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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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an einer Protze. Er hob die Augenbrauen, als Sir Thomas an ihm vorbeiritt, und erhielt zur Erwiderung ein kurzes Schulterzucken. »Wir werden dieses Chaos schon wieder entwirren!«, rief Sir Thomas und hoffte erneut, dass er recht behalten würde.
    Vor der Artillerie marschierte die 1. Brigade, und Sir Thomas wusste ganz genau, wie glücklich er war, solch eine Einheit unter seinem Befehl zu haben. Es waren nur zwei Bataillone, aber sie waren stark. Das hintere war wieder einmal zusammengewürfelt. Es bestand aus zwei Kompanien der Coldstream Guards, zwei Riflemen-Kompanien und drei Kompanien des 3rd Guards Regiment of Foot. Schotten! Es waren die einzigen Schotten unter Sir Thomas’ Befehl, und Sir Thomas nahm den Hut für sie ab. Mit Schotten an seiner Seite konnte er die Tore der Hölle einreißen, und er hatte einen Kloß im Hals, als er ihre roten Röcke mit den blauen Kragenspiegeln sah. Sir Thomas war sehr sentimental. Er liebte Soldaten. Einst hatte er geglaubt, jeder, der den roten Rock trug, sei ein Gauner und Dieb, Abschaum aus der Gosse, und nachdem er in die Armee eingetreten war, hatte er herausgefunden, dass er recht hatte, aber er hatte auch gelernt, sie zu lieben. Er liebte ihre Geduld, ihre Wildheit, ihre Ausdauer und ihre Tapferkeit. Wenn er frühzeitig sterben und zu seiner Mary in den Himmel kommen sollte, dachte Sir Thomas oft, dann wollte er inmitten dieser Männer sterben wie Sir John Moore, ein anderer Schotte, bei La Coruña. Als Erinnerung an diesen Tag hatte Sir Thomas Moores rote Schärpe behalten, an der noch immer das Blut des Helden klebte. Der Soldatentod, dachte er, war ein glücklicher Tod, denn auch wenn der Schmerz oft groß war, starb ein Mann hier in der besten Gesellschaft, die man sich vorstellen konnte.
    Sir Thomas drehte sich im Sattel nach seinem Neffen um. »Wenn ich sterbe, John«, sagte er, »sorg dafür, dass mein Leib zu deiner Tante Mary gebracht wird.«
    »Sie werden nicht sterben, Sir.«
    »Begrab mich in Balgowan«, fuhr Sir Thomas fort und strich mit dem Finger über den Ehering, den er noch immer trug. »Ich habe Geld bereitgestellt, um meinen Leichnam nach Hause zu bringen. Du wirst feststellen, dass es mehr als reicht.« Er musste schlucken, als er an den Schotten vorbei und zum 2. Bataillon der 1st Foot Guards ritt, die die britische Kolonne anführten. Die 1st Foot Guards! Sie wurden Coal-Heavers genannt, denn vor einigen Jahren hatten sie Kohle zu ihren Offizieren getragen, um sie im kalten Londoner Winter zu wärmen. Es gab kein besseres Bataillon als sie. Die Gardisten wurden von Brigadier General Dilkes angeführt, der zum Gruß den Finger an den Dreispitz legte und sich den anderen Offizieren anschloss. Sir Thomas und seine Offiziere ritten an den spanischen Soldaten vorbei und zu General Lapena, der untröstlich und hilflos neben der Straße im Sattel saß.
    Lapena schaute Sir Thomas verzweifelt an. Er seufzte, als hätte er den Schotten erwartet und ärgere sich darüber. Lapena deutete auf Vejer in der Ferne, das weiß auf seinem Hügel leuchtete. »Inundación«, sagte Lapena langsam und deutlich, dann beschrieb er mit der Hand einen Kreis, als wolle er sagen, das sei ohnehin alles hoffnungslos. Sie konnten nichts tun. Es war ihr Schicksal zu scheitern. Alles war vorbei.
    »Die Straße, Sir Thomas«, übersetzte der Verbindungsoffizier unnötigerweise, »ist überflutet. Der General bedauert das, aber es ist nun einmal so.« Der spanische General hatte keineswegs sein Bedauern geäußert, doch der Verbindungsoffizier hielt es für angemessen, das hinzuzufügen. »Das ist wirklich traurig, Sir Thomas. So traurig.«
    General Lapena starrte Sir Thomas wehleidig an, und irgendetwas in seinem Gesicht schien zu sagen, das sei alles die Schuld des Schotten. »Inundación«, wiederholte er und zuckte mit den Schultern.
    »Die Straße«, stimmte Sir Thomas ihm auf Spanisch zu, »ist in der Tat überflutet.« Die Straße ging mitten über einen See. Zwar führte sie dort über einen kleinen Damm, doch nach den heftigen Regenfällen der letzten Zeit stand der unter Wasser. »Sie ist überflutet«, sagte Sir Thomas geduldig, »aber ich wage zu behaupten, dass wir sie dennoch überqueren können, Señor.«
    Er wartete nicht auf Lapenas Antwort, sondern trieb sein Pferd auf den Damm hinaus. Das Pferd watete durch das immer höher werdende Wasser. Allmählich wurde es nervös, warf den Kopf hin und her und rollte mit den Augen, doch Sir Thomas behielt es unter

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