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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wohl kaum aufhalten.«
    »Wie lange dauert es noch, bis sie hier sind?«, fragte Sharpe.
    »Drei, vier Tage?«
    »Ich habe Befehl, das nächste Schiff nach Lissabon zu nehmen.«
    »Jetzt segelt niemand mehr nach Lissabon«, sagte Galiana.
    »Der Wind könnte drehen«, gab Sharpe zu bedenken.
    »Das hat nichts mit dem Wind zu tun«, erwiderte Galiana, »sondern mit der Möglichkeit, dass General Lapena geschlagen werden könnte.«
    Demnach zu urteilen, was Sharpe so gehört hatte, rechnete so gut wie jeder damit, dass Lapena, Doña Manolito, von Victor zerschmettert werden würde. »Und wenn er besiegt werden sollte?«, fragte er.
    »Dann wird man jedes zur Verfügung stehende Schiff brauchen, um die Stadt zu evakuieren«, antwortete Galiana. »Deshalb wird man auch keinem Schiff gestatten, auszulaufen.«
    »Und Sie rechnen mit einer Niederlage?«, hakte Sharpe brutal nach.
    »Womit ich rechne«, antwortete Galiana, »ist, dass Sie mir den Gefallen zurückzahlen, den Sie mir schulden.«
    »Ich soll Sie über die Brücke bringen?«
    Galiana lächelte. »Ja, das ist der Gefallen, Sharpe. Bringen Sie mich über die Brücke.«
    Und Sharpe glaubte, dass er Colonel Vandal vielleicht doch noch wiedersehen würde.

T EIL III
D IE S CHLACHT

KAPITEL 9
    Es herrschte Chaos. Verdammtes Chaos. Da konnte man verrückt werden. »Damit war zu rechnen«, erklärte Lord William Russell ruhig.
    »Gottverdammt noch mal!«, explodierte Sir Thomas Graham.
    »Und tatsächlich«, fuhr Lord William fort und klang weiser, als er mit seinen einundzwanzig Jahren war, »haben wir auch genau damit gerechnet.«
    »Und Sie sollen auch verdammt sein«, knurrte Sir Thomas. Erschrocken ob der Wut seines Reiters legte sein Pferd die Ohren an. »Verdammter Kerl!«, sagte Sir Thomas und schlug sich mit der Reitpeitsche auf den rechten Stiefel. »Nicht Sie, Willie, er. Er! Dieser verdammte Kerl!«
    »Und welchen verdammten Kerl meinen Sie damit?«, fragte Major Hope, Sir Thomas’ Neffe und Chefadjutant.
    Sir Thomas erkannte das abgewandelte Zitat aus Macbeth , doch er war viel zu wütend, als dass er darauf eingegangen wäre. Stattdessen gab er seinem Pferd die Sporen, winkte seinen Adjutanten und ritt zur Spitze der Kolonne, wo General Lapena einen weiteren Halt befohlen hatte.
    Es hätte alles so einfach sein können, so verdammt einfach. Wie geplant waren sie in Tarifa an Land gegangen und hatten sich mit den britischen Truppen aus Gibraltar vereinigt. Dann hätte die ganze Armee nach Norden marschieren sollen. Nur dass sie Tarifa nicht hatten verlassen können, weil die Spanier noch nicht da gewesen waren, und so hatte Sir Thomas zwei Tage lang gewartet und Proviant aufbrauchen müssen, der eigentlich für den Marsch bestimmt gewesen war. Und als Lapenas Truppen endlich angekommen waren, hatten ihre Boote es nicht gewagt, die Brandung zu durchqueren, sodass die spanischen Soldaten durchs Wasser hatten waten müssen. Sie waren völlig durchnässt, zitternd und halb verhungert an Land gekommen. Sie waren nicht in der Verfassung für einen langen Marsch gewesen, und so hatten sie noch einen weiteren Tag verschwendet.
    Aber es hätte immer noch einfach sein können. Sie mussten nur fünfzig Meilen weit marschieren, was selbst mit Geschützen und Tross nicht länger als vier Tage hätte dauern sollen. Die Straße folgte einem Fluss unterhalb der Sierra de Fates genau nach Norden, und jenseits der Hügel führte eine gute Straße über die Ebene nach Medina Sidonia, wo die alliierte Armee nach Westen schwenken und die französischen Belagerungstruppen bei der Stadt Chiclana angreifen würde. Oder zumindest hätte es so laufen sollen, aber das tat es nicht. Die Spanier führten die Marschkolonne an, und sie waren unendlich langsam. Sir Thomas, der an der Spitze der Briten ritt, welche die Nachhut bildeten, bemerkte Stiefel, die auseinandergefallen und einfach neben die Straße geworfen waren. Und einige müde Spanier hatten sich schlicht neben die weggeworfenen Stiefel gesetzt und beobachteten die vorbeiziehenden Rotröcke. Und vielleicht wäre auch das egal gewesen, wenn nur genug Spanier es nach Medina Sidonia geschafft hätten, barfuß hin oder her, um die französische Garnison von dort zu vertreiben.
    Zu Beginn des Marsches hatte General Lapena genauso eifrig gewirkt wie Sir Thomas. Er verstand die Notwendigkeit, so rasch wie möglich nach Norden vorzurücken und nach Wesen zu schwenken, bevor Maréchal Victor eine Verteidigungsstellung aufbauen konnte.

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