Sharras Exil - 17
zurück, lachte und flüsterte: »Geremy hatte Recht.«
»Womit, Dio?«
»Nichts, mein Liebster«, sagte sie frohen Herzens und voller Erleichterung. »Komm, Lew, die Falken sind unruhig, wir müssen sie in ihr Gehege bringen. Wir werden unser Geld zurückbekommen, weil wir kein Wild erlegt haben, aber was mich betrifft, so habe ich eine gute Jagd gehabt. Ich habe, was ich mir am meisten wünschte …«
»Und was ist das?«, fragte er neckend, aber einer Antwort bedurfte es nicht. Sie stiegen auf, und er berührte sie nicht mehr. Doch sie wusste, dass sie irgendwie immer noch miteinander verbunden, immer noch einer in den Armen des anderen waren.
Lew warf einen Arm hoch und rief: »Lass uns um die Wette reiten! Wer von uns ist zuerst an den Ställen?«
Und fort war er; Dio grub ihrem Pferd die Absätze in die Weichen und galoppierte ihm lachend nach. Sie wusste ebenso genau wie er, wie und wo dieser Tag enden würde.
Und das war erst der Beginn einer langen Jahreszeit auf Vainwal. Es würde ein langer, wunderschöner Sommer werden.
Dio wusste, dass Dunkelheit vor ihr lag, doch sie ging ihr ohne Furcht und aus freiem Willen entgegen, bereit, sich ihr zu stellen. Hinter der Dunkelheit erkannte sie, was Lew gewesen war und was er wieder sein konnte … wenn sie die Kraft und den Mut hatte, ihn hindurchzubringen. Sie raste ihm nach und rief: »Warte auf mich - Lew, wir wollen zusammen reiten!« Er verlangsamte den Lauf seines Pferdes ein bisschen und sah ihr lächelnd entgegen.
Lew Altons Erzählung Vainwal
Sechstes Jahr des Exils
3
Ich dachte, ich hätte vergessen, wie man glücklich ist. Und doch war ich in diesem Jahr auf Vainwal glücklich. Der Planet besteht nicht nur aus der dekadenten Stadt der Vergnügungswelt. Vielleicht hätten wir ihn ganz verlassen - wenn auch nicht, um nach Darkover zurückzukehren -, aber mein Vater fand, das Klima tue seinem lahmen Bein gut, und zog es vor, an dem Ort zu bleiben, wo er heiße Quellen und Mineralbäder und manchmal, wie ich vermute, Gesellschaft fand, die ihm nicht unerträglich war. Darüber habe ich mir zuweilen meine Gedanken gemacht, aber trotz unserer engen Verbundenheit gab es Dinge, die wir nicht … nicht ganz … zu teilen vermochten. Das war ein Stück empfindliches Privatleben, von dem ich mich mit aller Kraft fern zu halten versuchte. Ich stelle mir vor, es ist schwer genug bei normalen Söhnen und ihren Vätern.
Wenn Vater und Sohn aber beide Telepathen sind, wird es noch schwieriger. Während meiner Jahre in Arilinn, wo ich in den telepathischen Relais als Matrix-Mechaniker arbeitete, hatte ich eine Menge über Privatsphären und die Notwendigkeit gelernt, sie zu wahren, wenn alle Menschen in der Umgebung einem näher sind als die eigene Haut. Nach einem alten Tabu durften eine Mutter und ihr erwachsener Sohn oder ein Vater und seine heiratsfähige Tochter nicht gleichzeitig in den Relais arbeiten. Mein Vater konnte seine Gedanken besser maskieren als die meisten anderen. Trotzdem war es, wie ich es einmal jemandem beschrieb, als lebe man mit abgezogener Haut. In diesen Jahren des Exils waren wir einander so nahe gewesen, dass es Zeiten gab, in denen keiner von uns sich sicher war, welcher Gedanke wem gehörte. Zwei einzelne Männer gehen sich gegenseitig immer von Zeit zu Zeit auf die Nerven. Man füge die Tatsache hinzu, dass einer von ihnen ernsthaft krank und zumindest (ich will nicht zu leicht darüber hinweggehen) in gelegentlichen Ausbrüchen wahnsinnig ist, und die Schraube wird um eine weitere Windung angezogen. Und wir waren beide extrem starke Telepathen, und es hatte lange Spannen gegeben, in denen ich keine Kontrolle über das hatte, was ich sendete. Bis ich meine geistige Gesundheit auch nur halbwegs zurückgewann, hatte zwischen uns oft ebenso viel Hass wie Liebe bestanden. Wir waren uns zu lange Zeit zu nahe gewesen.
Nicht das Geringste, wofür ich Dio Dankbarkeit schuldete, war dies: Sie hatte den toten Punkt überwunden, sie hatte den ungesunden Zustand beendet, bei dem sich jeder zu eingehend mit jedem einzelnen Gedanken des anderen beschäftigte.
Wären wir Mutter und Sohn, Vater und Tochter oder Bruder und Schwester gewesen, hätte es wenigstens ein Tabu gegeben, das wir brechen konnten. Für einen Vater und einen Sohn gab es keinen so dramatischen Ausweg aus der Falle, oder es schien uns so, dass es keinen gebe, obwohl ich nicht beschwören kann, dass er uns nie in den Sinn gekommen sei. Wir waren beide alt genug, eine solche
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