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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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anderen Stuhl, Mylord«, sagte Sharpe.
    »Sie sind aber eigenwillig.«
    »Ich will die Tür sehen.«
    Gehorsam setzte sich Lord Pumphrey um. Sharpe saß mit dem Rücken zur Wand. Ein Mädchen nahm ihre Bestellung auf, und Pumphrey ließ seinen Blick über die Gäste schweifen, die im Zigarrenrauch diskutierten. »Größtenteils sind das Advokaten«, sagte er.
    »Advokaten?«
    »Ja, das gilt für die meisten Abgeordneten«, erklärte Pumphrey und rieb sich mit beiden Händen das Kinn. »Sklaven, Liberale und Advokaten.«
    »Sklaven?«
    Lord Pumphrey schauderte übertrieben und zog sich den Mantel enger um die Schultern. »Grob gesagt gibt es zwei Fraktionen in der Cortes. Auf der einen Seite hätten wir die Traditionalisten. Sie bestehen aus den Monarchisten, den Frommen und den Altmodischen. Die nennt man die Serviles . Dieser Spitzname ist als Beleidigung gedacht genau wie bei uns, wenn man einen Mann als Tory bezeichnet. Serviles heißt ›Sklaven‹, und diese Leute wollen den König wieder auf dem Thron und die Macht der Kirche erneuert sehen. Ihre Fraktion besteht aus dem Adel, den Großgrundbesitzern und anderen Privilegierten.« Er schauderte erneut. »Den Serviles stehen die Liberales gegenüber«, fuhr er fort. »Die nennt man so, weil sie ständig von Freiheit reden. Die Liberales wollen ein Spanien, in dem der Wille des Volkes mehr zählt als die Dekrete einer tyrannischen Kirche oder die Launen eines despotischen Königs. Die Regierung Seiner Majestät, unseres Königs, hat sich offiziell auf keine der beiden Seiten geschlagen. Das Einzige, was wir wollen, ist eine spanische Regierung, die weiter gegen Napoleon kämpft.«
    Sharpe verzog verächtlich das Gesicht. »Sie sind natürlich auf Seiten der Serviles. «
    »Seltsamerweise nein«, erwiderte Lord Pumphrey. »Wenn überhaupt jemanden, dann unterstützen wir eher die Liberales – natürlich nur, solange sie die wilderen ihrer Ideen nicht nach Großbritannien exportieren, was Gott verhüten möge. Aber im Grunde ist uns die Fraktion egal, solange sie nur gegen Napoleon kämpfen.«
    »Was ist dann das Problem?«
    »Das Problem, Sharpe, ist die Tatsache, dass es auf beiden Seiten Männer gibt, die uns hassen. Es gibt sowohl Serviles als auch Liberales , die ernsthaft glauben, der eigentliche Feind Spaniens sei nicht Frankreich, sondern Großbritannien. Der Anführer dieser Leute ist natürlich Admiral Cardenas. Er gehört selbstverständlich zu den Serviles , aber wenn es ihm gelingt, genug Liberales davon zu überzeugen, dass wir Cadiz annektieren wollen, dann bekommt er seinen Willen. Er will ein Spanien unter einem katholischen König und sich selbst als Obersten Ratgeber dieses Königs sehen, und um das zu erreichen, will er mit Frankreich Frieden schließen. Und wo bleiben wir dann?« Lord Pumphrey zuckte mit den Schultern. »Übrigens, warum hat der furchtlose Sir Thomas Graham mir Artilleriegranaten als Geschenk geschickt? Nicht, dass ich undankbar wäre, aber ich bin schon neugierig – Grundgütiger, Richard! Was haben Sie vor?«
    Die Frage war die Reaktion darauf, dass Sharpe plötzlich eine Pistole auf den Tisch gelegt hatte. Pumphrey wollte gerade dagegen protestieren, als er sah, dass Sharpe an ihm vorbeischaute. Er drehte den Kopf und sah einen Mann in einem schwarzen Mantel auf sie zukommen. Der Mann hatte ein langes Gesicht und ein kantiges Kinn, das Sharpe irgendwie bekannt vorkam.
    Der Mann holte sich einen Stuhl vom Nebentisch und setzte sich zwischen Sharpe und Pumphrey. Er schaute auf die Pistole, zuckte mit den Schultern und winkte der Bedienung. »Vino tinto, por favor« , sagte er brüsk. »Ich bin nicht hier, um zu kämpfen«, wandte er sich auf Englisch an Sharpe. »Sie können die Waffe also wieder wegstecken.«
    Sharpe drehte den Lauf direkt auf den Mann, der seinen nassen Mantel auszog und so enthüllte, dass er ein Priester war. »Mein Name«, jetzt sprach er mit Lord Pumphrey, »ist Padre Salvador Montseny. Gewisse Personen haben mich beauftragt, in ihrem Namen zu verhandeln.«
    »Gewisse Personen?«, hakte Lord Pumphrey nach.
    »Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich ihre Identität preisgebe, Mylord.« Der Priester schaute erneut auf Sharpes Pistole, und in diesem Augenblick erkannte Sharpe den Mann. Das war der Priester, den er vor Núñez’ Haus gesehen hatte, der Priester, der ihm befohlen hatte, die Gasse zu verlassen. »Ich habe keinerlei persönliches Interesse in dieser Angelegenheit«, fuhr Padre Salvador fort,

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