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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht auf diesem Schiff.«
    »Sie lassen nicht auspeitschen?«
    »Doch, das muss ich«, sagte Chase, »aber sehr selten. Erst zweimal, seit ich vor drei Jahren das Kommando übernommen habe. Das erste Mal war es wegen Diebstahls, und beim zweiten Mal, weil einer aus der Mannschaft einen Maat geschlagen hatte, der es wahrscheinlich verdient hatte, aber Disziplin ist Disziplin. Leutnant Haskell möchte, dass ich mehr auspeitschen lasse. Er denkt, dass es für die Einhaltung der Disziplin unbedingt nötig ist, doch ich sehe das anders.« Er starrte verdrossen zu den Segeln empor. »Kein verdammter Wind. Allmächtiger, wo bleibt der Wind?«
    Wenn es windstill blieb, würde Chase mit den Geschützen üben lassen. Wie viele Captains hatte er zusätzliches Pulver und Munition auf eigene Kosten gekauft, sodass seine Mannschaft üben konnte. Den ganzen Morgen donnerten die Geschütze, alle Stückpforten waren geöffnet, sogar die in seiner großen Kabine, und das Schiff war ständig von weißgrauem Rauch umgeben, durch den es mit quälender Langsamkeit glitt.
    »Das könnte Pech bedeuten«, sagte Peel, der Zweite Leutnant, zu Sharpe. Peel war ein freundlicher, molliger Mann, mit rundem Gesicht und heiterem Gemüt. Er war auch unordentlich, was den Ersten Leutnant ärgerte, und das böse Blut zwischen Peel und Haskell machte die Atmosphäre in der Offiziersmesse angespannt und unbehaglich. Sharpe spürte die Anspannung, wusste, dass Chase sich darüber aufregte, und konnte verstehen, dass Peel, weitaus unbeschwerter als der große, selten lächelnde Haskell, auf dem Schiff beliebt war.
    »Warum Pech?«, fragte Sharpe.
    »Geschütze lullen den Wind ein«, erklärte Peel ernsthaft. Er trug eine blaue Uniform, die noch weitaus abgetragener war als Sharpes roter Rock, obwohl es hieß, dass der Zweite Leutnant wohlhabend sein sollte. »Es ist ein unerklärliches Phänomen«, sagte Peel, »dass Geschützfeuer den Wind beeinflusst.« Wie als Beweis wies er auf eine große rote Flagge, und sie hing tatsächlich schlaff herab. Die Flagge wurde nicht jeden Tag gehisst, aber wenn Windflaute herrschte, diente sie dazu, kleinere Veränderungen in der Brise anzuzeigen.
    »Warum ist sie rot?«, fragte Sharpe. »Diese Schaluppe, die wir sahen, hatte eine blaue.«
    »Das hängt davon ab, welchem Admiral sie dienen«, erklärte Peel. »Wir bekommen Befehle von einem Rear Admiral der roten Flagge, aber wenn er von der blauen wäre, hätten wir eine blaue Flagge, und wenn er weiß wäre, eine weiße.«
    Die rote Flagge bewegte sich schlaff, als ein Windstoß in ihre Falten fuhr. Im Osten, woher die Windböe kam, ballten sich Wolken. Peel meinte, dass sie über Afrika hingen. »Und Sie werden bemerkt haben, dass sich das Wasser verfärbt hat«, sagte er und wies zur Seite auf die bräunlich wirkende See. »Was bedeutet, dass wir vor einer Flussmündung stehen.«
    Chase legte einen Zeitplan für die Geschütz-Mannschaften fest und versprach den schnellsten Männern eine Extraration Rum. Der Lärm der Geschütze war erstaunlich. Er zerrte an den Trommelfellen und ließ das Schiff erzittern, bevor er sich langsam in der Weite der See und des Himmels verlor. Die Kanoniere banden sich Tücher um die Ohren, um den Krach zu mindern, doch viele von ihnen waren vorübergehend wie taub.
    Sharpe stieg aus Neugier hinab zum Unterdeck zu den großen 32-Pfündern und beobachtete, wie sie abgefeuert wurden. Er steckte sich die Finger in die Ohren, doch trotzdem hallte jeder Schuss darin nach, als die Geschütze zurückruckten. Jedes Rohr war fast zehn Fuß lang, und jedes Geschütz wog fast drei Tonnen. Halbnackte, schweißglänzende Kanoniere wischten die Rohre mit Schwämmen aus, während der Geschützführer das Zündloch mit lederumhülltem Mittelfinger zuhielt.
    »Ihr zielt ja auf nichts!«, rief Sharpe einem Leutnant zu, der eine Gruppe von Kanonieren befehligte.
    »Wir sind keine Scharfschützen«, gab der Leutnant, er hieß Holderby, zurück. »Wenn es zum Gefecht kommt, sind wir so nahe bei den Bastarden, dass wir gar nicht danebenschießen können! Zwanzig Schritt höchstens, für gewöhnlich weniger.« Holderby schritt über das Geschützdeck, duckte sich unter Deckenbalken und berührte Männer an den Schultern. »Sie sind tot!«, rief er. »Sie sind tot!« Die Auserwählten grinsten und setzten sich dankbar auf die Gräting. Holderby verringerte die Zahl der Mannschaft, simulierte die Ausfälle, die es beim Gefecht geben würde, und beobachtete, wie

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