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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wusste Sharpe nicht, wie sie das ohne Werkzeuge bewerkstelligen sollten, aber sie würden es zumindest versuchen müssen.
    Moon war mit dem Vorschlag offenbar unzufrieden, aber ihm fiel auch nichts Besseres ein, also hielt er den Mund und ließ sich von Sergeant Harper an Land tragen. Der Rest der Männer folgte ihnen mit den Waffen und einer improvisierten Trage aus zwei Musketen, die man durch die Ärmel zweier Uniformjacken geschoben hatte. Harris und Slattery trugen den Brigadier den steilen Hang hinauf. Bevor er das Ufer verließ, klaubte Sharpe noch ein paar kurze Äste und den Fetzen eines Fischernetzes zusammen, die vom Fluss auf die Felsen gespült worden waren. Dann folgte er den anderen den ersten Kamm hinauf, und als er nach links schaute, sah er, dass die Franzosen den Felsvorsprung erklommen hatten, an dem die Briten gerade erst vorbeigetrieben waren. Sie waren fast eine halbe Meile entfernt. Das hielt einen von ihnen jedoch nicht davon ab, seine Muskete abzufeuern, auch wenn die Kugel die fliehenden Briten noch nicht einmal ansatzweise erreichen konnte.
    »Das ist weit genug«, verkündete Moon. Das Wackeln der improvisierten Trage verursachte ihm Schmerzen.
    »Nein, wir müssen bis ganz nach oben«, widersprach Sharpe und nickte zu der Stelle, wo Felsen den kahlen Hügel krönten.
    »Um Himmels willen, Mann …«, begann Moon.
    »Die Franzosen kommen, Sir«, unterbrach Sharpe den Brigadier. »Wenn Sie wollen, Sir, dann kann ich Sie zurücklassen. Die Franzosen haben sicherlich einen Arzt im Fort.«
    Ein paar Sekunden schien Moon versucht zu sein, auf dieses Angebot einzugehen, doch er wusste, dass hochrangige Gefangene nur selten ausgetauscht wurden. Zwar war es durchaus möglich, dass bald auch ein französischer General in Gefangenschaft geriet, den man nach langwierigen Verhandlungen gegen Moon austauschen würde, doch das würde Wochen, wenn nicht gar Monate dauern, und in der Zeit würde Moons Karriere auf Eis liegen und andere vor ihm befördert werden. »Dann meinetwegen den Hügel hinauf, wenn es denn sein muss«, knurrte er widerwillig. »Aber was, wenn wir erst einmal oben sind?«
    »Wir werden warten, dass die Franzosen wieder verschwinden, Sir. Dann machen wir einen Ponton los, überqueren damit den Fluss und bringen Sie nach Hause.«
    »Und warum zum Teufel haben Sie Feuerholz dabei?«
    Die Antwort darauf erhielt der Brigadier, als sie die Hügelkuppe erreicht hatten. Private Geoghegan, einer der Männer vom 88th, behauptete, seine Mutter sei Knocheneinrenkerin gewesen und er habe ihr als Kind oft dabei geholfen. »Sie müssen am Knochen ziehen, Sir«, erklärte er.
    »Ziehen?«, hakte Sharpe nach.
    »Ja, schnell und fest, Sir. Er wird zwar quieken wie ein Schwein, aber der Knochen ist dann wieder gerichtet, und wir können ihn schienen. Ist der Gentleman zufällig Protestant, Sir?«
    »Davon würde ich ausgehen.«
    »Dann brauchen wir kein Weihwasser, Sir, und müssen auch keine zwei Gebete sprechen. Aber der Knochen wird wieder richtig liegen.«
    Der Brigadier protestierte. Warum nicht damit warten, bis sie wieder am anderen Ufer waren, verlangte er zu wissen, und wurde kreidebleich, als Sharpe ihm erklärte, das könne noch zwei Tage dauern. »Je schneller wir das erledigen, desto besser wird der Knochen heilen, Sir«, sagte Private Geoghegan, »und wenn wir ihn nicht bald flicken, Sir, dann wird er krumm zusammenwachsen. Und ich muss Ihre Hose aufschneiden, Sir. Tut mir leid, Sir.«
    »Sie werden nichts dergleichen tun, verdammt!«, beschwerte Moon sich aufgeregt. »Das sind Willoughbys Beste! In ganz London gibt es keinen besseren Schneider als ihn.«
    »Dann müssen Sie sie selbst ausziehen, Sir«, erwiderte Geoghegan. Er sah genauso wild aus wie die anderen Männer aus Connaught, doch er hatte eine sanfte, mitfühlende Stimme und ein Selbstbewusstsein, das die Sorge des Brigadiers ein wenig linderte. Dennoch dauerte es gut zwanzig Minuten, bis sie Moon dazu überredet hatten, sich das Bein richten zu lassen. Schließlich war es die Vorstellung, den Rest seines Lebens mit einem krummen Bein herumlaufen zu müssen, was ihn überzeugte. Im Geiste sah er sich schon in die Salons humpeln. Er würde nicht mehr tanzen können und schief im Sattel hängen, und so siegte seine Eitelkeit schlussendlich über seine Angst. In der Zwischenzeit beobachtete Sharpe die Franzosen. Vierzig Mann hatten den Felsvorsprung überwunden und kletterten nun zu den gestrandeten Pontons.
    »Die Mistkerle

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