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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Franzosen würden jeden Moment in den Sturmangriff übergehen, und das hieß, dass er jetzt noch so viele von ihnen wie möglich töten musste, und eine nackte Kugel konnte man rasch laden. Dass das ungenauer war, machte auf diese Entfernung ohnehin keinen Unterschied. Aber wenn er Vandal wiedersah, dann wollte er auf Nummer sicher gehen. Also holte er doch einen Lederflicken heraus, wickelte die Kugel hinein und lud sie erst dann in den Lauf. »Haltet nach ihren Offizieren Ausschau!«, befahl er seinen Männern.
    Eine Pistole knallte neben Sharpe, und als er sich nach dem Geräusch umdrehte, sah er, dass Capitán Galiana vom Pferd gestiegen war und die kleine Waffe wieder lud. »Feuer!«, befahl der Lieutenant der Kompanie des 87th, neben der sie knieten, und die Musketen spien Rauch. Mit einem schwarzen Loch in der Stirn fiel ein Mann aus der vordersten Reihe nach hinten.
    »Lasst ihn!«, brüllte ein Sergeant. »Er ist tot! Nachladen!«
    »Bajonette pflanzt auf!« Der Ruf ertönte unmittelbar hinter dem 87th und wurde die ganze Linie entlang wiederholt. »Bajonette pflanzt auf!«
    »Gott schütze Irland«, sagte Harper. »Das ist die pure Verzweiflung.«
    »Eine wirkliche Wahl haben wir ja nicht mehr«, erklärte Sharpe. Allein dank ihrer Übermacht würden die Franzosen ohnehin gewinnen. Sie rückten immer weiter vor, und Colonel Wheatley konnte sich nun entweder zurückziehen oder angreifen. Sich zurückzuziehen hieße jedoch, die Niederlage zu akzeptieren, während er mit einem Angriff die Franzosen wenigstens noch einmal unter Druck setzen konnte.
    »Schwerter, Sir?«, fragte Slattery.
    »Schwerter«, antwortete Sharpe. Jetzt war nicht mehr die Zeit, um darüber nachzudenken, ob das nun sein Kampf war oder nicht. Die Schlacht stand auf Messers Schneide. Eine weitere französische Salve schlug in die rote Linie, dann fegten zwei Kartätschenladungen die blauen Männer hinweg, die die Salve abgefeuert hatten. Ein irischer Junge schrie furchtbar und wälzte sich vor der Linie hin und her, während er sich die blutigen Hände in den Schritt drückte. Ein Sergeant brachte ihn mit einem gnädigen Schlag auf den Kopf zum Schweigen.
    »Vorwärts! Vorwärts!«, bellte ein Brigademajor.
    »Das 87th rückt vor!«, schrie Gough. »Faugh a ballagh!«
    »Faugh a ballagh!« , antworteten die Überlebenden des 87th und setzten sich in Bewegung.
    »Ruhig, Jungs!«, rief Gough. »Ruhig!«
    Doch das 87th wollte nicht mehr ruhig sein. Ein Viertel von ihnen war entweder tot oder verwundet, und in den Iren kochte die Wut auf die Männer, die sie in der letzten Stunde so heftig beschossen hatten, und so liefen sie immer schneller vor. Denn je schneller sie am Feind waren, desto eher würde dieser Feind auch sterben, und Gough konnte sie nicht mehr zurückhalten. Sie begannen zu rennen, und während sie rannten, stießen sie hohe Schreie aus, die an sich schon Furcht erregend genug waren, und ihre siebzehn Zoll langen Bajonette funkelten in der Sonne, die fast den Zenit erreicht hatte.
    »Vorwärts!« Die Männer zu Sharpes Rechter hielten mit dem 87th Schritt. Duncans Kanoniere hatten ihre Geschütze noch einmal geladen, um die Flanke der Franzosen zu zerfetzen.
    »Tötet! Tötet!« Ensign Keogh schrie so laut er konnte. In der einen Hand hielt er seinen schmalen Degen und in der anderen den Hut.
    »Faugh a ballagh!« , bellte Gough.
    Französische Musketen donnerten furchtbar nah, und Männer wurden zurückgeworfen, und Blut spritzte auf ihre Nachbarn, doch jetzt konnte der Angriff nicht mehr angehalten werden. Jetzt griff die ganze Linie der Rotröcke mit aufgepflanztem Bajonett an, denn stehen zu bleiben hieß zu sterben und Rückzug Niederlage. Inzwischen waren sie keine tausend mehr, und sie stürmten gegen eine dreifache Übermacht. »Auf sie! Auf sie!«, schrie ein Offizier der Cauliflowers. »Tötet sie! Tötet sie!«
    Die vorderste Reihe der Franzosen versuchte zurückzuweichen, doch die Männer dahinter schoben sie nach vorn, und dann schlugen die Rotröcke zu. Bajonette wurden nach vorn gestoßen. Musketen schossen auf weniger als ein Yard Entfernung. Ein Sergeant des 87th sang, als würde er seine Männer in der Kaserne ausbilden. »Stoßen! Zurück! Stehen! Stoßen! Zurück! Stehen! Nicht in die Rippen, du verdammter Narr! In den Bauch! Stoßen! Zurück! Stehen! In den Bauch, Jungs, in den Bauch! Stoßen!«
    Ein irisches Bajonett steckte zwischen den Rippen eines Franzosen fest. Es wollte einfach nicht herauskommen, und

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