Shayne - der Verführer (German Edition)
waren.
Natürlich war auch ihr Mann dort gewesen. Vielleicht arbeiteten die beiden trotz seiner ehelichen Untreue zusammen. Geldgier war ein Motiv, das so alt wie die Menschheit selbst war.
“Kommt Fortune jemals hierher?” fragte Shayne.
“Machst du Scherze? Bliss würde wahrscheinlich eine antike Streitaxt nach ihm werfen, falls er den Kopf zur Tür hereinsteckt.”
“In Paris habe ich die beiden zusammen gesehen, und ich hatte nicht diesen Eindruck.”
Michael zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. “Niemals würde sie sich mit dem Bastard wieder auf etwas einlassen. Da bleibt nur eine Möglichkeit offen. Willst du andeuten, dass sie mit dem Kerl zusammen ein unsauberes Ding abzieht?”
“Ich deute gar nichts an.”
“Falls der Kerl sie irgendwie belastet, kann das nur heißen, dass er sich selbst reinwaschen will.”
“Obwohl Fortune keinen guten Ruf hat, glaube ich nicht, dass er in die Sache verwickelt ist.” Abgesehen von dem unerwarteten Auftauchen auf der Party gab es keine Verbindung zwischen Bliss’ Exmann und den Juwelendiebstählen.
“Was ist dann …”
“Du musst die Sache absolut für dich behalten, Mike.”
“Roarke hat unlängst das Gleiche zu mir gesagt, als er in der Klemme steckte. Ich war nahe daran, ihm einen Kinnhaken zu verpassen. Und jetzt würde ich dich gern auf diese Weise daran erinnern, dass ich immer dein älterer Bruder bleibe … und auch der Stärkere von uns beiden.”
“Du magst größer sein als ich”, räumte Shayne ein. “Das heißt aber nicht, dass du mich noch immer verprügeln kannst. Ich habe den schwarzen Gurt in Karate.”
“Ich zittere vor Angst”, erwiderte Michael breit lächelnd.
“Du kannst lachen, so viel du willst, großer Bruder, aber irgendwann verpasse ich dir ein Ding.”
“Versuche es ruhig. Seit ich nicht mehr bei der Polizei bin, habe ich mich nicht mehr richtig geprügelt. Wahrscheinlich wäre es sehr gut, Aggressionen abzubauen, indem ich dir deine hübsches Gesicht poliere.”
“Mein Gesicht sieht wenigstens nicht aus wie eine schlechte Straße im Bayou”, entgegnete Shayne. In Wahrheit sahen alle drei O’Malley-Brüder einander sehr ähnlich, auch wenn Mike die markantesten Gesichtszüge hatte.
Mike versetzte ihm einen nicht gerade sanften Schlag auf die Schulter. “Ich hatte fast vergessen, wie sehr du mir fehlst, Kleiner. Willkommen daheim.”
“Schön, wieder hier zu sein.” Shayne vermied das Wort “daheim”. Seit dem College hatte er fast zehn Jahre lang keine sechs Monate an einem Ort gewohnt. Vermutlich würde er sich nirgendwo wirklich daheim fühlen.
“Weißt du, langsam ist es wie in alten Zeiten. Roarke ist wieder da.”
“Das habe ich gehört. Ich habe auch gehört, dass er nicht mehr für das Fernsehen arbeitet.”
“Er schreibt ein Buch über seine Abenteuer als Kriegsberichterstatter.”
Auch davon hatte Shayne schon gehört. “Wahrscheinlich wird es weggehen wie warme Semmeln, besonders wenn ihn der Verlag auf Autogrammtour schickt. Ich sehe schon die Schlangen schöner Frauen, die von dem berühmten O’Malley-Bruder verführt werden wollen.”
“Sie erhalten von ihm höchstens ein Autogramm, mehr aber auch nicht. Affären kommen für ihn nicht mehr in Frage.”
“Was?” Das war tatsächlich eine Neuigkeit. “Sag jetzt nicht, dass er Priester geworden ist wie Onkel Gabriel!”
“Roarke und ein Priester?” Mike lachte dröhnend. “Niemals. Ich habe nichts von Zölibat gesagt. Er ist monogam geworden.”
“Das wird nicht lange anhalten”, meinte Shayne erleichtert.
“Darauf würde ich nicht wetten. Diesmal meint er es ernst. Daria Shea ist aber auch eine ganz besondere Frau und darin Bliss sehr ähnlich. Und somit sind wir wieder beim Thema angelangt. Was machst du hier?”
Allmählich begriff Shayne, wieso Mike bei der Polizei von New Orleans die meisten Geständnisse erlangt hatte. Man konnte seinem durchdringenden Blick nur schwer standhalten. Er war wie ein Pitbull, der sich in einen besonders saftigen Knochen verbissen hatte und nicht mehr losließ.
Shayne zuckte zusammen, als etwas an seinem Bein entlangstrich.
“Das ist Hercules”, erklärte Michael und warf einen finsteren Blick auf den rötlichen Fellball. “Bliss Fortunes einziger ernsthafter Fehler.”
Der Kater strich um Shaynes Beine. “Du magst doch Tiere.”
“Die meisten ja, aber dieses Vieh ist der Satan in Katzengestalt.”
“Ist das nicht übertrieben?” Shayne bückte sich und
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