Shayne - der Verführer (German Edition)
förmlich mit Händen greifen. Bliss hielt den Blick starr von Shayne abgewandt.
Beim Hotel angekommen, rechnete sie damit, dass er sie unbedingt nach oben begleiten wollte. Er brachte sie jedoch nur zum Eingang.
“Vielen Dank für den schönen Abend. Es klingt zwar abgedroschen, aber es freut mich, dass uns beiden immer die Erinnerung an Paris bleiben wird.”
Nach einem Handkuss schenkte er ihr noch ein hinreißendes Lächeln und ging weg.
Bliss betrat die Halle, wollte den Zauber des Abends jedoch noch nicht ganz brechen. Sie stand am Fenster und sah zu, wie das Taxi wegfuhr.
Sobald die Rücklichter verschwanden, ging sie seufzend nach oben, um für die Heimreise nach New Orleans zu packen.
“Was soll das heißen, sie hat wieder zugeschlagen?”
Zwei Tage nach dem Zusammentreten mit Bliss Fortune stand Shayne O’Malley frustriert und ungläubig im Büro seines Vorgesetzten.
“Das Diamant- und Saphirkollier, das wir im Schlafzimmer in eine Schmuckschatulle gelegt hatten, war verschwunden, nachdem Mrs. Fortune ihre Jacke geholt hatte”, erklärte David Cunningham.
Shayne fluchte. “Das ist unmöglich!”
“Offenbar nicht.”
“Ich habe sie die ganze Zeit beobachtet.”
“Ich weiß.” Cunninghams Lächeln erinnerte Shayne an eine Klapperschlange. “Ich habe Ihnen noch nicht zu der großartigen Idee gratuliert, mit der Sie Ihr Porträt verhindert haben. Der Kuss war ein wahrer Geistesblitz. Und ist es nicht bewundernswert, welche Opfer ein Mann für sein Land bringt?”
Der Kuss war ein Fehler gewesen, den Shayne jedoch nicht rückgängig machen konnte. “Sie hatten mir aufgetragen, Bliss Fortune zu beobachten.”
“Und das haben Sie heldenhaft getan.”
Shayne fiel es schwer, auf die spöttische Bemerkung nichts zu erwidern, sondern sich auf die neue Wende in dem Fall zu konzentrieren.
“Ich verstehe es nicht. Gwen folgte ihr ins Schlafzimmer. Bliss Fortune war nie lange genug allein, um etwas zu stehlen.”
“Ich gebe es nur ungern zu, aber diese Frau ist eine Meisterdiebin”, erwiderte Cunningham. “Zum Glück waren die Juwelen nur eine Imitation, allerdings eine sehr gute Imitation. Das bedeutet, dass Ihr Fehler die Regierung eine ordentliche Stange Geld gekostet hat.”
“Ich verstehe es nicht”, wiederholte Shayne und blickte auf die Glaspyramide des Louvre hinaus. Wie hatte Bliss das geschafft? Er war der Beste in seinem Fach. Niemand überlistete Shayne O’Malley.
“Washington verliert allmählich die Geduld.” Cunningham unterbrach Shaynes Gedanken. “Die Kollegen von Interpol lachen uns aus, weil es uns nicht gelingt, eine Frau zu fassen. Sie müssen Bliss Fortune das Handwerk legen, O’Malley. Sofort!”
“Was erwarten Sie denn von mir?” erwiderte Shayne. “Soll ich nach New Orleans fliegen, sie in ihrem Antiquitätenladen einsperren und sie im grellen Scheinwerferlicht so lange foltern, bis sie gesteht?”
“Tun Sie, was nötig ist”, erwiderte sein Vorgesetzter mit sanfter Stimme. Sein grimmiger Blick zeigte Shayne jedoch, dass Cunningham die Anweisung ernst meinte.
3. KAPITEL
S hayne hätte sich eigentlich andere Bedingungen gewünscht. Der Vollmond stand am Nachthimmel und schien hell auf das Französische Viertel von New Orleans. Dunkelheit wäre ihm lieber gewesen. Bei einem Einbruch wollte niemand im Scheinwerferlicht stehen.
Leider musste man in seinem Beruf oft unter ungünstigen Voraussetzungen arbeiten. Anstatt zu klagen, machte er sich an die Arbeit und öffnete die Tür im Handumdrehen mit seinem Werkzeug. Drinnen knipste er die Taschenlampe an. Die elektronische Alarmanlage stellte kein Problem dar. Vermutlich hätte jeder zwölfjährige Hacker sie innerhalb von Minuten ausschalten können. Shayne brauchte lediglich zehn Sekunden.
Er verschloss die Tür hinter sich. Das Licht wagte er nicht einzuschalten, sondern ließ den Strahl der Taschenlampe durch den Raum wandern. Trotz seines aufregenden Lebens legte Shayne großen Wert auf Ordnung. Mit einem einzigen Blick stellte er fest, dass er sie hier nicht finden würde.
Bliss Fortunes geliebte Treasure Trove bot ein Durcheinander an verschiedensten Sachen. Es gab alles, von einem herrlich geschnitzten Mahagonistuhl mit Hahnenkampfmotiv über eine Porzellanstatue Buddhas bis hin zu einer Sammlung von Helmen auf einem Brett über einem Sarkophag, der aus Holz gefertigt war, durch seinen Anstrich jedoch wie Stein wirkte. Abgesehen von den Helmen und dem Sarkophag erinnerte ihn der Laden an den
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