Sharpes Zorn (German Edition)
Spanier das für ein französisches Mörsergeschoss halten?«
»Ich hoffe, dass die Spanier gar nicht wissen werden, was sie denken sollen, Sir.«
»Die Spanier sind keine Narren, Sharpe. Die Dons können verdammt unkooperativ sein, aber sie sind nicht dumm. Wenn sie herausfinden, dass Sie Granaten in Cadiz zünden, dann landen Sie in ihrem pestverseuchten Kerker, bevor Sie auch nur bis drei zählen können.«
»Deshalb habe ich es ja auch für das Beste gehalten, wenn Sie nichts davon erfahren.«
»Das Frühstück kommt.« Lord William Russell platzte in den Raum. »Beefsteak, gebratene Leber und frische Eier, Sir. Na ja, zumindest fast frisch.«
»Ich nehme an, Sie wollen die Dinger in die Botschaft gebracht haben, korrekt, Sharpe?«, wandte sich Sir Thomas weiterhin an Sharpe und ignorierte Lord William.
»Wenn das möglich ist, Sir. Schicken Sie sie an Lord Pumphrey.«
Sir Thomas grunzte. »Kommen Sie und setzen Sie sich, Sharpe. Mögen Sie gebratene Leber?«
»Ja, Sir.«
»Ich werde die Dinger einpacken und noch heute liefern lassen«, sagte Sir Thomas und warf dann Lord William einen tadelnden Blick zu. »Es wird Ihnen auch nichts nützen, so neugierig dreinzuschauen, Willie. Sharpe und ich, wir haben geheime Dinge zu besprechen.«
»Ich bin der Inbegriff der Diskretion«, sagte Lord William.
»Ja, manchmal sind Sie das«, stimmte Sir Thomas ihm zu, »aber eher selten.«
Sharpes Mantel wurden zum Nähen gebracht, dann machte er sich über das Frühstück her, das aus Beefsteak, Leber, Nieren, Schinken, Rührei, Brot, Butter und starkem Kaffee bestand. Obwohl er nur halb angezogen war, genoss Sharpe das Essen. Irgendwann während des Frühstücks wurde ihm bewusst, dass einer seiner Tischgefährten der Sohn eines Herzogs war und der andere ein reicher, schottischer Großgrundbesitzer, und trotzdem fühlte er sich hier seltsam wohl. Lord William hatte nichts Falsches an sich, und was Sir Thomas betraf, so war offensichtlich, dass er Soldaten mochte. »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Soldat werden würde«, gestand er Sharpe.
»Warum nicht, Sir?«
»Weil ich mit meinem Leben vollkommen zufrieden war, Sharpe. Ich bin auf die Jagd gegangen, bin viel gereist, habe gelesen und Kricket gespielt, und ich hatte die beste Frau der Welt. Dann ist meine Mary gestorben. Eine Zeitlang habe ich einfach vor mich hin gebrütet, und schließlich ist mir der Gedanke gekommen, dass die Franzosen das personifizierte Böse sind. Sie predigen Freiheit und Gleichheit, und was sind sie in Wirklichkeit? Sie sind degeneriert, barbarisch und unmenschlich, und es war meine Pflicht, sie zu bekämpfen. Also habe ich zur Uniform gegriffen, Sharpe. Ich war sechsundvierzig Jahre alt, als ich zum ersten Mal den roten Rock übergestreift habe, Sharpe, und alles in allem betrachtet, muss ich sagen, dass es glückliche Jahre waren.«
»Sir Thomas«, bemerkte Lord William, während er sich mit einem stumpfen Messer an dem Brot versuchte, »hat nicht einfach eine Uniform angezogen. Er hat das 90th Regiment of Foot aus eigenen Mitteln aufgestellt.«
»Und das war teuer!«, sagte Sir Thomas. »Allein die Tschakos haben mich vierhundertsechsunddreißig Pfund, sechzehn Schilling und vier Pence gekostet. Ich habe mich immer gefragt, wofür die vier Pence waren. Und jetzt bin ich hier, Sharpe, und kämpfe noch immer gegen die Franzosen. Haben Sie auch genug zu essen, Sharpe?«
»Ja, Sir, danke, Sir.«
Sir Thomas ließ es sich nicht nehmen, Sharpe zum Stall zu begleiten. Kurz bevor sie dort ankamen, blieb der General stehen. »Spielen Sie Kricket, Sharpe?«
»Wir haben immer in Shorncliffe gespielt, Sir«, antwortete Sharpe vorsichtig. Shorncliffe war die Kaserne, in der die Riflemen ausgebildet wurden.
»Ich brauche Kricketspieler«, sagte der General und runzelte die Stirn. »Henry Wellesley ist ein verdammter Narr«, wechselte er plötzlich das Thema, »aber er ist auch ein verdammt anständiger Narr. Wissen Sie, was ich damit meine?«
»Ich glaube schon, Sir.«
»Er ist ein wirklich guter Mann. Er weiß, wie man mit den Spaniern umgehen muss, und die können einen wahrlich zur Weißglut treiben. Sie versprechen einem die Welt und liefern dann nur Abfälle, aber Wellesley verfügt über die Geduld, um mit ihnen zu verhandeln, und die Vernünftigen unter ihnen wissen, dass sie ihm vertrauen können. Er ist ein guter Diplomat, und wir brauchen ihn als Botschafter.«
»Ich mag ihn, Sir.«
»Aber er hat sich für diese Frau zu
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