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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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heran, und so hatte ihr Kommandeur sie wieder vom Hang heruntergeholt und wartete auf Verstärkung.
    Und Browne wartete ebenfalls. Weit im Norden hörte er Musketenfeuer. Es waren Salven, doch das war nicht sein Kampf, also ignorierte er das Geräusch. Er hatte den Befehl, den Hügel zu halten, und er war ein sturer Mann, und so stand er unter dem blassen Himmel und der Wind wehte den Duft des Meeres heran. Der kommandierende Offizier der Husaren, ein Captain, bat höflich darum, in das Karree zu dürfen, und legte zum Gruß die Finger an den Helm. »Ich denke, die Dragoner werden Sie jetzt nicht mehr belästigen«, sagte er.
    »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Captain …?«
    »Dettmer«, antwortete der Mann. »Captain Dettmer.«
    »Tut mir leid um Ihren Mann.« Browne nickte zu dem sterbenden Husaren.
    Dettmer starrte ihn an. »Ich kenne seine Mutter«, seufzte er traurig und schaute wieder zu Browne. »Da rückt Infanterie an«, sagte er. »Ich habe sie während des Gefechts gesehen.«
    »Infanterie?«
    »Und es sind viele«, ergänzte Dettmer, »zu viele.«
    »Dann lassen Sie uns mal nachsehen«, sagte Browne und befahl seinen Männern, eine Gasse freizumachen. Die beiden Offiziere ritten am Ostrand des Hügels hinauf, und Browne starrte auf die sich nähernde Katastrophe. »Grundgütiger!«, rief er. »Das ist wirklich nicht nett.«
    Als er das letzte Mal nachgesehen hatte, war die Heide eine Wildnis aus Sand, Gras, Pinien und Dickichten gewesen. Infanterie hatte er nur in der Ferne gesehen, doch nun war die ganze Heide blau. Überall waren nur noch blaue Uniformen und weiße Brustgürtel zu sehen. Browne sah Bataillon über Bataillon von Franzosen, und ihre Adler funkelten in der Morgensonne, während sie auf das Meer vorrückten. »Grundgütiger!«, sagte Browne erneut.
    Denn nur die Hälfte der französischen Armee marschierte auf den Pinienwald zu, der sie vor dem Meer verbarg. Die andere rückte gegen Browne und seine fünfhundertsechsunddreißig Musketen vor.
    Sie kamen genau auf ihn zu. Tausende von ihnen.
    Sharpe stieg die größte Sanddüne, die er sehen konnte, hinauf und richtete sein Fernrohr auf den Rio Sancti Petri. Er sah die Rücken der Franzosen am Strand und den Pulverrauch um ihre Köpfe, doch das Bild waberte, denn das Fernrohr wackelte. »Perkins!«
    »Sir?«
    »Mach dich mal nützlich und bring deine Schulter her.«
    Perkins diente als Fernrohrständer. Sharpe beugte sich zum Okular. Doch selbst mit einem ruhigen Fernrohr fiel es ihm schwer zu erkennen, was da los war, denn die Franzosen waren in drei Linien aufmarschiert und ihr Pulverdampf verbarg alles, was sich jenseits von ihnen befand. Sie feuerten ohne Pause.
    Sharpe konnte nicht die ganze französische Linie sehen, denn die Dünen verbargen die linke Flanke, aber er zählte mindestens tausend Mann. Auch sah er zwei Adler, und so vermutete er, dass sich hinter den Dünen noch mindestens zwei Bataillone verbargen.
    »Sie sind langsam, Sir.« Harper war hinter ihn getreten.
    »Ja, sie sind langsam«, stimmte Sharpe ihm zu. Die Franzosen feuerten als Bataillon, was hieß, dass der Langsamste die Feuergeschwindigkeit bestimmte. Er schätzte, dass sie noch nicht einmal drei Schuss die Minute schafften, doch das schien zu reichen, denn die Franzosen erlitten nur sehr geringe Verluste.
    Langsam ließ Sharpe den Blick die Linie entlang wandern. Er sah nur sechs Leichen, die nach hinten gezogen worden waren, wo die Offiziere auf und ab ritten. Was die spanischen Musketen betraf, so konnte er sie hören, aber nicht sehen. Nur ein-, zweimal, als sich der Pulverdampf ein wenig lichtete, erhaschte er einen Blick auf die Spanier in ihrem helleren Blau. Sharpe schätzte, dass sie gut dreihundert Schritt von den Franzosen entfernt standen. Auf diese Entfernung hätten sie auch spucken können. »Sie sind nicht nah genug dran«, murmelte Sharpe.
    »Kann ich mal sehen, Sir?«, fragte Harper.
    Sharpe verkniff sich einen wütenden Kommentar von wegen, das sei ja nicht Harpers Kampf, doch stattdessen machte er seinen Platz an Perkins Schulter frei. Er drehte sich um und schaute aufs Meer hinaus, wo sich die Wellen an einer kleinen Insel brachen, auf der die Ruinen einer uralten Festung standen. Ein Dutzend Fischerboote dümpelte unmittelbar hinter der Brandung. Die Fischer beobachteten den Kampf, und angezogen vom Schlachtenlärm, kamen weitere Zuschauer aus San Fernando. Ohne Zweifel würden bald auch die ersten Neugierigen aus Cadiz

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