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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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binnen einer Viertelstunde schachmatt. Holderby, der Fünfte Leutnant, war ein leidenschaftlicher Schachspieler, und wenn er zum Abendessen eingeladen wurde, half er gern Sharpe gegen Chase. Sharpe und Lady Grace achteten an diesen Abenden peinlich genau darauf, einander zu ignorieren.
    Der Passatwind blies sie nordwärts, die Sonne schien, und Sharpe würde diese Wochen immer als Segen in Erinnerung behalten. Braithwaite war tot, Lord William Hale vertiefte sich in den Bericht, den er für die britische Regierung schrieb, und Sharpe und Lady Grace waren frei. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als diese Freiheit mit Vorsicht zu genießen, denn Sharpe hatte immer noch den Verdacht, dass die Schiffscrew von ihren Treffen wusste. Er wagte es nicht, ihre Kabine zu benutzen, aus Furcht, Lord William könnte dort auftauchen, doch sie ging zu Sharpes Kabine, schlich in einem schwarzen Mantel über das dunkle Achterdeck und wartete auf die kurze Unruhe beim Wachwechsel, um durch Sharpes unverschlossene Tür zu schlüpfen. Seine Kabine lag nahe genug beim Quartier des Ersten Leutnants, wo Lord William schlief, und so konnten die Leute annehmen, dass sie dorthin ging, aber trotzdem war es schwierig, ungesehen vom Steuermann zu bleiben.
    John Hopper, der Bootsmann, grinste Sharpe wissend an, und Sharpe gab vor, es nicht zu bemerken, obwohl er annahm, dass das Geheimnis bei der Mannschaft sicher war, denn sie mochte ihn, und die Männer konnten allesamt den arroganten Lord William nicht leiden. Sharpe und Grace nahmen sich vor, diskret zu sein, doch Nacht für Nacht und manchmal bei Tag riskierten sie die Entdeckung ihrer Affäre. Es war leichtsinnig, doch sie kamen nicht dagegen an. Sharpe war wie berauscht im Liebesglück, und er liebte Grace umso mehr, weil sie Licht in den finsteren Abgrund brachte, der sie getrennt hatte. Eines Nachmittags lag sie neben ihm, als sie an ihr Haus in Lincolnshire dachte. »Sechsunddreißig Zimmer«, murmelte sie, »und das schließt nicht die Eingangshalle und die Quartiere für die Diener ein.«
    »Wir haben sie zu Hause auch nie gezählt«, sagte Sharpe und stöhnte auf, als sie ihm mit dem Ellbogen gegen die Rippen stupste. Sie lagen auf Decken, die sie am Boden ausgebreitet hatten, denn die Koje war zu schmal, um darauf nebeneinander zu liegen. »Wie viele Diener hast du gehabt?«, fragte er.
    »Auf dem Land? Dreiundzwanzig, glaube ich, aber das war nur im Haus. Und in London? Vierzehn, und dann waren da die Kutscher und Stalljungen. Ich habe keine Ahnung, wie viele das sind. Vielleicht sechs oder sieben.«
    »Ich habe es ebenfalls aufgegeben, meine zu zählen«, sagte Sharpe. Dann zuckte er zusammen, als sie ihn abermals knuffte. »Das tut weh!«
    »Pst«, wisperte sie. »Chase könnte dich hören. Hast du jemals einen Diener gehabt?«
    »Einen kleinen Araberjungen«, sagte er und erschauerte unter der Berührung ihrer nackten Haut auf seiner. »Er wollte mit mir nach England kommen. Aber er starb.« Er schwieg einen Augenblick. »Was denkt dein Mädchen, was du jetzt machst?«
    »Sie denkt, ich habe mich in der dunklen Kabine hingelegt und will nicht gestört werden, weil ich von der Sonne Kopfschmerzen bekommen habe.«
    Er lächelte. »Was wirst du tun, wenn es regnet?«
    »Dann sage ich natürlich, dass ich vom Regen Kopfschmerzen bekomme. Nicht, dass sich Mary dafür interessiert. Sie ist in Chases Steward verliebt, so ist sie froh, dass ich sie nicht brauche. Sie besucht ihn in seiner Kammer.« Grace strich zärtlich mit einem Finger über Sharpes Leib. »Vielleicht brennen die beiden durch, um gemeinsam zur See zu fahren.«
    Manchmal kam es Sharpe vor, als seien er und Grace zur See durchgebrannt und vergnügten sich mit einem Spiel, bei dem sie so taten, als sei die Pucelle ihr privates Schiff und die Besatzung ihre Diener, und sie würden für immer unter der Sonne im Glück segeln. Sie sprachen nie darüber, was sie am Ende der Reise erwarten würde, denn dann musste Grace in ihr Luxusleben zurückkehren und Sharpe an seinen Platz in der Welt, und er wusste nicht, ob er sie jemals wiedersehen würde.
    »Wir sind wie Kinder, du und ich«, sagte Grace in staunendem Tonfall, »verantwortungslose, sorglose Kinder.«
    Des Morgens übte Sharpe mit den Seesoldaten, an den Nachmittagen schlief er, und des Abends speiste er mit Chase. Danach wartete er ungeduldig, bis Lord William in seinen Laudanum-Schlaf fiel und Grace zu ihm kommen konnte. Dann redeten sie miteinander, liebten sich

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