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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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suggerierte mehr als nur Vertrautheit. Es führte ihm jedes Mal vor Augen, dass er zwar geschätzt wurde, gesellschaftlich aber auch weit unter seinem Gegenüber stand. Es war herablassend, und es war falsch. Pumphrey mochte ja gern einen Eindruck von Gelassenheit und Frivolität vermitteln, doch Sharpe wusste, dass in dem elegant frisierten Kopf ein messerscharfer Verstand wohnte. Lord Pumphrey war in der Dunkelheit daheim und wusste nur allzu gut, dass es die verborgenen Motive waren, die den Lauf der Welt bestimmten. »Pumps«, sagte er und wurde dafür mit einem kaum wahrnehmbaren Zucken der Augenbrauen belohnt, »Sie wissen verdammt gut, dass sie uns betrügen werden.«
    »Und genau deshalb habe ich ja auch nach Ihnen gefragt, Captain Sharpe.«
    Das war schon besser. »Wir wissen nicht mit Sicherheit, dass die Briefe im Haus der Zeitung sind, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Aber wenn sie uns hintergehen – was sie tun werden –, dann werde ich mich um sie kümmern müssen. Was genau ist das Ziel, Mylord? Soll ich sie stehlen oder nur dafür sorgen, dass sie nicht veröffentlicht werden?«
    »Die Regierung Seiner Majestät hätte gern beides.«
    »Und die Regierung Seiner Majestät wird mich auch bezahlen, korrekt? Zehn Schilling und Sixpence pro Tag, abzüglich vier Schilling und Sixpence für Kost und Logis.«
    »Ich bin sicher, dass der Botschafter Sie entlohnen wird«, erklärte Lord Pumphrey steif.
    Sharpe schwieg. Er trat in die Mitte der Kammer, wo er getrocknetes Blut zwischen den Pflastersteinen sehen konnte. Er trat mit dem Fuß auf den Boden und lauschte dem Echo. Lärm , dachte er, Lärm und Kugeln . Erschreck die Bastarde zu Tode. Aber vielleicht hatte Pumphrey ja recht. Vielleicht wollten sie die Briefe ja wirklich verkaufen, doch wenn sie erneut die Krypta als Ort für die Übergabe auswählten, dann musste Sharpe davon ausgehen, dass sie sowohl die Briefe als auch das Gold wollten. Er stieg wieder in die Kathedrale hinauf, und Lord Pumphrey folgte ihm. In der improvisierten Ziegelmauer war eine Tür. Sharpe versuchte, sie zu öffnen. Sie glitt problemlos auf. Dahinter warteten Stapel von Baumaterial darauf, dass die Arbeiten wieder aufgenommen wurden. »Und? Haben Sie genug gesehen?«, fragte Lord Pumphrey.
    »Beten Sie einfach, dass sie sich nicht mit uns in der Krypta treffen wollen«, antwortete Sharpe.
    »Und wenn doch?«
    »Beten Sie einfach«, sagte Sharpe, denn er hatte noch nie einen Ort gesehen, der so ideal für einen Hinterhalt war.
    Schweigend gingen sie durch die schmalen Straßen. Am anderen Ende der Stadt explodierte eine Mörsergranate, und einen Augenblick später läutete jede Glocke der Stadt. Sharpe fragte sich, ob das wohl ein Feueralarm war. Dann sah er, dass alle auf der Straße stehen geblieben waren. Männer nahmen ihre Hüte ab und senkten die Köpfe. »Die Oraciones «, sagte Lord Pumphrey und tat es den Männern gleich.
    »Die was?«
    »Das ist die Zeit des Abendgebets.« Als das Läuten aufhörte, bekreuzigten sich die Menschen. Sharpe und Pumphrey gingen weiter, mussten aber kurz vor einem Geschäft zurückweichen, um Platz für drei Männer zu machen, die riesige Mengen Feuerholz auf den Rücken trugen. »Das wird alles importiert«, sagte Lord Pumphrey.
    »Das Holz?«
    »Vom Festland können wir es ja wohl kaum holen, oder? Also wird es per Schiff von den Balearen oder den Azoren gebracht. Im Winter ist Kochen und Heizen verdammt teuer in Cadiz. Glücklicherweise bekommt die Botschaft Kohle aus der Heimat.«
    Feuerholz und Kohle. Sharpe schaute den Männern hinterher, bis sie verschwunden waren. Er hatte eine Idee. Es gab doch eine Möglichkeit, den Botschafter zu retten, wenn die Bastarde die Briefe nicht verkauften. Eine Möglichkeit zu gewinnen.
    Padre Salvador Montseny ignorierte die beiden Männer, die die Druckerpresse bedienten, doch die waren sich seiner nur allzu sehr bewusst. Die Ruhe des Priesters hatte etwas unglaublich Bedrohliches an sich. Der Arbeitgeber der beiden Männer, Eduardo Núñez, hatte Montseny in die Druckerei gebracht. Er saß in einem Sessel in der Ecke und rauchte eine Zigarre, während Montseny den Raum erkundete. »Sie haben gute Arbeit geleistet«, erklärte Montseny.
    »Nur, dass wir jetzt nichts mehr sehen können.« Núñez deutete auf die rechteckigen, zugemauerten Öffnungen, wo einst zwei Fenster gewesen waren. »Das Licht war auch so schon schlecht genug. Jetzt arbeiten wir im Dunkeln.«
    »Sie haben doch Laternen«, bemerkte

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