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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sprechen!« Sein Blick wanderte von Merryl zu Danilo und dann zu Regis, und der junge Mann holte tief Atem.
    »Mit Eurer Erlaubnis, Sir, ich kann nur wiederholen, was mein Friedensmann gesagt hat: Ich bezeuge, was ich selbst gesehen und erlebt habe. Wenn wir erkennen, dass ältere und … und über uns stehende Personen einen Schritt tun wollen, den sie als nicht mit ihrer Ehre vereinbar empfänden, wären ihnen alle Tatsachen bekannt, dann – dann müssen wir …« – wieder zögerte er, stotterte beinahe – »… dann müssen wir diese Tatsachen um der Ehre der Comyn willen ans Licht bringen. Oder sollen wir glauben, Sir, die Comyn halten es für nebensächlich, dass Beltran im Stande war, einen Verwandten zu betrügen und zu foltern?« Formulierung und Ton waren von untadeliger Höflichkeit, aber seine Augen flammten.
    »All das«, bemerkte Dyan, »hat sich vor langer Zeit abgespielt.«
    »Trotzdem«, widersprach Regis, »sollten wir nicht, bevor wir Beltran von Aldaran unter die Comyn aufnehmen – ob nun durch Heirat oder auf andere Weise –, sollten wir uns da nicht erst vergewissern, dass er über das Geschehene heute anders denkt als damals?« Und dann sagte er das, was ich selbst hätte sagen sollen. »Im Namen aller Götter, wollen wir, dass sich die Katastrophe von Caer Donn ein zweites Mal in Thendara ereignet? Wollen wir – Sharra?«
    Lerrys Ridenow stieg zu der mittleren Plattform hinunter. Kurz nach meiner Heirat mit Dio hatte ich ihn das letzte Mal gesehen, doch er hatte sich nicht verändert: schlank, elegant, jetzt in darkovanischer Tracht, im Grün und Gold der Ridenow-Domäne, aber mit der gleichen Geziertheit wie in der Kleidung, die er auf der Vergnügungswelt getragen hatte. Er fragte: »Wollt ihr uns wieder den Popanz Sharra vormalen? Wir alle wissen, dass die Verbindung gebrochen wurde und die Matrix unter Kontrolle kam. Die Sharra- Matrix ängstigt heute niemanden mehr – oder vielmehr …« – er hob den Kopf und legte ihn mit einem berechnenden Blick zu mir her ein wenig zur Seite – »… sie mag ein sehr ernstes Problem für Lew Alton darstellen, aber schließlich hat er es nicht anders gewollt.«
    Woher wusste er das? Dio musste es ihm erzählt haben! Wie konnte sie … wie konnte sie ihm etwas verraten, das für mich eine so persönliche Angelegenheit war? Und was hatte sie ihm sonst noch weitergesagt, was hatte sie sonst noch verraten? Ich hatte ihr stillschweigend vertraut … Meine Hand ballte sich, und ich würgte die aufsteigende Übelkeit hinunter. Ich wollte nicht glauben, Dio habe mich auf diese Weise preisgegeben.
    Aber Marius neben mir sprang auf. Ich erschrak. Beinahe hätte ich mich umgedreht und ihn scharf daran erinnert, er habe hier keine Stimme – doch dann erinnerte ich mich. Er hatte offiziell Anspruch auf die Alton-Domäne erhoben; der Rat konnte sich nicht länger weigern, seine Existenz zur Kenntnis zu nehmen.
    Seine Stimme war nur ein Hauch. »Das ist nicht wahr, Dom Lerrys. Die Matrix ist … ist wieder aktiv. Lord Regis, sagt ihm, was Ihr gesehen habt … in meines Vaters Haus, vor noch nicht drei Tagen.«
    »Es stimmt«, erklärte Regis, und er war sehr blass. »Die Sharra-Matrix lebt wieder. Ich wusste in dem Augenblick nicht, dass Lew Alton nach Darkover zurückgekehrt war. Er muss sie wohl mitgebracht haben.«
    Ich hatte keine andere Wahl gehabt, aber es war unmöglich, ihnen das zu erklären. Während Regis sprach, hörte ich zu, versteinert vor Grauen. Ich packte Marius’ Ärmel und flüsterte: »Rafe. Er ist in Thendara …«
    Aber Marius’ Antwort hörte ich kaum.
    Rafe war in Thendara.
    Das hieß, Kadarin und Thyra waren – irgendwo.
    Die Sharra-Matrix auch.
    Und ich – alle Götter Darkovers seien mir gnädig! Ich ebenfalls.

 
3
     
    Nun berichtete Regis von der Nacht, als Marius ihn in seiner Panik zu Hilfe rief, und was er in Kennards Haus gesehen hatte. Aber sein Blick ruhte auf Lew. Diesen Mann, der ihm in seiner Kindheit wie ein älterer Bruder nahe gestanden hatte, hätte er niemals wieder erkannt. Unwillkürlich formte sich in ihm der Gedanke, Lew sehe aus wie eine Vogelscheuche! Das lag nicht so sehr an seiner Hagerkeit, obwohl er wirklich sehr dünn geworden war und mitgenommen wirkte, es lag nicht einmal an den fürchterlichen Narben. Nein, es war etwas in seinen Augen, etwas Gehetztes, etwas Schreckliches.
    Hat er in sechs Jahren immer noch keinen Frieden gefunden?
    Sicher kam es nur daher, dass Lew müde von der Reise war und

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