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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bemerkte, dass sich alle Paare rings um sie in die Arme nahmen. Eine fast sichtbare Dunstglocke aus Sinnlichkeit lag wie Nebel über dem ganzen Raum. Lew drückte sie fest an sich, beugte den Kopf. Sie hob das Gesicht und forderte ihn noch einmal sanft zu telepathischem Kontakt auf. Er senkte seine Barriere nicht, aber ihre Lippen begegneten sich. Als sie sich küssten, stieg in Dio langsam eine schläfrige Erregung auf. Sie sahen sich an, und sein Mund lächelte, doch in seinen Augen lag immer noch eine tiefe Traurigkeit.
    Er sah sich in dem großen Saal voller tanzender Paare um, von denen viele sich jetzt fest umklammert hielten. »Das … das ist dekadent«, sagte er.
    Dio lächelte und schmiegte sich an ihn. »Es ist bestimmt nicht schlimmer als das Mittsommerfest in den Straßen von Thendara. Ich bin nicht zu jung, um zu wissen, was vor sich geht, wenn die Monde untergegangen sind.«
    Seine harte Stimme klang weicher als gewöhnlich. »Deine Brüder würden mich suchen und mich zum Kampf herausfordern.«
    Sie hob das Kinn und erklärte zornig: »Wir sind hier nicht in den Kilghardbergen, Dom Lewis, und ich erlaube keinem anderen Menschen, nicht einmal einem Bruder, mir vorzuschreiben, was ich tun darf. Wenn meine Brüder mein Verhalten missbilligen, wissen sie, dass sie die Vorwürfe mir machen müssen, nicht dir!«
    Er lachte und berührte mit seiner guten Hand die federigen Spitzen ihres Haars. Es war, dachte sie, eine schöne Hand, empfindsam und stark, ohne übermäßig zart zu sein. »Also hast du dir das Haar abgeschnitten und die Unabhängigkeit einer Freien Amazone erklärt, Verwandte? Hast du ihren Eid auch abgelegt?«
    »Nein.« Sie kuschelte sich noch enger an ihn. »Ich mag Männer zu gern, um das jemals zu tun.«
    Wenn er lächelte, dachte sie, war er sehr hübsch, und die Narbe, die seine Oberlippe verzerrte, gab seinem Lächeln nur ein bisschen mehr an Ironie und Wärme.
    Sie tanzten an diesem Abend oft miteinander, und bevor sie sich trennten, verabredeten sie sich für den nächsten Tag zum Jagen in den großen Reservationen des Vergnügungsplaneten. Als sie sich Gute Nacht sagten, lächelte Kennard wohlwollend, aber Geremy war in missmutiges Grübeln versunken. Kaum waren die drei in ihrer Luxus-Suite angelangt, als er zornig fragte: »Warum hast du das getan? Ich habe dir gesagt, halte dich fern von Lew! Wir wollen keine Verbindung mit diesem Zweig der Altons!«
    »Wie kannst du es wagen, mir vorzuschreiben, mit wem ich tanzen soll? Ich kritisiere deinen Geschmack an Unterhalterinnen und Sängerinnen und Huren ja auch nicht, oder, Geremy?«
    »Du bist eine Comyn-Lady! Und wenn du dich so auffällig benimmst …«
    »Halt den Mund!«, fuhr Dio ihn an. »Du wirst beleidigend! Ich tanze einen Abend mit einem Mann meiner eigenen Kaste, weil meine Brüder mir keinen anderen Partner gelassen haben, und schon siehst du mich im Bett mit ihm! Und selbst wenn es so käme, Geremy, sage ich dir noch einmal, ich tue, was ich will, und weder du noch sonst irgendein Mann kann mich aufhalten!«
    »Lerrys«, rief Geremy seinen Bruder zu Hilfe, »kannst du sie zur Vernunft bringen?«
    Aber Lerrys stand da und betrachtete seine Schwester voller Bewunderung! »So ist’s richtig, Dio! Was hat es für einen Sinn, auf einem fremden Planeten in einem zivilisierten Imperium zu sein, wenn man den provinziellen Geist und die Bräuche der eigenen unterentwickelten Welt mitschleppt? Tu, wie es dir gefällt, Dio. Geremy, lass sie in Ruhe!«
    Geremy schüttelte ärgerlich den Kopf, aber auch er musste lachen. »Du auch! Immer ein Herz und eine Seele, als wäret ihr Zwillinge!«
    »Sicher«, antwortete Lerrys. »Was meinst du wohl, warum ich Männer liebe? Weil zu meinem Unglück die einzige Frau mit dem Geist und der Kraft eines Mannes, die ich je kennen gelernt habe, meine eigene Schwester ist!« Er küsste sie lachend. »Amüsier dich, Breda , nur pass auf, dass du nicht verletzt wirst. Er mag heute Abend sein bestes Benehmen gezeigt oder vielleicht sogar in romantischer Stimmung gewesen sein, doch ich habe den Verdacht, er kann zum Wilden werden.«
    »Nein.« Geremy sprach plötzlich ernst. »Das ist kein Scherz. Ich möchte nicht, dass du ihn wieder siehst, Diotima. Ein Abend, um unsern Verwandten Höflichkeit zu erweisen, mag hingehen, und es tut mir Leid, wenn ich angedeutet habe, bei dir sei es mehr als Höflichkeit gewesen. Aber damit ist jetzt Schluss, Dio. Lerrys hat gestern Abend, als er mich nicht hochnehmen

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