Sharpes Zorn (German Edition)
ich Ihnen den Rücken.«
Sharpe war ein guter Soldat. Er gehorchte.
»Ich mag Henry Wellesley«, bemerkte Sharpe.
»Ich auch«, erwiderte Caterina, »aber er ist …« Sie dachte kurz nach. »Er ist so ernst.«
»Ernst?«
»Traurig. Seine Frau hat ihn verletzt. Pumps sagt, sie sei nicht sehr schön gewesen.«
»Du darfst nicht alles glauben, was Pumps sagt.«
»Aber ich glaube, er hat recht. Manche Frauen sind zwar nicht schön, dennoch treiben sie Männer in den Wahnsinn. Sie hat Henry traurig gemacht. Wollen Sie schlafen?«
»Nein«, antwortete Sharpe. Das Bett war das bequemste, was er je gesehen hatte. Es hatte eine Daunenmatratze, Seidenlaken, große Kissen und Caterina. »Ich muss gehen.«
»Ihre Uniform ist noch nicht trocken.« Caterina hatte darauf bestanden, sie im gebrauchten Badewasser zu waschen, und nun lag sie über zwei Stühlen vor dem Kamin.
» Wir müssen gehen«, korrigierte Sharpe sich.
»Wir?«
»Montseny will dich finden, und um die Briefe zu bekommen, wird er dir wehtun.«
Caterina dachte darüber nach. »Als Gonzalo gestorben ist«, sagte sie, »bin ich hierhergekommen, weil ich Angst gehabt habe. Und weil es hier sicher ist.«
»Du glaubst, dass Pumps dich beschützen würde?«
»Niemand würde es wagen, hier einzudringen. Das ist eine Botschaft!«
»Montseny schon«, entgegnete Sharpe. »Vor Lord Pumphreys Tür steht doch keine Wache, oder? Und wenn die Diener einen Priester sehen, werden sie ihm vertrauen. Montseny kann einfach so hier reinmarschieren. Ich habe das doch auch nicht anders gemacht.«
»Aber wenn ich mit Ihnen gehe«, sagte Caterina, »wie soll ich dann leben?«
»Genau wie jeder andere auch.«
»Ich bin aber nicht wie jeder andere«, erwiderte Caterina entrüstet. »Und haben Sie nicht gesagt, dass Sie wieder nach Lissabon fahren würden?«
»Stimmt. Aber auf der Isla de León wärst du wesentlich sicherer. Dort gibt es jede Menge britische Soldaten, die dich verteidigen würden. Du kannst natürlich auch mit mir nach Lissabon gehen.« Caterina antwortete auf diesen Vorschlag mit einem Lächeln und Schweigen. »Ich weiß«, fuhr Sharpe fort, »ich bin nicht reich genug. Also – warum hast du Henry angelogen?«
»Ihn angelogen?« Caterina riss unschuldig die Augen auf.
»Als du hierhergekommen bist, Darling, da hast du ihm gesagt, du hättest keine Briefe mehr. Du hast ihm gesagt, du hättest die verloren, die Gonzalo nicht bei sich hatte. Du hast gelogen.«
»Ich dachte, wenn etwas schiefgeht …«, begann Caterina und zuckte dann nur mit den Schultern.
»Dann hättest du immer noch was, was du verkaufen kannst, ja?«
»Ist das schlimm?«
»Natürlich ist das schlimm«, erwiderte Sharpe in strengem Tonfall, »aber es ist auch ziemlich vernünftig. Wie viel willst du für sie?«
»Ihre Uniform verbrennt.« Caterina kletterte aus dem Bett und ging zum Kamin, um die Uniform umzudrehen. Sharpe betrachtete sie. Eine Schönheit. Sie vermochte einen Mann wahrlich in den Wahnsinn zu treiben, dachte er. Caterina kehrte zum Bett zurück und setzte sich wieder neben ihn.
»Und? Wie viel?«, wiederholte er seine Frage.
»Gonzalo hat gesagt, er würde vierhundert Guineas für mich verdienen.«
»Er hat dich betrogen«, sagte Sharpe.
»Das glaube ich nicht. Pumps hat gesagt, er könne nicht mehr als siebenhundert für sie bekommen.«
Es dauerte einen Moment, bis Sharpe verstand, was das hieß. »Lord Pumphrey hat das gesagt?«
Caterina nickte ernst. »Er hat gesagt, er könne das Geld in den Konten verstecken. Er würde sagen, das sei für Bestechungen bestimmt, aber mehr als siebenhundert gehe nicht.«
»Und das wollte er dir für die Briefe geben?«
Wieder nickte sie. »Er hat gesagt, er würde siebenhundert Guineas bekommen, mir fünf geben und zwei für sich behalten. Aber dafür müsse er warten, bis die anderen Briefe gefunden seien. Meine seien erst etwas wert, wenn sie die einzigen seien.«
»Verdammt!«, knurrte Sharpe.
»Sie sind schockiert.« Caterina war amüsiert.
»Und ich dachte, er sei ein anständiger Kerl.«
»Pumps? Anständig?« Sie lachte. »Er erzählt mir seine Geheimnisse. Das sollte er nicht, aber er will meine Geheimnisse wissen. Er will wissen, was Henry über ihn sagt, also verlange ich von ihm, dass er mir erst etwas von sich erzählt. Nicht, dass Henry mir irgendwelche Geheimnisse anvertrauen würde! Also erzähle ich Pumps einfach, was er hören will. Er hat mir auch ein Geheimnis über Sie verraten.«
»Ich habe
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