Sharpes Zorn (German Edition)
da Sir Thomas nach Süden ritt, stiegen die ersten französischen Bataillone den Osthang hinauf. Nun hielt der Feind den Cerro del Puerco, und die einzigen alliierten Truppen in der Nähe waren die fünfhundert Mann aus Gibraltar, und die hielten den Hügel nicht mehr, sondern formierten sich an dessen Fuß zu einer Marschkolonne. »Browne! Browne!«, schrie Sir Thomas, als er auf die Kolonne zutrabte. »Warum sind Sie hier? Warum?«
»Weil gerade die halbe französische Armee den Hügel heraufmarschiert, Sir Thomas.«
»Wo sind die Spanier?«
»Weggerannt.«
Sir Thomas starrte Browne einen Herzschlag lang an. »Nun, das ist zwar übel, Browne«, sagte er, »aber Sie müssen sofort kehrtmachen und angreifen.«
Major Browne riss die Augen auf. »Sie wollen, dass ich die halbe Armee der Froschfresser angreife?«, fragte er ungläubig. »Ich habe sechs Bataillone und eine Batterie gesehen! Und ich habe nur fünfhundertsechsunddreißig Musketen.« Browne, der von den Spaniern im Stich gelassen worden war, hatte beobachtet, wie Massen von Infanterie und Artillerie auf den Hügel zumarschiert waren, und er war zu dem Schluss gelangt, dass Rückzug besser war als Selbstmord. Es waren keine anderen britischen Truppen zu sehen gewesen, und niemand hatte ihm Verstärkung versprochen. Also hatte er sein Flankenbataillon im Norden vom Hügel hinab geführt. Und jetzt sagte man ihm, er solle wieder zurückgehen. Er atmete tief durch. »Wenn es denn sein muss«, akzeptierte er sein Schicksal stoisch, »dann werden wir das tun.«
»Ja, es muss sein«, erwiderte Sir Thomas, »denn ich brauche diesen Hügel. Es tut mir leid, Browne, ich brauche ihn wirklich. Aber General Dilkes ist unterwegs. Ich werde ihn persönlich zu Ihnen hinaufbringen.«
Browne drehte sich zu seinem Adjutanten um. »Major Blakeney! Plänklerformation! Wieder den Hügel rauf! Wir werden die Bastarde vertreiben!«
»Sir Thomas?«, mischte sich ein Adjutant ein und deutete auf die Kuppe des Hügels, wo bereits das erste französische Bataillon zu sehen war. Die blauen Uniformen hoben sich deutlich vom Himmel ab, und das Bataillon war bereit, den Hügel hinunterzustürmen und sich den Weg durch den Wald zu erkämpfen.
Sir Thomas schaute zu den Franzosen hoch. »Plänkler werden sie nicht aufhalten, Browne«, sagte er. »Sie werden in Linie angreifen und Salven schießen müssen.«
»In Linie!«, brüllte Browne seine Männer an, die schon begonnen hatten, sich zu verteilen.
»Und die haben eine Geschützbatterie da oben, Sir Thomas«, fügte der Adjutant leise hinzu.
Sir Thomas ignorierte die Information. Es war egal, ob die Franzosen die gesamte kaiserliche Artillerie da oben hatten. Sie mussten angegriffen werden, und das hieß, dass die einzigen zur Verfügung stehenden Truppen sie lange genug beschäftigen mussten, bis General Dilkes mit seinen Gardisten kam. »Gott mit Ihnen, Browne«, sagte Sir Thomas, aber so leise, dass der Major ihn nicht hören konnte. Sir Thomas wusste, dass er Brownes Männer in den Tod schickte, aber sie mussten sterben, um den Gardisten Zeit zu verschaffen. Er schickte einen Adjutanten zu Dilkes. »Dilkes soll meinen letzten Befehl vergessen«, sagte Sir Thomas, »und seine Männer stattdessen so schnell wie möglich herbringen. Gehen Sie!«
Sir Thomas hatte getan, was er tun konnte. Die Küste zwischen den beiden Dörfern Barrosa und Bermeja war das reinste Chaos, und die Franzosen griffen an zwei Stellen gleichzeitig an: einmal am Wald und einmal an dem für die Schlacht so wichtigen Hügel. Sir Thomas wusste, dass der Feind kurz vor dem Sieg stand. Ihm blieb nichts anderes übrig, als auf die Kampfkraft seiner Männer zu vertrauen. Seine beiden Brigaden waren weit in der Unterzahl, und eine davon musste auch noch einen Hügel erstürmen. Und wenn auch nur eine von beiden versagte, dann war die Armee verloren.
Hinter ihm, in der offenen Heide jenseits des Waldes, waren die ersten Musketenschüsse zu hören.
Und Browne trieb seine Männer den Hügel hinauf.
KAPITEL 11
Sharpe und seine Riflemen, die noch immer von Capitán Galiana begleitet wurden, gingen durch die spanische Armee, die sich größtenteils am Strand auszuruhen schien. Als die das Dorf Bermeja erreichten, stieg Galiana ab und führte sein Pferd zwischen den Hütten hindurch. General Lapena und sein Stab waren dort und suchten unter einem Gestell, auf dem Fischernetze zum Trocknen hingen, vor der Sonne Schutz. Es gab einen Wachturm in dem Dorf, und auf
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