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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Vierteln des Weges würden die Briten außer Atem sein, und genau dann würden die Franzosen mit ihren Geschützen und Musketen zuschlagen. Ruffin würde Löcher in ihre Reihen reißen und seine vier Bataillone anschließend mit dem Bajonett vorrücken lassen. Er würde die Briten hinwegfegen. Chaos wäre die Folge, noch bevor sie den Fuß des Hügels erreichten, und dann konnten die Infanterie und die Dragoner sie auf dem Strand endgültig fertigmachen. Gleichzeitig konnte er dann die Grenadiere gegen die Südflanke der britischen Brigade schicken, dachte er.
    Die Rotröcke stiegen weiter hinauf. Sergeants bemühten sich, die Linie zusammenzuhalten, doch das war hoffnungslos in diesem Terrain. Französische Voltigeure, Plänkler, waren ein Stück weit den Hang hinuntergegangen und feuerten auf die Angreifer.
    »Erwidert das Feuer nicht!«, rief Sir Thomas. »Spart euch die Munition! Oben werden wir ihnen eine Salve geben! Nicht feuern!« Eine Kugel riss Sir Thomas den Hut vom Kopf, doch ohne das weiße Haar auch nur zu streifen. Er trieb sein Pferd vorwärts. »Seid tapfer, Jungs!«, rief er. »Rauf mit euch!« Er ritt zwischen den hinteren Reihen der 3rd Foot Guards, seinen geliebten Schotten. »Das ist unser Land, Jungs! Jagen wir die Bastarde in die Flucht!«
    Major Brownes Männer – oder zumindest die, die überlebt hatten – waren noch immer auf dem Hügel und schossen nach oben. »Hier kommt die Garde, Jungs!«, schrie Browne. »Jetzt wette ich sogar wieder einen Pfifferling auf euch!« Er hatte zwei Drittel seiner Offiziere verloren und über die Hälfte seiner Männer, und er rief den Überlebenden zu, die Formation zu schließen und an die Flanke der 1st Foot Guards zu marschieren.
    »Was für Narren«, bemerkte Maréchal Victor eher verwirrt als verächtlich. Fünfzehnhundert Mann wollten einen zweihundert Fuß hohen Hügel einnehmen, der von Artillerie und fast dreitausend Infanteristen gehalten wurde? Aber egal. Die Dummheit der Briten war seine Chance. »Geben Sie ihnen eine Salve, sobald die Artillerie gefeuert hat«, sagte er zu Ruffin, »und dann rennen Sie mit den Bajonetten den Hügel hinunter.« Er ritt zur Batterie. »Warten Sie, bis sie auf halbe Pistolenschussweite heran sind«, befahl er dem kommandierenden Artillerieoffizier. Auf diese Entfernung konnten die Kanonen nicht vorbeischießen. Es würde ein Massaker werden. »Was haben Sie geladen?«
    »Kartätschen.«
    »Guter Mann«, sagte Victor. Er schaute auf die bunten Regimentsfarben der 1st Foot Guards, und vor seinem geistigen Auge sah er bereits, wie diese beiden Fahnen bei einer Parade durch Paris getragen wurden. Der Kaiser würde sehr zufrieden mit ihm sein. Die Fahnen der persönlichen Garde des Königs von England! Vermutlich würde der Kaiser sie als Tischtuch benutzen oder auch als Laken auf dem Bett, das er sich mit seiner neuen österreichischen Braut teilte. Victor konnte sich ein lautes Lachen nicht verkneifen.
    Die Voltigeure stiegen inzwischen wieder den Hügel hinauf, denn die britische Linie rückte immer näher heran. Sie sind fast da , dachte Victor. Er würde sie bis fast auf den Gipfel kommen lassen, denn dann würden die Briten direkt vor den sechs Geschützen stehen. Victor warf einen letzten Blick in Richtung Norden zu Laval, und er sah, dass dessen Kolonnen immer dichter an den Wald heranrückten. In einer halben Stunde, dachte er, würde diese kleine britische Armee zusammenbrechen. Anschließend würde es noch einmal gut eine Stunde dauern, bis sich seine Truppen neu formiert hatten, um die Spanier am Strand anzugreifen. Wie viele Fahnen und Standarten würde er wohl nach Paris schicken? Ein Dutzend? Zwanzig? Vielleicht genug, um alle Betten des Kaisers neu zu beziehen.
    »Jetzt, mon Maréchal?«, fragte der Artillerieoffizier.
    »Warten Sie. Warten Sie«, antwortete Victor. Er wusste, dass ihm der Sieg gehörte, und so drehte er sich nun um und winkte den beiden Grenadierbataillonen zu, die er in Reserve hatte. »Vorwärts!«, rief er dem kommandierenden Offizier zu, Général Rousseau. Jetzt war nicht mehr die Zeit, um irgendjemanden in Reserve zu halten. Jetzt war die Zeit, all seine Männer, alle dreitausend, gegen weniger als halb so viel Feinde zu werfen. Victor zupfte seinem Adjutanten am Ärmel. »Sagen Sie der Kapelle, ich will die Marseillaise hören!« Er grinste. Der Kaiser hatte die Marseillaise verboten. Er mochte ihren revolutionären Grundton nicht, doch Victor wusste, dass das Lied nach wie

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