Sharpes Zorn (German Edition)
in seiner Verzweiflung drückte der Ire den Abzug und war überrascht, dass seine Waffe noch geladen war. Der Feuerstoß und die Kugel rissen das Bajonett wieder heraus. »In den Bauch!«, schrie der Sergeant, denn im Bauch eines Feindes konnte sich ein Bajonett nicht so leicht verfangen wie zwischen den Rippen.
Die Offiziere, die noch immer auf ihren Pferden saßen, feuerten ihre Pistolen über die Tschakos ihrer Männer hinweg ab. Und die Männer stießen zu, sprangen zurück, stießen wieder zu, und einige waren so sehr im Rausch, dass es ihnen egal war, wie sie kämpften. Sie schlugen einfach mit den Kolben zu. »Reißt sie richtig auf, Jungs!«, brüllte der Sergeant. »Piekt sie nicht einfach nur! Macht richtig was kaputt! Stoßen! Zurück!«
Das hier waren die Geächteten von England, Irland, Wales und Schottland. Das hier waren die Trunkenbolde und Diebe, Männer aus der Gosse und den Gefängnissen. Sie trugen den roten Rock, weil niemand sonst sie wollte, oder weil sie so verzweifelt gewesen waren, dass sie keine andere Möglichkeit mehr gesehen hatten. Sie waren der Abschaum Großbritanniens, aber sie konnten kämpfen. Sie hatten schon immer gekämpft, doch in der Armee hatten sie gelernt, diszipliniert zu kämpfen, und hier hatten sie auch Unteroffiziere und Offiziere gefunden, die sie zu schätzen wussten. Natürlich wurden sie auch bestraft und sie verfluchten ihre Vorgesetzten, aber sie schätzten sie auch. Ja, sie liebten sie sogar, und jetzt kämpften Offiziere an ihrer Seite, deren Einkommen fünftausend Pfund im Jahr überstieg, und die Rotröcke taten, was sie am besten konnten und wofür sie einen Schilling pro Tag bekamen: sie töteten.
Der französische Vormarsch war aufgehalten. Jetzt ging es keinen Schritt mehr vorwärts. Ihre vordersten Reihen starben, und die dahinter versuchten, vor diesen Wilden mit den blutüberströmten Gesichtern zu fliehen, die wie Dämonen kreischten.
»Faugh a ballagh! Faugh a ballagh!« Gough trieb sein Pferd zwischen den Männern hindurch und schlug mit seinem Säbel nach einem französischen Sergeant. Der Fahnentrupp folgte ihm. Dessen Sergeants trugen lange Partisanen, Halbpiken, um die Fahne zu beschützen, doch nun waren sie in der Offensive, und so rammten sie die langen schmalen Spitzen in den Feind.
Sergeant Patrick Masterson war einer dieser Pikeniere, und er war fast so groß wie Harper. Er stieß die Partisane in ein französisches Gesicht nach dem anderen und zwang sie zu Boden, sodass die Bajonette sie aufspießen konnten. So bahnte er sich einen Weg durch die erste französische Reihe. Ein Bajonett parierte seine Waffe, und Masterson zog sie zurück und stieß erneut zu, doch im allerletzten Moment verlagerte er den Stoß nach unten, sodass die Klinge durch Stoff, Haut und Fleisch in den Bauch des Feindes drang. Der Stoß war so hart, dass die Klinge bis zum Rückgrat in den Franzosen eindrang. Masterson trat die Leiche von der Klinge, stach erneut zu, und die Rotröcke strömten in die Lücke, die er für sie freigekämpft hatte.
Einige Franzosen lagen unverwundet auf dem Boden. Sie hielten die Hände über den Köpfen und beteten, dass die kreischenden roten Dämonen sie verschonen würden. Ensign Keogh schlitzte einem Franzosen mit dem Degen das Gesicht von einer Wange bis zur anderen auf, und als er die Klinge wieder herausriss, hätte er fast den Rotrock neben sich getroffen. Keoghs Hut war weg. Er stieß den Kriegsschrei des 87th aus: »Faugh a ballagh!« – »Macht den Weg frei!« –, und die Klingen machten den Weg durch die dicht gedrängten Franzosen frei.
Überall an der Linie war es das Gleiche. Bajonette gegen Wehrpflichtige, Wildheit gegen plötzliches, Übelkeit erregendes Entsetzen. Die Schlacht hatte sich zugunsten der Franzosen entwickelt, als sie ihre Übermacht zum Tragen gebracht hatten, doch dann hatte Wheatley eine Entscheidung getroffen, und die Gesetze der Mathematik mussten sich den besser ausgebildeten und härteren Männern beugen. Die Rotröcke rückten vor, langsam, denn sie kämpften gegen den Druck des Feindes an und stolperten über die Leichen im vom Blut rutschigen Gras, doch sie rückten vor.
Dann erschien ein Zweispänner am Rand des Waldes, und Sharpe sah Vandal wieder.
Auf dem Cerro del Puerco rückten die Franzosen vor, um den Sieg für sich zu beanspruchen. Die vier Bataillone, die als Erste den Hügel erreicht hatten, traten auf der Kuppe in Linie an, und die beiden Grenadierbataillone eilten auf
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