Sharpes Zorn (German Edition)
keine Geheimnisse mit Lord Pumphrey«, erklärte Sharpe entrüstet.
»Er weiß aber eines von Ihnen«, sagte Caterina. »Ein Mädchen in Kopenhagen? Ingrid?«
»Astrid.«
»Astrid – ja, das war der Name. Pumps hat sie ermorden lassen«, sagte Caterina.
Sharpe starrte sie an. »Er hat was ?«, fragte er nach einer Weile.
»Astrid und ihren Vater. Pumps hat ihnen die Kehlen durchschneiden lassen. Er ist sehr stolz darauf. Ich musste ihm versprechen, niemandem etwas davon zu erzählen.«
»Er hat Astrid ermordet?«
»Er hat gesagt, sie und ihr Vater hätten zu viele Geheimnisse gewusst, für die sich auch die Franzosen interessiert hätten, und er konnte nicht darauf vertrauen, dass sie den Mund halten würden. Also hat er ihnen gesagt, sie sollten nach England gehen. Aber sie wollten nicht, und so hat er sie ermorden lassen.«
Es war vier Jahre her, dass Sharpe mit der britischen Armee in Kopenhagen gewesen war. Er hatte in Dänemark bleiben und die Armee verlassen wollen, um sich mit Astrid niederzulassen, doch ihr Vater hatte die Ehe verboten, und Astrid war ein gehorsames Mädchen gewesen. Also hatte Sharpe den Traum aufgegeben und war nach England zurückgesegelt. »Ihr Vater hat den Briten immer mit Informationen versorgt«, sagte Sharpe, »aber er hat sich sehr aufgeregt, als wir Kopenhagen besetzt haben.«
»Pumps sagt, er habe viele Geheimnisse gekannt.«
»Ja, das hat er.«
»Und jetzt kennt er keine mehr«, erklärte Caterina kalt, »und Astrid auch nicht.«
»Dieser Bastard«, knurrte Sharpe und dachte an Lord Pumphrey, »dieser verdammte Bastard.«
»Sie dürfen ihm nicht wehtun!«, forderte Caterina ernst. »Ich mag Pumps.«
»Sag Pumps, der Preis für die Briefe betrage tausend Guineas.«
»Tausend Guineas!«
»In Gold«, fügte Sharpe hinzu. »Sag ihm das, und sag ihm auch, dass er dir das Geld auf die Isla de León bringen soll.«
»Warum ausgerechnet dorthin?«
»Weil ich da sein werde«, antwortete Sharpe, »und du auch. Und solange ich dort bin, bist du auch vor diesem mörderischen Priester sicher.«
»Sie wollen, dass ich von hier weggehe?«, fragte sie.
»Du hast die Briefe«, sagte Sharpe, »und jetzt ist es an der Zeit, dass du sie zu Geld machst. Wenn du hierbleibst, wird jemand anderes sich das Geld verdienen, und ob es dir nun gefällt oder nicht, sie werden dich für die Briefe töten. Also sag Pumps, dass du tausend Guineas willst, und wenn du das nicht bekommst, dann würdest du mir von Astrid erzählen.«
»Sie haben sie geliebt, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete Sharpe.
»Das ist nett.«
»Sag Lord Pumphrey, wenn er noch ein wenig länger leben will, dann soll er dir tausend Guineas zahlen. Verlang zuerst zweitausend, vielleicht bekommst du dann die tausend.«
»Und was, wenn er nicht zahlt?«
»Dann werde ich ihm die Kehle durchschneiden.«
»Sie sind wirklich ein böser Mann«, sagte Caterina und legte ihr Bein über Sharpes linken Schenkel.
»Ich weiß.«
Caterina dachte kurz nach und verzog dann reumütig das Gesicht. »Henry mag es, mich hier zu haben. Er wird sehr unglücklich sein, wenn ich auf die Isla de León gehe.«
»Macht dir das etwas aus?«
»Nein.« Caterina schaute Sharpe neugierig ins Gesicht. »Wird Pumps die tausend Guineas zahlen?«
»Vermutlich sogar mehr«, antwortete Sharpe und küsste Caterina auf die Nase.
»Und was wollen Sie?«, fragte sie.
»Was immer du mir geben willst.«
»Oh – das«, sagte sie.
Die Flotte brach auf, alle mit Ausnahme der spanischen Feluken, die nicht gegen die riesigen Brecher ankamen, die von dem Sturm übrig geblieben waren. Also kehrten sie, verfolgt von den wirkungslosen Einschlägen französischer Mörsergranaten, wieder in die Bucht zurück. Die größeren britischen Schiffe hatten jedoch keine Probleme mit der schweren See, und so segelten sie nach Süden und verschwanden hinter dem Kap von Trafalgar. Der Wind wehte weiter aus Richtung Westen, und am nächsten Tag hatte sich das Meer wieder ein wenig beruhigt, sodass die Spanier ihnen folgen konnten.
San Fernando war so gut wie leer, nachdem der Großteil der Armee aufgebrochen war. Zwar gab es noch ein paar Bataillone auf der Isla de León, doch die bemannten die langen Verteidigungsanlagen an dem sumpfigen Ufer, das die Insel und die Stadt vor den Truppen Maréchal Victors schützte. Allerdings hatte diese Armee die Belagerungsstellungen zwei Tage nach dem Aufbruch der spanischen Feluken verlassen. Maréchal Victor wusste ganz genau, was
Weitere Kostenlose Bücher