Sharras Exil - 17
Entscheidung zu treffen, wir waren weit weg von der Welt, die uns mit diesen Tabus geprägt hatte, und wir waren allein zusammen in einem fremden Universum unter den Kopfblinden, die es nie erfahren und die es auch nie kümmern würde, welche Tiefen der Dekadenz wir zu erforschen trachteten. Trotzdem taten wir diesen Schritt nicht. Es war vielleicht das Einzige, was wir nie zu teilen versuchten, und vielleicht war es für uns die einzige Möglichkeit, den Verstand zu behalten.
Auch mein Vater war von Dio sofort entzückt, und ich glaube, er war ihr ehrlich dankbar, nicht zuletzt deswegen, weil sie in unsere ungesunde Beziehung eingebrochen war. Doch so froh er war, in gewissem Umfang frei von meiner ständigen Anwesenheit und der Angst vor meinem geistigen Zusammenbruch zu werden (obwohl er seine diesbezüglichen Gedanken sorgfältig vor mir abgeschirmt hatte, war ich mir ihrer immer bewusst, und ein Mann, der ständig auf Anzeichen beginnenden Wahnsinns belauert wird, bekommt selbst Zweifel an seiner Normalität), machte die Ankunft Dios ihn einsam. Er konnte seine Hilflosigkeit nicht zugeben, das würde Kennard Alton niemals tun. Aber Tag für Tag sah ich, dass es schlimmer mit ihm wurde, und ich wusste, der Zeitpunkt rückte näher, zu dem er mich brauchen würde. Er war immer zur Stelle gewesen, wenn ich ihn brauchte, und ich würde ihn nicht allein lassen, eine Beute des Alters und der Krankheit. Deshalb schufen Dio und ich uns ein Heim am Rand der Stadt, wo er uns besuchen konnte, so oft er wollte, und im Überfluss unseres eigenen Glücks fiel es uns leicht, ihm Zeit zu widmen und Gesellschaft zu leisten.
Ja, wir waren glücklich. Als ich Marjorie in den Schrecken der letzten Nacht verlor, als Caer Donn in Flammen aufging und wir, indem wir unser eigenes Leben in die Schanze schlugen, die Lücke zu schließen versuchten, die Sharra in das Gewebe der Welt gerissen hatte, da waren wir beide bereit gewesen zu sterben.
Aber so war es nicht gekommen. Marjorie starb, und ich … lebte weiter. Doch etwas in mir war in jener Nacht zerstört worden. Es war nicht sauber weggeschnitten, sondern wie meine Hand vereitert und verfault und zu etwas grauenhaft Unmenschlichem verwandelt. Dio hatte sich furchtlos in all dies Entsetzen geworfen, und danach heilten meine seelischen Wunden.
An eine Heirat dachten wir beide nicht. Eine Heirat di catenas, die rituelle Eheschließung der Domänen, war eine feierliche Vereinigung von Eigentum, die zwei Familien, zwei Häuser betraf und dem Aufziehen von Kindern im Bewusstsein ihres Erbes und ihres Laran diente. Was Dio und ich hatten, war so unbedingt persönlich, dass wir unsere Familien nicht hineinziehen wollten und das auch gar nicht notwendig war. Meine Liebe zu Marjorie hatte zur Hälfte aus dem Wunsch bestanden, sie als meine Ehefrau zu sehen, mit ihr auf Armida zu leben, mit ihr Kinder zu haben, lange ruhige Jahre des Friedens in unserer geliebten Heimat zu verbringen. Mit Dio war es ganz anders. Als Dio im zweiten Jahr unseres Zusammenlebens feststellte, dass sie schwanger war, machte es uns nicht richtig glücklich. Aber vielleicht hatten unsere Körper auf eine Frage geantwortet, die unser Verstand sich nicht zu stellen wagte. Natürlich lag tief in uns der Wunsch nach Dauerhaftigkeit, nach etwas, das bestehen blieb, wenn wir dahin waren, das tief verwurzelte Sehnen nach der einzigen Unsterblichkeit, die wir begreifen.
»Ich brauche das Kind nicht zu bekommen, wenn du es nicht möchtest«, sagte sie. Sie saß an mich geschmiegt in unserm Wohnzimmer, das hoch über den Lichtern von Vainwal lag, den fröhlichen bunten Lichterketten, die die Straßen schmückten. Hier wurde ständig das eine oder andere Fest gefeiert, es gab immer Lärm und Lachen und Durcheinander und die Jagd nach dem Vergnügen.
Dio war mir nahe genug, dass sie mein instinktives Zusammenzucken spürte. Sie fragte: »Du willst das Kind doch, nicht wahr, Lew?«
»Ich weiß es nicht, und das ist die Wahrheit, Dio.« Die
Wahrheit: Ich wollte nicht, dass ein Drittes in unser Idyll eindrang, sei es auch noch so geliebt, ein Wesen, das unsere Verbundenheit unvermeidlich stören musste. Dio würde sich nicht mehr ausschließlich um meine Wünsche und Anliegen kümmern, und egoistisch, wie ich war, passte mir ihre Schwangerschaft nicht.
Doch ebenso wahr war es, dass ich mich voller Qual jener Nacht erinnerte - der Nacht vor ihrem Tod -, als ich erfuhr, dass Marjorie ein Kind erwartete, das auszutragen sie
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