Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
hi.«
»Hi.«
»Hi.«
»Hi.«
»Hi.«
»Hi.«
»Hi.«
Linda brachte ihre Mäntel ins Schlafzimmer und türmte sie auf die bereits vorhandenen. Am liebsten hätte ich mich darunter verkrochen. Ich war allein mit sechs Männern. Ich zählte nach, sechs, und fühlte mich beschissen und total befangen.
»Wie geht’s deiner Tante?«
»Da bin ich überfragt. Du siehst sie öfter als ich.«
»Wie läuft’s so auf dem Sozialamt?«
»Hat dir Linda nicht erzählt, was da los ist?«
»Du meinst den Streik?«
»Richtig.«
»Ja, Linda hat mir davon erzählt.«
»Warum fragst du dann?« (Mach schon, Linda, komm zurück. Ich steh hier auf verlorenem Posten.) Die Klingel. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal alles dafür geben würde, wenn ein paar Mädchen auftauchten. Es waren aber zwei Jungs, Freunde von Kate, die irgendwie alt und verkommen aussahen, Versager, die einmal vielversprechend gewesen waren. Großer Gott, sie waren richtig alt und gruslig, ich schätzte sie auf mindestens fünfundzwanzig.
»Ist Kate da?«
»Ja, wollt ihr nicht reinkommen?« (Ich hörte mich wie meine eigene Mutter an.)
»Wo ist Kate?«
»Sie wird jeden Augenblick auftauchen. [Mist! Warum sage ich das?] Wer möchte was von dem Dip?« … Schweigen (Die Party ist ein Reinfall, sie kommt nicht in die Gänge). »Will jemand was zu trinken?«
»Jawohl, ja, was gibt’s denn?« Einer von Kates Freunden wollte das wissen. Er hatte auch keine Flasche mitgebracht.
»Wir haben Cola, Orangenlimo, Ginger Ale, Root Beer und Bier«, sagte ich, ganz die charmante Gastgeberin.
»Was ist das hier, ein Kindergeburtstag, oder was?«
Er stand auf und ging in die Küche, aus der er, Larry Hellmans und Ralph Glazers halbleere Scotch-Flasche schwenkend, zurückkam.
»Ich hätte gerne davon, on the rocks – falls ihr Eis habt.«
»Das ist Ralphs und Larrys Scotch.« Ich befürchtete das Schlimmste, er könnte ausflippen und mich verprügeln oder sonst was. Er könnte die Flasche Scotch zertrümmern und mich mit dem abgebrochenen Flaschenhals bedrohen. Er könnte was auf den Teppich schütten. Er ging in die Küche zurück und kam mit einem Bier zurück, das er aus der Büchse trank.
Kate trat auf; sie trug ein Kleid, das Mitzi Gaynor zur Eröffnung einer Las Vegas Show hätte tragen können. Königsblau und tief ausgeschnitten; alles war nach oben geschoben, so dass ein perfektes Dekolleté entstanden war, wie ich es noch nie bei ihr gesehen hatte, und ich hatte einiges bei Kate gesehen – das Mädchen besaß keinen Schlafanzug. Ein perfektes Dekolleté, hier in meinem Zimmer! Kate ging zu ihren beiden Freunden hinüber, und die drei verzogen sich in eine Ecke, wo sie lachten und kichertenund offensichtlich ihren Spaß hatten. Wir wurden erst gar nicht vorgestellt oder miteinander bekannt gemacht.
Die Klingel. Vier Jungs. Warum? Warum, lieber Gott, der du auf unsere Erde blickst, warum tust du das Sheila Levine an? Wäre es denn so schlimm gewesen, ein paar Mädels vorbeizuschicken. Kate, die mit ihren beiden Freunden in einer Ecke stand, Sheila und Linda, die umringt von einem Dutzend Herren, Hof hielten.
Die vier Neuankömmlinge waren Freunde von uns aus Syracuse, verpickelte Jungs mit einem Schuppenproblem, die in den Studentinnenwohnheimen herumhingen, zu schüchtern, um die Hübschen anzusprechen, und die an den Hausbackenen nicht interessiert waren. Mit ihnen hatten wir kein Problem. Es waren Kumpels, Jungs mit platonischen und ach so langweiligen Beziehungen.
Aus Syracuse:
»Mom, hör zu, ich bring übers Wochenende ein paar Jungs mit nach Hause.«
»Boyfriends?«
»Nein, keine Boyfriends, einfach nur Freunde.«
»Was ist der Unterschied?«
»Kann ich dir am Telefon nicht erklären. Ich erklär’s dir, wenn ich da bin.«
»Gut, gut, du weißt, deine Freunde sind immer willkommen. Ich mache einen Riesenbraten. Aber, Sheila, ich hab einen Wunsch, lass die einfach nur Freunde sausen und schau dich nach einem Boyfriend um.«
Wir stellten jeden jedem vor und saßen dann wie zwei Scarlett O’Haras herum, immer bemüht, unsere männlichen Besucher bei Laune zu halten. Peinlich. Man muss tatsächlich eine außergewöhnlich tolle Person sein, um eine solche Situation zu meistern.
Eine halbe Stunde verging, eine endlose Zeit zwischen uns und unserem Dutzend.
»Was Gutes gesehen? Was Interessantes gelesen?«
»Wo sind die Mädels?«
»Sie müssen jeden Moment kommen. Ich schwör’s, eingeladen sind sie. Ist doch erst
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