Shayne - der Verführer (German Edition)
gemacht.”
“Die Zeiten ändern sich.” Bliss betrat das Wohnzimmer und begrüßte ihre Großmutter mit einem Kuss auf die Wange.
“Außerdem wusste ich, dass du es bist.” Zeldas Gesicht war erstaunlich faltenlos. Fragend richtete sie die blauen Augen auf ihr einziges Enkelkind. “Wie ist es in Lafayette gelaufen?”
“Frag nicht.” Bliss streifte die Schuhe ab und ließ sich in einen Korbsessel fallen. “Churchill will mich aus dem Geschäft drängen.”
“Sein Großvater war bösartiger als ein alter Alligator. In diesem Fall ist der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen.”
“Offenbar.” Bliss seufzte. “Ich wusste gar nicht, dass du Nigels Großvater gekannt hast.”
“Er war eine Zeit lang hinter mir her”, gestand Zelda.
“Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Junge in der Stadt nicht hinter dir her war.” Auch jetzt war ihre Großmutter noch eine schöne Frau. Vergilbte Fotos von früher zeigten, dass Zelda in jungen Jahren umwerfend ausgesehen hatte.
“Ich hatte so meine Verehrer”, erwiderte Zelda versonnen. “Aber ich vergaß jeden anderen Mann, mit dem ich jemals geflirtet hatte, als ich deinen Großvater kennen lernte.”
“Beim Abendessen nach der Probe der Hochzeitszeremonie”, bemerkte Bliss. Obwohl sie müde war und die Geschichte schon unzählige Male gehört hatte, freute sie sich jedes Mal über die Schilderung des leidenschaftlichen Kennenlernens ihrer Großeltern.
“Dupree kam erst am Abend vor der Hochzeit an. Nelson hatte wochenlang nur über seinen Zimmergefährten in Annapolis geredet, über den großartigen und berühmten Dupree. Dupree hat dies getan, Dupree hat das getan, Dupree hat dies gedacht und das gesagt. Und dann erschien er in einem makellosen weißen Anzug im Hotel. Er sah aus wie ein griechischer Gott. Nelson hatte nicht übertrieben. Dupree Lejeune raubte mir auf den ersten Blick das Herz.”
“Das ergab ein Problem, weil du am nächsten Morgen seinen besten Freund heiraten solltest.”
“Das war ein kleines Dilemma”, räumte Zelda ein. “Deinen Großvater hatte es genau wie mich heftig erwischt, aber er war anständig und verlangte, dass ich Nelson wie geplant heiratete.” Zelda seufzte. “Ich mochte Nelson. Wir hätten auch eine gute Ehe geführt, wäre er nicht im Pazifik bei dem Brand auf dem Truppentransporter umgekommen. Er war ein reizender Junge, und in gewisser Weise habe ich ihn auch geliebt.”
“Aber nicht wie Großpapa.”
“Nein.” Zelda lächelte. “Wenn ich an Dupree dachte, stand ich innerlich in Flammen. Darum reiste ich sofort nach San Francisco, als der Krieg im Pazifik endete. Nach dem Tod des armen Nelson hatten dein Großvater und ich uns zwar geschrieben, aber er rechnete nicht damit, dass ich ihn im Hafen erwarten würde, als sein Schiff einlief. Ich hatte sogar schon ein Zimmer im Mark Hopkins Hotel genommen, nutzte die Überraschung aus und lockte den armen Mann ins Bett. Hinterher musste er mir natürlich einen Heiratsantrag machen. Wir haben am nächsten Tag in Reno geheiratet.”
“Bestimmt hätte er dich auch geheiratet, wenn du nicht mit ihm ins Bett gegangen wärst.”
“Natürlich, aber ich konnte doch diesen wundervollen Mann nicht frei herumlaufen lassen, wenn alle Frauen auf der Suche nach einem Ehemann waren! Viele Frauen waren durch die Kriegsjahre nach einem Mann ausgehungert. Und jede fühlte sofort, dass Dupree Lejeune den erotischen Himmel auf Erden zu bieten hatte.”
Obwohl sie eine erwachsene Frau und verheiratet gewesen war, wurde Bliss rot, wenn sie sich ihre Großmutter bei einem Schäferstündchen mit einem Kriegshelden vorstellte. “Du hast Glück gehabt, einen Mann zu finden, der dich fünfzig Jahre lang über alles geliebt hat.”
“Quatsch, das hatte nichts mit Glück zu tun, Schätzchen. Ich hatte den idealen Mann gefunden, das war Glück. Aber du kannst mir glauben, ich wäre eine trauernde Kriegerwitwe geblieben, hätte ich alles Dupree überlasen. Ich wollte ihn haben, Bliss, und ich hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihn zu bekommen.”
“Mom sagte immer, vornehme Südstaatenladys würden nicht hinter Männern herjagen.”
“Deine Mom war eine Närrin. Deshalb wurde sie ja auch schwanger, ohne einen Ehemann zu haben. Und du warst eine noch größere Närrin, dass du diesen Schuft geheiratet hast. Letztlich hast du dir noch mehr Probleme als deine Mom eingehandelt und hast nicht einmal ein hübsches Baby.”
“Ich finde es besser, dass ich nicht
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