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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zusammengestellt, und Sharpe ging mit ihm in den Laderaum, wo die Ratten herrschten und sich der faulige Gestank des Schiffes konzentrierte. Sharpe brauchte nicht dort zu sein, Llewellyn hatte ihn nicht mal um Mithilfe gebeten, doch er zog es vor, etwas Nützliches zu tun, anstatt unter der schlechten Atmosphäre zu leiden, die seit Tagesanbruch an Deck herrschte.
    Die Suche dauerte drei Stunden, bis ein Sergeant die Granaten schließlich in einer Kiste fand, auf deren Deckel das Wort »Biskuits« gestanzt war. »Nur Gott weiß, was im Magazin ist«, sagte Llewellyn sarkastisch. »Sie sind vermutlich voller Pökelfleisch. Dieser verdammte Cowper!« Cowper war der Proviantmeister des Schiffes, verantwortlich für den Nachschub an Verpflegung. Der Proviantmeister war kein richtiger Offizier, wurde aber allgemein als solcher behandelt, und er war äußerst unbeliebt. »Das ist das Schicksal von Proviantmeistern«, sagte Llewellyn, »sie werden gehasst. Deshalb hat Gott sie auf die Erde geschickt. Sie sollen für den Nachschub von Dingen sorgen, was sie selten können, und wenn, dann sind diese Dinge für gewöhnlich von der falschen Größe oder von falscher Farbe oder Form.« Proviantmeister, wie die Marketender der Armee, konnten auf eigene Rechnung handeln, und ihre Bestechlichkeit war berüchtigt. »Cowper hat sie vermutlich versteckt und gedacht, er könnte sie irgendeinem unbedarften Wilden verhökern. Verdammter Mann!« Nachdem der Waliser den Proviantmeister verflucht hatte, nahm er eine der Granaten aus der Kiste und reichte sie Sharpe. »Mit gehacktem Eisen gefüllt, sehen Sie? Dieses Ding könnte wirken wie Schrapnell!«
    Sharpe hatte noch nie mit einer Granate hantiert. Die alten britischen, lange ausrangiert wegen Unwirksamkeit, waren aus Ton, doch diese französischen waren aus dunkelgrünem Glas hergestellt.
    Das Licht im Laderaum war schwach. Sharpe hielt die Granate nahe an eine Laterne der Seesoldaten und sah, dass das Innere der Glaskugel mit Pulver und Metallstücken gefüllt war. Eine Lunte ragte an einer Seite hervor, versiegelt mit einem Ring aus geschmolzenem Wachs.
    »Sie zünden die Lunte an«, sagte Llewellyn, »und werfen das verdammte Ding, wenn die Lunte fast heruntergebrannt ist. Die Explosion zerstört das Glas und verstreut die Metallsplitter, und das ist das Ende eines Franzmanns.« Er blickte mit gefurchter Stirn auf die Glaskugel. »Hoffe ich jedenfalls.« Dann nahm er die Granate zurück und hielt sie wie ein Baby im Arm. »Wenn es zu einem Gefecht kommt, werde ich den Jungs auf den Masten einige von diesen Dingern geben, und sie können sie auf die feindlichen Decks schleudern, damit sie wenigstens für etwas nützlich sind.«
    »Werfen Sie sie über Bord«, riet Sharpe.
    »Guter Gott, nein! Das will ich den Fischen nicht antun, Sharpe!«
    Llewellyn, ungemein erleichtert, weil die Granaten gefunden worden waren, ließ sie in das vordere Magazin bringen, und Sharpe folgte den Seesoldaten die Leiter zum Orlopdeck hinauf. Es war unter der Wasserlinie und fast so dunkel wie im Laderaum. Die Seesoldaten gingen nach vorn und Sharpe nach achtern, denn er wollte zum Mittagessen Chases Speisekabine aufsuchen, doch er konnte nicht die Treppe zum Unterdeck hinaufsteigen, denn ein Mann im schwarzen Mantel stieg sie unsicher herab. Sharpe wartete, und dann sah er, dass es Malachi Braithwaite war.
    Sharpe trat schnell zurück in die Kabine des Schiffsarztes, deren rot gestrichene Wände und Tische nach Gefechten auf Patienten warteten, und von dort aus beobachtete er, wie Braithwaite eine Laterne von einem Haken neben dem Niedergang nahm. Der Sekretär zündete die Öllampe an. Er stellte die Lampe aufs Deck, dann öffnete er eine Luke zum Laderaum, und Sharpe nahm den Gestank nach Bilgenwasser und Fäulnis wahr. Braithwaite nahm die Laterne und stieg in die Tiefen des Schiffs hinab.
    Sharpe folge ihm. Es gibt Momente im Leben, in denen das Schicksal in meine Hände spielt, dachte er. Es waren solche Momente gewesen, als er Sergeant Hakeswill kennen gelernt und sich der Armee angeschlossen hatte, und ein anderer auf dem Schlachtfeld bei Assaye, als ein General aus dem Sattel geworfen worden war. Und jetzt war Braithwaite allein im Laderaum.
    Sharpe blieb bei der Luke stehen und beobachtete den Lichtschein von Braithwaites Laterne, als der Sekretär langsam die Leiter hinabstieg und im Laderaum nach achtern ging, wo sich das Gepäck der Offiziere befand.
    Sharpe folgte Braithwaite und zog

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