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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und unterhielten sich angeregt. »Ich habe seit Bombay nicht mehr gebadet«, sagte sie eines Nachts mit Schaudern.
    »Ich auch nicht.«
    »Aber ich bin an Bäder gewöhnt«, beklagte sie sich.
    »Du duftest herrlich für mich.«
    »Ich stinke«, sagte sie. »Und das ganze Schiff stinkt. Und mir fehlen die Spaziergänge. Ich liebe es, spazieren zu gehen. Wenn es nach mir ginge, würde ich London nie wiedersehen.«
    »Dir würde die Armee gefallen«, sagte Sharpe. »Wir machen immer lange Märsche.«
    Sie lag eine Weile schweigend da, dann streichelte sie über sein Haar. »Ich träume manchmal von Williams Tod«, sagte sie leise. »Nicht im Schlaf, sondern wenn ich wach bin. Das ist schrecklich.«
    »Das ist menschlich«, sagte Sharpe. »Ich denke ebenfalls daran.«
    »Ich wünschte, er würde über Bord fallen«, sagte sie. »Oder von einer Leiter stürzen. Das wird jedoch nicht passieren.«
    Nur wenn man nachhilft, dachte Sharpe, doch dann schob er den Gedanken beiseite. Braithwaite zu töten war die eine Sache - der Privatsekretär war ein Erpresser gewesen -, aber Lord William hatte nichts getan, er war nur arrogant und verheiratet mit der Frau, die Sharpe liebte. Dennoch spielte Sharpe mit dem Gedanken, wie es wäre, wenn Lord William nicht mehr zwischen ihrem Glück stehen würde, aber das war nicht leicht zu bewerkstelligen. Lord William war nicht der Typ, der in den Laderaum hinabstieg, und er hielt sich nie im Dunkel der Nacht an Deck auf, wo er über die Reling gestoßen werden konnte.
    »Wenn er stirbt«, sagte Grace, »dann wäre ich reich. Ich würde das Londoner Haus verkaufen und auf dem Land leben. Ich würde eine große Bibliothek mit einem Kamin haben, die Hunde ausführen, und du könntest mit mir leben. Ich wäre Mrs. Richard Sharpe.«
    Für einen Moment glaubte Sharpe, sich verhört zu haben, dann lächelte er. »Dir würde die Gesellschaft fehlen.«
    »Ich hasse die Gesellschaft«, sagte sie heftig. »Seichte Unterhaltungen, blöde Leute, endloses Konkurrenzdenken. Ich werde eine Einsiedlerin sein, Richard, mit Büchern vom Boden bis zur Decke.«
    »Und was werde ich tun?«
    »Mich lieben«, sagte sie, »und die Nachbarn finster anblicken.«
    »Ich nehme an, das wäre zu schaffen«, sagte Sharpe in dem Wissen, dass es ein Traum war, der nur durch den Tod eines Mannes wahr werden würde. »Gibt es eine Stückpforte in der Kabine deines Mannes?«, fragte er und wusste, dass er besser geschwiegen hätte.
    »Ja, warum?«
    »Nichts«, murmelte er. Doch er hatte sich gefragt, ob er des Nachts in die Kabine eindringen, Lord William überwältigen und durch die Stückpforte verschwinden lassen konnte, aber dann verbannte er die Idee. Lord Williams Kabine befand sich wie die von Sharpe unter dem Achterdeck und nahe beim Steuerrad des Schiffes, und Sharpe bezweifelte, dass er einen Mord begehen und die Leiche verschwinden lassen konnte, ohne den Wachoffizier zu alarmieren. Selbst das Knarren beim Öffnen der Stückpforte würde zu laut sein.
    »Er ist niemals krank«, sagte Grace an einem anderen Nachmittag, als sie es riskiert hatte, in Sharpes Kabine zu kommen. »Er ist nie krank.«
    Sharpe wusste, was sie dachte, und er dachte es selbst, doch er bezweifelte, dass Lord William an irgendeiner Krankheit sterben würde. »Vielleicht wird er beim Kampf mit der Revenant getötet«, sagte Sharpe.
    Grace lächelte. »Da wird er unten sein, mein Liebling, sicher unter der Wasserlinie.«
    »Er ist ein Mann«, sagte Sharpe überrascht, »und er wird kämpfen müssen.«
    »Er ist ein Politiker, mein Liebling. Er lässt von anderen töten. Er kämpft nicht selbst. Er wird mir sagen, dass sein Leben zu kostbar ist, um es aufs Spiel zu setzen, und das wird er wirklich glauben. Und wenn wir dann in London sind, wird er erklären, welch heldenhafte Rolle er beim Sieg über die Revenant gespielt hat, und ich werde wie eine loyale Frau dabeisitzen und lächeln, während die Gesellschaft ihn bewundert. Er ist ein Politiker.«
    Draußen vor der Kabine erklangen Schritte. Sharpe lauschte besorgt, erwartete, dass die Schritte verklangen wie gewöhnlich, doch diesmal kamen sie genau auf die Tür zu. Grace umklammerte seine Hand, dann erschauerte sie, als es an die Tür klopfte. Sharpe stockte der Atem, als jemand versuchte, die abgeschlossene Tür zu öffnen.
    »Wer ist da?«, rief Sharpe und tat, als sei er gerade aus dem Schlaf geschreckt worden.
    »Midshipman Collier, Sir.«
    »Was wollen Sie?«
    »Sie werden im Quartier

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