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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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in Grau und Schwarz, die Zeremonienfarben seiner Domäne. Er kam heran und blickte in das offene Grab, aber er sagte nichts, er nahm nur eine Hand voll Erde auf und warf sie stumm hinunter. Endlich, nach langem Schweigen sprach er: »Ruhe sanft, Verwandter, und möge all die Torheit und das Unrecht, das dich ins Leben gerufen hat, hier mit dir ruhen.« Er wandte sich von dem Grab ab. »Lord Regis überzeugte mich, dass es geraten sei, dich zu eskortieren. Wir haben Feinde, und Comyn sollten nicht ohne Schutz reiten. Wir bringen dich sicher in die Burg zurück.«
Wortlos verließ ich das Grab meines Bruders. Wir gingen zu unsern Pferden. Als Lerrys aufsteigen wollte, sagte ich leise: »Es ist freundlich von dir, dass du gekommen bist, Verwandter. Danke.«
Sein Gesicht bewölkte sich, er stieß heftig hervor: »Ich habe es nicht für dich getan, verdammt, sondern für Marius!« Er drehte mir den Rücken zu und schwang sich mit der Behändigkeit eines Tänzers in den Sattel. Heute trug er darkovanische Kleidung einschließlich eines schweren Mantels gegen die grimmige Kälte der Berge. Wolle und Leder ersetzten die eleganten Seiden- und synthetischen Stoffe der Vergnügungswelten.
Unbeholfen hievte ich mich einhändig in den Sattel. Regis sagte von seinem Pferd her: »Ich wäre früher gekommen. Aber ich hielt es für notwendig, erst um Erlaubnis zu bitten, Gardisten mitzunehmen. Ich habe noch keine Gelegenheit gefunden, es dir mitzuteilen: Beltran ist unterwegs, und seine Begleitung kann man fast schon eine Armee nennen. Beltran liebt dich nicht. Und wenn Kadarin sich herumtreibt …«
Ich verzog das Gesicht. »Erzähl mir bloß nicht, Hastur sei nicht erleichtert, wenn Beltran mich erwischte - oder ich mir den Hals bräche!«
Regis blickte auf seinen Sattelknopf nieder. Dann antwortete er sehr leise: »Auch ich bin ein Hastur, Lew. Mein Großvater und ich haben schon vor dieser Sache Differenzen gehabt und werden später wieder welche haben. Aber du musst mir glauben, er wünscht dir nicht, dass du Kadarin in die Hände fällst. Das hat gar nichts damit zu tun, was er persönlich für mich empfindet. Und er hat nichts gegen dich. Vielleicht hat er sich in Marius’ Fall dumm und starrköpfig verhalten. Doch so oder so bist du Lord Armida und Oberhaupt der AltonDomäne. Daran kann er nichts ändern, und folglich wird er es mit Würde hinnehmen. Dein Vater war sein Freund.«
Ich sah weg, zu den Bergen hin. Danvan Hastur war niemals unfreundlich zu mir gewesen. Ich nahm die Zügel auf, und wir ritten für eine kleine Weile Seite an Seite. Der See von Hali sandte uns Nebelschwaden nach, die auch Marius’ stilles Grab zudeckten, wo er zwischen den vor ihm dahingegangenen Comyn lag. Ihre Nöte waren vorüber, meine lagen vor mir, auf diesem Weg. Mit meiner einen Hand hatte ich genug zu tun, die Zügel zu halten, ich konnte nicht nach dem Heft meines Schwerts fassen, und ich war nervös, als könne ich mit meinem geistigen Auge Kadarin, umringt von seinen Fanatikern, sehen, und ebenso Thyras merkwürdige goldene Augen, die denen Marjories so sehr glichen. Wo war Rafe? Hatte Kadarin ihn erwischt? Rafe fürchtete Sharra fast ebenso wie ich selbst, aber konnte er sich gegen Kadarin wehren?
Konnte ich es? Würde ich es geschehen lassen müssen, dass sie mich zurück in diese furchtbaren Flammen zwangen? Ich hatte auch früher nicht den Mut gehabt zu sterben … Würde ich feige in Sharra leben, ohne den Mut zu sterben …?
Gabriel ritt an der Spitze der Gardisten. Ich bemerkte, dass er in der kleinen Abteilung seine beiden Söhne mitgenommen hatte, den schlanken, dunklen, grauäugigen Rafael, der wie ein jüngerer, dunklerer Regis aussah, und den stämmigen jungen Gabriel, dessen rötliches Haar mich an meinen Vater erinnerte. Vermutlich musste ich früher oder später einen von ihnen als meinen Erben adoptieren, denn ich würde keine Söhne mehr zeugen …
Ich hörte Regis sprechen und merkte, dass ich in Gedanken sehr weit fort gewesen war.
»Weißt du, ob Marius einen Sohn hatte, Lew?«
»Wie … nein«, antwortete ich. »Und wenn doch, hat er mir nie etwas davon gesagt …«Aber es gab so viele Dinge, die mir zu erzählen ihm keine Zeit geblieben war. Er war kein Junge mehr gewesen, auch wenn Lerrys ihn so genannt hatte. Als er starb, war er zwanzig, und in dem Alter hatte ich drei Jahre in Arilinn und drei Jahre als Kadett und Offizier in der Garde hinter mir und mich in die Sklaverei und das Feuer Sharras verkauft. »Ich

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