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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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geschah. Aber Gott mochte wissen, welchen
Klatsch er unter den Comyn gehört hatte. Nun, ich war an diesen
Schock im Gesicht von Leuten, die mich das erste Mal sahen,
gewöhnt; ich brauchte nur daran zu denken, wie ich,
nachdem alles vorbei war, das erste Mal in einen Spiegel
schaute. Sie gewöhnten sich daran, und falls nicht, würden sie
wahrscheinlich nicht so lange in meiner Nähe bleiben, dass es
eine Rolle spielte. Deshalb sagte ich nichts weiter als: »Es ist
schön, dich wieder zu sehen, Bruder. Wo ist Andres?« »Zu Hause«, antwortete Marius. »Er wartet. Ich wollte nicht,
dass er heute Morgen mit mir kam. Was auch geschehen würde,
er sollte nicht hineinverwickelt werden. Er ist nicht mehr so
jung wie früher.« Ich verstand auch den unausgesprochenen
Teil. Er wollte den Gedanken nicht aufkommen lassen, er, der
Anspruch auf die Alton-Domäne erhob, wünsche oder benötige
einen terranischen Leibwächter. Ich dachte an Andres nie mehr
als einen Terraner. Er war mir ein zweiter Vater gewesen und
der einzige Vater, den Marius in diesen kritischen Jahren
zwischen Junge und Mann gehabt hatte.
Auch daran war ich schuld. Ärgerlich verbannte ich diesen
Gedanken. Kein Gesetz hatte von unserm Vater verlangt,
seine Aufmerksamkeit allein auf seinen älteren Sohn zu
konzentrieren. Ich hatte nichts dazu getan, aber Marius war
meinetwegen vernachlässigt worden, und ich fragte mich
sogar während unserer Umarmung, wie sehr er es übel
genommen haben mochte. Auch jetzt hatte er vielleicht das
Gefühl, ich sei gerade noch rechtzeitig aufgetaucht, um ihm
die Domäne wegzuschnappen.
Doch es gab Leute unter den Comyn, die in Andres nichts
anderes sehen würden als seine terranische Vergangenheit,
seinen terranischen Namen. Andres gehörte zu dem halben
Dutzend - oder weniger - hier auf Darkover, die ich gern wieder
sehen wollte.
Einer der anderen wartete schweigend hinter Marius, bis
sich unsere Arme lösten und wir voneinander zurücktraten.
Ich sagte: »Nun, Gabriel?«
»Nun, Lew?«, erwiderte er in fast dem gleichen Ton. »Du
hast dir für deinen Auftritt einen ganz verdammten
Augenblick ausgesucht!«
»Ich bin überzeugt, dir wäre es lieber gewesen, wenn er einen
oder zwei Tage gewartet hätte, bis du dir die Domäne selbst unter
den Nagel gerissen hättest«, warf Marius scharf ein.
»Sei nicht albern, Junge«, meinte Gabriel ohne Hitze, und
mir fiel ein, dass Gabriels ältester Sohn fast ebenso alt wie
Marius sein musste - ein bisschen jünger vielleicht, aber nicht
viel. »Was sollte ich denn denken, wo ich von Kennard kein
Wort gehört hatte? Und übrigens, Lew, wo ist der alte Mann?
Geht es ihm nicht gut genug zum Reisen?«
Ich hatte nicht gewollt, dass Marius es auf diese Weise
erfuhr, aber Gabriel entnahm es aus meinen Gedanken, bevor
ich sprach, und Marius ebenfalls. Gabriel äußerte ein paar
erschrockene, mitfühlende Worte, und Marius begann zu
weinen. Gabriel legte einen Arm um ihn, während Marius
nach Selbstbeherrschung rang. Er war immer noch so jung, dass
er sich schämte, öffentlich zu weinen. Aber mein anderer
Verwandter hinter ihm machte keinen Versuch, die Tränen
zu verbergen, die ihm übers Gesicht strömten.
Ich hatte ihn nicht mehr gesehen, seit ich Arilinn verließ.
Dort hatte er, obwohl jeder wusste, dass er der Sohn des älteren
Bruders meines Vaters war und vor meinem Vater oder mir
Anspruch auf Armida gehabt hätte, großen Wert darauf
gelegt, es geradezu als Ehrensache angesehen, den Namen seines
terranischen Pflegevaters zu tragen. Lord Damon war er nur
bei zeremoniellen Anlässen. In der übrigen Zeit kannten wir
ihn - und dachten an ihn - als Jeff Kerwin. Er sah mich an,
und ich erinnerte mich an die engen Bande des ArilinnKreises. Es war vielleicht die einzige Zeit in meinem ganzen
Leben gewesen, in der ich wirklich glücklich, wirklich im Frieden
gewesen war. Jetzt fragte er mich: »Hast du … hast du ihn
wenigstens nach Hause gebracht, damit er hier auf Darkover
ruhen kann, Cousin?«
Ich schüttelte den Kopf. »Du kennst das terranische Gesetz.
Ich kam, gleich nachdem ich … ihn begraben hatte.« Jeff seufzte. »Er war auch mir wie ein Vater oder ein älterer
Bruder.« Er wandte sich Marius zu, umarmte ihn und sagte: »Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit du ein Kind warst -
eigentlich noch ein Baby.«
»Da haben wir hier also alle vier beisammen, die Anspruch
auf die Alton-Domäne erheben«, stellte eine strenge,
wohlklingende Stimme hinter uns fest. »Aber statt mannhaft
um die

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