Sharpes Zorn (German Edition)
Exzellenz.«
»Ich auch, Duff, ich auch.«
Eine gewisse Art von Antwort auf die Gebete des Botschafters kam am vierten Tag nach der Zerstörung der Feuerflöße. Sharpe war im Stall, wo er versuchte, seine gelangweilten Männer zu beschäftigen, indem er sie das Stalldach reparieren ließ. Sie hassten diese Arbeit, doch das war immer noch besser, als wenn sie sich betrunken hätten.
Als Lord Pumphreys Diener Sharpe fand, reichte der Rifleman Slattery gerade Ziegel. »Seine Lordschaft bittet Sie, zu ihm zu kommen«, sagte der Diener und beäugte angewidert Sharpes verdreckten Aufzug, »und zwar so schnell wie möglich, Sir.«
Sharpe zog Captain Plummers alte schwarze Jacke über, warf sich einen Mantel über die Schultern und folgte dem Diener in das Straßenlabyrinth der Stadt. Er entdeckte Lord Pumphrey auf dem mittleren Balkon in der Kirche von San Felipe Neri. Die Kirche war eine ovale Kammer mit in kühnem Schwarz-Weiß gekachelten Boden. Drei Balkone befanden sich unter der großen Kuppel, in deren Mitte ein gewaltiger Leuchter hing. Er brannte nicht, doch von seinen Armen hingen Stalaktiten aus Wachs. Die Kirche war nun das Heim der Cortes, der spanischen Ständeversammlung, und auf dem oberen Balkon, dem sogenannte Paradies, konnte die Öffentlichkeit die Reden unten verfolgen. Der mittlere Balkon wiederum war für die Granden, die kirchlichen Würdenträger und die Diplomaten reserviert, und auf dem untersten versammelten sich die Freunde und Familien der Abgeordneten.
Den riesigen Altar der Kirche hatte man mit einem weißen Tuch verhangen, und davor, dort wo man für gewöhnlich das Kreuz fand, stand ein Porträt des spanischen Königs, der nun ein Gefangener der Franzosen war. Vor dem verhangenen Altar saß der Präsident der Cortes an einem langen Tisch, der von zwei Rednerbühnen flankiert war, und die Abgeordneten saßen ihm in drei Reihen gegenüber. Sharpe hockte sich auf die Bank neben Lord Pumphrey, der gerade einem Redner lauschte, welcher die Kirche mit schriller Stimme und voller Leidenschaft pries. Dennoch schien seine Rede ziemlich langweilig zu sein, denn viele Abgeordnete standen auf und eilten aus der Kirche. »Der Mann erklärt gerade die große Rolle«, flüsterte Lord Pumphrey Sharpe zu, »die der Heilige Geist bei der Regierung Spaniens spielt.«
Ein Priester drehte sich zu Pumphrey um und funkelte ihn an. Pumphrey lächelte jedoch nur. »Es ist wahrlich eine Schande«, bemerkte Lord Pumphrey, »dass sie den Altar verhangen haben. Es gibt dort ein wahrlich exquisites Gemälde der Unbefleckten Empfängnis. Es ist von Murillo, und die Cherubim sind einfach bezaubernd.«
»Die Cherubim?«
»Rundliche, kleine Kindchen, einfach liebenswert«, sagte Lord Pumphrey und lehnte sich zurück. Heute roch er nach Rosenwasser, doch Gott sei Dank hatte er darauf verzichtet, seinen samtenen Schönheitsfleck aufzukleben, und er trug schlichtes schwarzes Tuch. »Also meiner Meinung nach verschönern Cherubim jede Kirche, meinen Sie nicht?«, bemerkte Pumphrey. Der Priester drehte sich wieder zu ihm um und verlangte Schweigen. Lord Pumphrey hob verzweifelt die Augenbrauen, zupfte Sharpe am Ellbogen und führte ihn um den Balkon herum, bis sie unmittelbar über dem Altar waren und direkt auf die Reihen der verbliebenen Abgeordneten schauen konnten. »Dort in der zweiten Reihe«, flüsterte Lord Pumphrey, »der vierte Stuhl von links. Das ist unser Feind.«
Sharpe sah einen großen, dünnen Mann in dunkelblauer Uniform. Er hatte einen Stock zwischen den Beinen und war offensichtlich gelangweilt, denn er hatte den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen. Seine rechte Hand öffnete und schloss sich immer wieder um den Knauf des Stocks. »Das ist Admiral Marqués de Cardenas«, sagte Lord Pumphrey.
»Der Feind?«
»Er hat uns Trafalgar nie verziehen. Wir haben ihn dort zum Krüppel geschossen und ihn zum Gefangenen gemacht. Natürlich hat man sich in einem netten Haus in Hampshire gut um ihn gekümmert, aber er hasst uns trotzdem, und das, Sharpe, ist der Mann, der angeblich den El Correo de Cádizfinanziert. Haben Sie ein Fernglas?«
»Ja, aber das ist in der Botschaft«, antwortete Sharpe.
»Glücklicherweise verfüge ich über die essentielle Ausrüstung eines jeden Spions«, sagte Lord Pumphrey und gab Sharpe ein kleines Fernrohr, dessen äußerer Zylinder in Perlmutt eingefasst war. »Schauen Sie sich einmal den Mantel des Admirals an.«
Sharpe zog das Fernrohr auf und richtete es auf
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