartete fast, es knallen zu hören, doch Braithwaite behielt die Nerven und feuerte nicht.
    »Du hast nur einen Schuss, Oxford-Mann«, sagte Sharpe. »Einen Schuss, und dann bin ich an dir dran.«
    Stille bis auf das Klappern der Pumpen, das Ächzen der Masten und das Trippeln von Rattenfüßen in der Bilge.
    »Ich bin an solche Situationen gewöhnt«, sagte Sharpe. »Ich bin schon durch die Dunkelheit gekrochen, Braithwaite, und habe Männern die Kehle

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