Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
großzügig von Seiner Exzellenz.«
    Sharpe stand auf, und Lord Pumphreys Hand zuckte zu seiner Jackentasche. Sharpe lachte. »Sie haben eine Pistole dabei! Wollen Sie wirklich gegen mich kämpfen?« Lord Pumphreys Hand erstarrte, und Sharpe trat hinter ihn. »Seine Exzellenz weiß einen Dreck über diese Briefe, Mylord. Sie haben ihm nichts erzählt. Sie wollen sie für sich selbst.«
    »Das ist doch absurd, Sharpe!«
    »Weil sie durchaus noch Wert besitzen, nicht wahr? Sie wären ein kleiner Hebel, um für immer Macht über die Familie Wellesley zu haben. Was macht Henrys ältester Bruder so?«
    »Der Earl of Mornington«, antwortete Pumphrey steif, »ist unser Außenminister.«
    »Natürlich ist er das«, sagte Sharpe, »ein wahrhaft nützlicher Mann, wenn man ihn in der Tasche hat. Wollen Sie deshalb die Briefe, Mylord? Oder wollen Sie sie Seiner Exzellenz verkaufen?«
    »Sie haben wirklich eine blühende Fantasie, Captain Sharpe.«
    »Nein. Ich habe Caterina, und Caterina hat die Briefe, und Sie haben das Geld. An Geld zu kommen ist ein Leichtes für Sie, Mylord. Wie haben Sie das noch genannt? Subventionen für die Guerilleros und Bestechungsgelder für die Abgeordneten? Aber das Gold ist jetzt für Caterina, was immer noch viel besser ist, als damit die Taschen verdammter Advokaten zu füllen. Und da ist noch eine andere Sache, Mylord.«
    »Ja?«, fragte Lord Pumphrey.
    Sharpe legte Pumphrey die Hand auf die Schulter und jagte Seiner Lordschaft so einen Schauder über den Rücken. Sharpe beugte sich vor und flüsterte Pumphrey heiser ins Ohr: »Wenn Sie sie nicht bezahlen, dann werde ich mit Ihnen machen, was Sie befohlen haben, das man mit Astrid tut.«
    »Sharpe!«
    »Das Durchschneiden einer Kehle«, sagte Sharpe, »ist zwar schwieriger, als Ferkel zu kastrieren, aber in etwa die gleiche Sauerei.« Er zog seinen Säbel ein paar Zoll heraus und ließ die Klinge über die Scheide kratzen. Dabei spürte er ein Zittern in Lord Pumphreys Schulter. »Eigentlich sollte ich das mit Ihnen machen, Mylord – um Astrids willen –, aber Caterina will das nicht. Und? Zahlen Sie ihr jetzt das Geld oder nicht?«
    Pumphrey rührte sich nicht. »Sie werden mir nicht die Kehle durchschneiden«, erklärte er überraschend ruhig.
    »Werde ich nicht?«
    »Man weiß, dass ich hier bin, Sharpe. Ich musste zwei Militärpolizisten fragen, wo Sie untergekommen sind. Glauben Sie etwa, die haben mich vergessen?«
    »Ich bin es gewohnt, Risiken auf mich zu nehmen, Mylord.«
    »Deshalb sind Sie ja auch so wertvoll, Sharpe, aber Sie sind kein Narr. Wenn Sie einen Diplomaten Seiner Majestät töten, werden Sie selber sterben. Außerdem wird Caterina nicht zulassen, dass Sie mich umbringen. Das haben Sie selbst gesagt.«
    Caterina schwieg. Sie schüttelte nur leicht den Kopf, doch ob sie damit Lord Pumphreys Aussage verneinen oder anzeigen wollte, dass sie seinen Tod nicht wollte, das wusste Sharpe nicht.
    »Caterina will Geld«, sagte Sharpe.
    »Das ist ein Motiv, das ich vollkommen verstehen kann«, erklärte Pumphrey und schob die Tasche in die Mitte des Tischs. »Du hast die Briefe?«, fragte er Caterina.
    Caterina gab Sharpe die sechs Briefe, und Sharpe zeigte sie Seiner Lordschaft. Dann brachte er sie zum Feuer.
    »Nein!«, rief Lord Pumphrey.
    »Doch«, sagte Sharpe und warf sie auf das brennende Holz. Die Briefe fingen sofort Feuer, und das Licht der Flammen tanzte über Lord Pumphreys bleiches Gesicht. »Warum haben Sie Astrid umbringen lassen?«, fragte Sharpe.
    »Um die Geheimnisse Großbritanniens zu bewahren«, antwortete Lord Pumphrey in hartem Ton, »denn das ist meine Pflicht.« Er stand unvermittelt auf, und plötzlich strahlte seine zerbrechliche Gestalt eine unerwartete Autorität aus. »Sie und ich, Captain Sharpe, wir sind uns sehr ähnlich. Wir wissen beide, dass es im Krieg wie im Leben nur eine Regel gibt: gewinnen. Das mit Astrid tut mir leid.«
    »Nein, tut es Ihnen nicht«, widersprach Sharpe.
    Pumphrey hielt kurz inne. »Sie haben recht. Tut es nicht.« Plötzlich lächelte er. »Sie spielen das Spiel wirklich gut, Captain Sharpe. Ich gratuliere Ihnen.« Er warf Caterina einen Kuss zu und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
    »Ich mag Pumps«, bemerkte Caterina, nachdem Seine Lordschaft gegangen war, »deshalb bin ich auch froh, dass du ihn nicht getötet hast.«
    »Das hätte ich aber tun sollen.«
    »Nein«, widersprach sie ihm mit fester Stimme. »Er ist wie du: ein Schuft. Und Schufte sollten loyal

Weitere Kostenlose Bücher