Sharpes Zorn (German Edition)
hatte die Armee wieder geschwenkt, doch das hatte Zeit gekostet, denn die spanische Vorhut hatte über eine Straße zurückmarschieren müssen, die von nachrückenden Truppen verstopft gewesen war. Doch schließlich waren sie in die richtige Richtung marschiert, aber jetzt standen sie schon wieder. Einfach so. Niemand rührte sich. Und keinerlei Erklärungen für den Halt kamen zu den Briten durch. Die spanischen Soldaten ließen sich am Straßenrand nieder und rauchten ihren feuchten Tabak.
»Dieser verdammte Kerl!«, fluchte Sir Thomas erneut, während er nach General Lapena suchte. Als der Haltebefehl gekommen war, war er ganz hinten gewesen, denn er mochte es, auf dem Marsch bei seinen Truppen auf und ab zu reiten. Er konnte viel an der Art erkennen, wie seine Männer marschierten, und er war mit seiner kleinen Streitmacht sehr zufrieden. Sie wussten, dass sie schlecht geführt wurden, und sie wussten auch, dass Chaos herrschte. Dennoch waren sie frohen Mutes. Die Cauliflowers waren die Letzten in der Kolonne, formell eher bekannt als das 47th Regiment of the Line. Auf ihren roten Röcken trugen sie die weißen Flicken, denen sie ihren Spitznamen zu verdanken hatten. Allerdings zogen die Offiziere der Cauliflowers es vor, die Männer aus Lancastershire »Wolfe’s Own« zu nennen in Erinnerung an den Tag, da sie die Franzosen unter dem Kommando von General Wolfe aus Kanada gejagt hatten. Die Cauliflowers, ein standhaftes Regiment aus der Garnison von Cadiz, wurden von zwei Kompanien der Sweeps verstärkt, den Grünröcken des 3. Bataillons der 95th Rifles. Sir Thomas grüßte die Offiziere, indem er den Hut hob, und dann hob er ihn noch einmal für die Männer der beiden portugiesischen Bataillone, die mit ihnen aus Cadiz gekommen waren. Die Männer grinsten ihn an, und Sir Thomas nahm immer wieder den Hut ab und stellte zufrieden fest, dass die Caçadores, die portugiesische Leichte Infanterie, bester Laune waren. Einer ihrer Kaplane, ein Mann in schlammverschmierter Soutane und mit Muskete und Kreuz um den Hals, verlangte zu wissen, wann sie endlich die ersten Franzosen töten würden. »Bald«, versprach ihm Sir Thomas und hoffte, dass das auch der Wahrheit entsprach. »Sehr bald.«
Vor den Portugiesen marschierte ein Flankenbataillon aus Gibraltar, eine zusammengewürfelte Einheit aus Leichten und Grenadierkompanien sowie drei Bataillonen der Garnison von Gibraltar. Allesamt hervorragende Soldaten. Zwei Kompanien des 28th, ein Regiment aus Gloucestershire, zwei vom 82nd, das aus Lancastershire stammte, und zwei Flankenkompanien des 9th, dessen Jungs aus Norfolk stammten. Sie waren als »Holy Boys«, bekannt, denn auf ihren Kokarden war das Bild der Britannia zu sehen, was die Spanier irrtümlich für ein Abbild der Jungfrau Maria hielten. Wo auch immer die Holy Boys in Spanien marschierten, knieten die Frauen nieder und bekreuzigten sich. Den Jungs aus Gibraltar folgten die Faughs, das 87th, und Sir Thomas legte als Antwort auf Major Goughs Gruß den Finger an den Hut. »Das ist Chaos, Hugh, das reinste Chaos«, gab Sir Thomas zu.
»Wir werden da schon wieder Ordnung reinbringen, Sir Thomas.«
»Aye, das werden wir, das werden wir.«
Vor dem 87th war das 1. Bataillon des 67th, Männer aus Hampshire, die frisch aus England gekommen und beim Kampf um die Feuerflöße zum ersten Mal ins Gefecht gezogen waren. Es war ein gutes Regiment, dachte Sir Thomas, wie auch die acht Kompanien des 28th, die davor warteten. Das 28th war auch wieder so ein tapferes Regiment vom Land. Sie waren aus Gibraltar gekommen, und Sir Thomas war froh, sie zu sehen, denn er erinnerte sich an die Männer aus Gloucestershire von La Coruña. Sie hatten hart gekämpft an jenem Tag. Viele von ihnen waren gefallen und hatten ihren Spitznamen Lügen gestraft: die Dandies oder die Silver-Tails. Ihre Offiziere bestanden darauf, besonders lange Schwalbenschwänze an ihren Mänteln zu tragen, und diese Schwalbenschwänze waren prachtvoll mit Silber bestickt. Das 28th zog es vor, die Slasher genannt zu werden, in Erinnerung an den Tag, da sie einem nervenden französischen Advokaten in Kanada die Ohren abgeschnitten hatten. Der Lieutenant Colonel der Slasher sprach gerade mit Colonel Wheatley, der alle Truppen auf der Straße dahinter befehligte, und als Wheatley Sir Thomas vorbeireiten sah, rief er nach seinem Pferd.
Major Duncan und zwei seiner Batterien mit je fünf Geschützen warteten auf der Straße vor den Silver-Tails. Duncan lehnte
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