Sharpes Zorn (German Edition)
Kontrolle, während er den weißen Pfählen folgte, die den Verlauf der Straße markierten. Auf halbem Weg durch die Flut, als das Wasser ihm bis zu den Steigbügeln reichte, drehte er sich im Sattel um und schrie mit einer Stimme, die von den windigen, schottischen Jagdrevieren kräftig geworden war: »Wir sollten weitermarschieren! Haben Sie mich gehört? Vorwärts!«
»Die Geschütze schaffen das nicht«, erwiderte Lapena, »und sie können das überflutete Gebiet auch nicht umgehen.« Traurig deutete er nach Norden, wo sich das Marschland noch wesentlich weiter erstreckte.
Das wurde für Sir Thomas noch einmal wiederholt, als er zurückgeritten kam. Sir Thomas nickte und rief dann nach Captain Vetch, dem Pionieroffizier, der die Feuerflöße verbrannt hatte und der sich nun bei der Vorhut befand, um genau solch eine Einschätzung vornehmen zu können. »Klären Sie das Gebiet auf, Captain«, befahl Sir Thomas, »und berichten Sie mir, ob die Geschütze die Straße nehmen können.«
Captain Vetch ritt durch den überfluteten Bereich, und als er wieder zurückkam, erklärte er selbstbewusst, dass die Straße durchaus passierbar sei. Doch General Lapena bestand darauf, dass der Damm durch das Wasser beschädigt sein könnte und dass er erst gründlich untersucht werden müsse, und falls nötig, müsse man ihn eben reparieren, bevor irgendwelche Geschütze dort entlang geführt werden konnten. »Dann schicken Sie wenigstens die Infanterie rüber«, schlug Sir Thomas vor, und nach einer Weile kam man zögernd überein, dass die Infanterie den Marsch vielleicht wirklich riskieren könne.
»Führen Sie Ihre Jungs heran«, sagte Sir Thomas zu Brigadier General Dilkes und Colonel Wheatley. »Ich will beide Brigaden dicht am Ufer, nicht auseinandergezogen auf der Straße.« Zwar bestand keine unmittelbare Gefahr, sodass es egal gewesen wäre, wenn die Briten erst einmal zurückgeblieben wären, doch Sir Thomas hoffte, dass die Spanier unter den Augen der Briten und Portugiesen ein wenig Eifer zeigen würden.
Die beiden Brigaden marschierten am Seeufer auf und ließen die Geschütze auf der Straße zurück, doch die Ankunft von Sir Thomas’ Männern zeigte keinerlei Wirkung auf die Spanier. Deren Soldaten bestanden darauf, sich erst einmal Stiefel und Strümpfe auszuziehen, bevor sie vorsichtig die überflutete Straße betraten. Die meisten von Lapenas Offizieren hatten keine Pferde, denn auf den Feluken war nur für wenige Platz gewesen, und diese Offiziere verlangten nun, dass ihre Männer sie trugen. Alles ging schier unglaublich langsam, als hätten die Spanier Angst, dass sich plötzlich die Erde unter ihnen auftun und sie verschlucken würde.
»Gütiger Gott im Himmel«, seufzte Sir Thomas, während er zuschaute, wie eine kleine Gruppe der wenigen berittenen spanischen Offiziere, die schon halb auf dem Damm waren, nervös mit langen Stöcken im Wasser herumstocherte. »John!« Sir Thomas drehte sich zu seinem Neffen um. »Bestell Major Duncan meine besten Grüße und sag ihm, ich will die Geschütze hier haben. Sie werden noch heute Nachmittag diesen verdammten See überqueren.«
Major Hope ritt los, um die Geschütze zu holen. Lord William Russell saß ab, holte das Fernrohr aus seiner Satteltasche, legte es auf den Rücken seines Pferdes und suchte das Land im Norden ab. Es war Flachland, umrahmt von kahlen Hügeln, auf denen weiße Dörfer in der Wintersonne funkelten. Die Ebene war mit fremdartigen immergrünen Pflanzen übersät, die wie die Kinderzeichnung eines Baums aussahen. Die Stämme waren schwarz und die Kronen dicht und ausladend. »Ich mag diese Bäume«, bemerkte Lord William und schaute weiter durch sein Fernrohr.
»Sciadopitys verticillata« , sagte Sir Thomas in beiläufigem Ton. Dann sah er, dass Lord William ihn erstaunt und ehrfurchtsvoll anstarrte. »Meine geliebte Mary hat auf unseren Reisen großen Gefallen an ihnen gefunden«, erklärte Sir Thomas. »Wir haben versucht, ein paar davon in Balgowan anzupflanzen, aber sie haben keine Wurzeln geschlagen. Dabei sollte man annehmen, dass Pinien in Perthshire angehen, diese aber nicht. Sie sind schon im ersten Winter eingegangen.« Er klang entspannt, doch Lord William sah, dass der General ungeduldig mit den Fingern auf dem Sattel trommelte. Lord William schaute wieder durch das Fernrohr und ließ seinen Blick über ein kleines Dorf wandern, das halb hinter einem Olivenhain verborgen war. Dann hielt er inne.
»Wir werden beobachtet, Sir
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