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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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Farben, braune Hosen, aber mit Bügelfalte, ein Gürtel mit einem N auf der Schnalle, braune Halbschuhe und gelbe Socken. Alles, was mich von zu Hause flüchten ließ, war hier zusammengekommen. Mr. und Mrs. Manny möchten Sie herzlich zur Vermählung ihrer Tochter Sheila Lynn Levine mit »N« einladen. Der Empfang findet am Sonntag, dem 14. November, um 16.42 im Horowitz Catering Parlor statt. R. S. V. P.
    »Hi, wer bist du?«
    »Ich bin Sheila Levine, eine von den Mädchen, die hier wohnen.«
    »Hab ich mir gedacht. Du hast den ganzen Abend über abgeräumt.«
    »Und wer bist du? Ich wette, dein Name fängt mit N an.«
    »Woher weißt du das? Zufälligerweise heiße ich Norman, Norman Berkowitz. Wieso hast du auf N getippt?«
    »Ich hab einfach geraten.«
    »Sag schon, woher weißt du das?«
    »Hat mir jemand zugeflüstert.«
    »Aha, und wer?«
    »Es steht auf deiner Gürtelschnalle.«
    »Aha. Und dir gefällt’s in Manhattan?«
    »Ich finde es toll hier. Man kann unheimlich viel unternehmen. Kulturell ist es der Nabel der Welt. Wunderbar, die Konzerte, die Museen, die Theater, alles in Reichweite.« (Ich hatte kein einziges Bild gesehen, kein einzige Note live gehört, und mir kein einziges Stück angeschaut.
    »Gehst du gerne in Museen?«
    »Total gerne. Deshalb bin ich auch so gerne in Manhattan, alles ist um die Ecke.«
    »Hättest du Lust, mit mir ins Museum zu gehen?« (Großer Gott, auf was hatte ich mich da eingelassen? Ich meinte, ich würde schon gerne in Museen gehen, aber er würde eine persönliche Angelegenheit daraus machen, Mr. Norman Berkowitz mit der Bügelfalte. Mit ihm hatte ich zu gar nichts Lust. Ich fand ihn absolut unattraktiv. Nicht einmal in der Küche herumzustehen machte mir Spaß.)
    »Klar.« (Ich hätte sagen sollen: »Klar, zieh aber bitte keine Hosen mit Bügelfalte an und entferne die Flecken von deinem Jackett«)
    »Passt dir der nächste Samstagnachmittag?« (O je, jetzt versucht er mich festzunageln. Ich finde ihn unattraktiv, und er macht mir Avancen.)
    »Der nächste Samstag ist nicht so gut. Weil ich nämlich shoppen muss und, soweit ich mich erinnere, eine Verabredung habe. Vielleicht will auch mein Boss, dass ich am Samstag arbeite, denn in seiner Firma geht’s geraderund, und meine Mutter kommt möglicherweise auch in die Stadt. Ich muss mich dann schon um sie kümmern, ich seh sie eh so selten, seit ich in Manhattan wohne.«
    »Und wie wär’s am Samstag in einer Woche?«
    »In Ordnung.«
    »In Ordnung« muss für Norman das Stichwort gewesen sein. Da er mich Samstag in einer Woche sehen würde, konnte er heute Abend schon mal mit mir knutschen. Ich wurde in das schummrige Wohnzimmer gezogen. Das, was er vorhatte, vertrug sich nicht mit dem Neonlicht der Küche. Ich saß auf seinen Knien, und er machte eine halbe Stunde mit mir herum, bis sein Freund aufbrechen wollte.
    »Ciao«, sagte Norman, der Fummler. »Ich hol dich ab, Samstag in einer Woche. In welches Museum willst du?«
    »Vielleicht ins Metropolitan?«
    »In Ordnung, ich war seit über einer Woche nicht mehr dort. Es gibt sicher eine sensationelle Ausstellung.«
    Ich begleitete Norman zur Tür und sah wieder zwei Männer in Uniform auf der Schwelle stehen.
    »Was gibt’s, Officer?« Ich war erheblich nervöser, weil mich New Yorks Elitetruppe ja bereits verwarnt hatte. Dieses Mal würde ich bestimmt hinter Gitter kommen. Ich würde mir einen unverheirateten Anwalt nehmen. Und er würde sich bei der Verhandlung in mich verlieben.
    »Die Nachbarn beklagen sich, dass sie wegen des Lärms in Ihrer Wohnung nicht schlafen können. Jetzt ist Schluss damit.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging den Flur entlang. Sein Partner, der die ganze Zeit über geschwiegenhatte, folgte ihm auf den Fersen, der strenge Blick, den er mir zuwarf, bedeutete, dass sein Kollege zur Tat schreiten würde.
    Der Lärm kam hauptsächlich aus der Musikanlage. Ich lief zu ihr hinüber und zog den Stecker raus. Niemand rührte sich. Ein paar Pärchen gingen auseinander, denn nur zu fummeln wurde ihnen langweilig. Mit Musik geht alles besser.
    Halb drei. Die Schar Gäste dünnte sich sichtlich aus. Manche Mädchen gingen mit den Jungs weg, die sie kennengelernt hatten. Andere gingen allein nach Hause. Die Typen hatten zwar die halbe Nacht lang an Dekolletés herumgespielt, fanden es aber zu aufwendig, die Mädchen mit nach Hause in die Bronx zu nehmen. Am meisten taten mir diejenigen leid, die mit einer Freundin gekommen waren und

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