Sharpes Zorn (German Edition)
und bog sich im Druck der Flut durch. Als sie sicher am anderen Ufer angelangt waren, saß Galiana wieder auf und führte Sharpe nach Süden, vorbei an den Sandwällen des improvisierten Forts, das die Brücke schützen sollte.
General Zayas hatte seine drei Bataillone in einer Linie quer über den Strand aufgestellt, und nun rückten sie langsam vor. Den Männern auf der rechten Seite spülte dann und wann die Brandung über die Stiefel. Unteroffiziere bellten ihre Männer an, die Formation zu halten, und die spanischen Farben strahlten hell vor dem blassen Himmel. Aus der Ferne war der Schuss einer Kanone zu hören. Ihr Donnern verhallte, und über das stete Feuern der französischen Musketen hinweg glaubte Sharpe, andere Musketen weiter weg zu hören. »Ihr könnt jetzt wieder zurück«, sagte er zu Harper.
»Schauen wir erst mal nach, was die Jungs da machen«, erwiderte Harper und nickte zu den drei spanischen Bataillonen.
Die Spanier mussten nichts weiter tun, als aufzutauchen. Als General Villatte sah, dass seine Männer bald von hinten angegriffen werden würden, befahl er ihnen, sich nach Osten über den Almanza zurückzuziehen. Sie nahmen ihre Verwundeten mit. Die Spanier jubelten daraufhin ob ihres vermeintlichen Siegs und stürmten die Dünen hinauf, um den sich zurückziehenden Franzosen hinterherzujagen, die nun fast zwei zu eins in Unterzahl waren. Galiana stellte sich in den Steigbügeln auf. Er war fast außer sich vor Freude. Sicher, die vereinigte spanische Streitmacht konnte die Franzosen nun über den kleinen Fluss verfolgen und nach Chiclana zurücktreiben, doch just in diesem Augenblick eröffnete die Artillerie am anderen Ufer des Almanza das Feuer. Eine Batterie Zwölfpfünder war auf dem festen Untergrund im Osten stationiert worden, und ihre erste Salve bestand aus Granaten, die bei der Explosion den Sand emporschleuderten.
Der spanische Vormarsch geriet ins Stocken, als die Männer hinter den Dünen Deckung suchten. Die Geschütze schossen ein zweites Mal, und nun rissen Kugeln blutige Lücken in die Reihen, die sich nicht schnell genug geduckt hatten. Die französische Infanterie hatte den Fluss inzwischen durchwatet und bildete eine neue Linie, um sich den Spaniern jenseits der ansteigenden Flut zu stellen. Die Geschütze verstummten, doch ihr Pulverdampf trieb weiter über das langsam steigende Wasser. Nun waren die Franzosen damit zufrieden zu warten. Die Truppe, die der alliierten Armee den Rückzug versperrt hatte, war vertrieben worden, doch ihre Geschütze konnten noch immer jeden unter Beschuss nehmen, der sich der Brücke näherte. Dann führten sie eine zweite Batterie heran und warteten darauf, dass die Kämpfe im Süden begannen, während sich die spanischen Bataillone damit zufriedengaben, den Feind vom Strand vertrieben zu haben, und es sich in den Dünen bequem machten.
Enttäuscht, dass seine Landsleute den Feind nicht über den Almanza verfolgt hatten, war Galiana zu einer Gruppe spanischer Offiziere geritten und kehrte nun zu Sharpe zurück. »General Graham steht südlich von hier«, berichtete er. »Und er hat Befehl, die Nachhut herzuführen.«
Gut zwei Meilen südlich von seinem Standort sah Sharpe Pulverdampf. »Noch kommt er aber nicht«, sagte er. »Also kann ich genauso gut zu ihm gehen. Ihr könnt jetzt wieder zurück, Pat.«
Harper dachte darüber nach. »Und was werden Sie tun, Sir?«
»Ich werde nur ein wenig am Strand spazieren gehen.«
Harper schaute zu den anderen Riflemen. »Will zufällig jemand mit mir und Mister Sharpe am Strand spazieren gehen? Oder wollt ihr lieber zurück und euer Glück bei diesem griesgrämigen Spanier an der Brücke versuchen?«
Die Riflemen schwiegen, bis weit im Süden eine weitere Kanone schoss. Dann runzelte Harris die Stirn. »Was passiert da unten?«, fragte er.
»Das hat nichts mit uns zu tun«, antwortete Sharpe.
Harris war manchmal ein richtiger Kasernen-Advokat, und er wollte auch diesmal protestieren, das sei nicht ihr Kampf, doch dann sah er Harpers Blick und beschloss zu schweigen. »Wir machen nur einen Strandspaziergang«, sagte Harper, »und es ist ja auch ein schöner Tag dafür.« Er sah Sharpes fragenden Blick. »Ich habe an die Faughs gedacht, Sir. Die sind da unten, all die armen Jungs aus Dublin, und da dachte ich bei mir, dass sie vielleicht gern einen echten Iren sehen würden.«
»Aber wir werden nicht kämpfen, oder?«, verlangte Harris zu wissen.
»Was, glaubst du eigentlich, was du bist,
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