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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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jetzt allein den Rückweg antreten mussten, weil diese einen Typen abbekommen hatte. Diese Mädchen mussten sich ein teures Taxi leisten, das sie nicht teilen konnten. Von dem Gefühl der Eifersucht gar nicht zu sprechen.
    Vier Uhr zehn – alle waren weg außer Joshua, der bei uns auf der Couch übernachten wollte. Warum nicht? Schließlich war es total angesagt, sich die Wohnung mit einem Typen zu teilen. Wir fanden es also schick, dass Joshua mit seiner abgetragenen Wildlederjacke zu einer Art Dauergast auf der grünen Couch wurde – unserem einzig guten Stück. Sie stammte aus Lindas Erdgeschoss, wo sie abgestellt worden war, als ihre Mutter sich neue Möbel anschaffte.
    Die Tür war geschlossen, der letzte Gast gegangen. Obwohl ich mich gleich ans Aufräumen machen wollte, konnte ich mich nicht dazu bringen, ich war einfach zu erschöpft. Was für ein Saustall. Alles in Schwarz und Orange, überall Papierbecher und Kippen. Wie konnten sie nur?
    »War eine tolle Party, was, Sheila? Du hast dich doch auch ganz gut amüsiert mit diesem Typen in dem Jackett mit den tausend Flecken.« (Sie hatte sie bemerkt. Leuchteten die Flecken im Dunkeln?)
    »Er war okay.«
    »Will er mit dir ausgehen?«
    »Ja. Samstag in einer Woche gehe ich mit ihm ins Museum. Was ist mit Henry?«
    »Ich seh ihn morgen und übermorgen und überübermorgen und so weiter, an jedem Tag meines Lebens.«
    (Sie hat sich verliebt. Verdammt, sie hat sich verliebt. Sie hat einen gefunden und ist verliebt, und ich muss so tun, als fände ich das ganz toll, obwohl ich es überhaupt nicht toll finde. Es ist beschissen. Total beschissen. Ich bin neidisch, total neidisch auf meine beste Freundin, weil sie einen gefunden hat, den sie liebt. Ich könnte platzen.)
    »Linda, das hört sich an, als seist du verliebt.«
    »Oh, Sheila.« (Und ob sie verliebt ist. Das ist offensichtlich. Sie steigt mit beiden Füßen in ein Pyjamabein. Ich implodiere. Warum passiert das nicht mir? Ich bin sechs Monate älter als sie. Und ich kannte Henry Cox vor ihr. Warum hab ich sie mit ihm bekannt gemacht?)
    Linda schlief noch vor mir ein, mit einem gottverdammten Lächeln auf den Lippen. Ich lag im Bett und betete, dass ich schnell einen finden würde, oder wenn das nicht klappte, dass Linda und Henry sich verkrachen würden. Lieber Gott, schick mir auch einen oder nimm ihr den Kerl weg.
    Gleich nachdem Kate eingeschlafen war, stand ich auf und drehte die Klimaanlage aus. Ich hab ein Problem mit den Nebenhöhlen, eine Art postnasales Tropfen. Linda und Kate wollten die Klimaanlage die ganze Nacht laufen lassen – ich war dagegen. Ich machte sie abends an, aber später beim Schlafengehen wieder aus. Wenn sie die ganze Nacht durchläuft, wache ich gegen drei Uhr auf und schnief, schnief!Schließlich hat Linda nachgegeben. Und die Klimaanlage wurde nachts vorm Schlafengehen abgeschaltet. Kate kam meistens sehr spät nach Hause, weil sie – wie ich annahm – die halbe Nacht mit Jungs rummachte, was ich auch gerne getan hätte, und sie schaltete die Klimaanlage dann wieder ein. Das heißt, ich wachte jede gottverdammte Nacht schniefend auf.
    Es klingelte. Ich reagierte nicht. Ich konnte zwar nicht einschlafen, war aber auch zu müde, um mich zu rühren. Es klingelte noch einmal. Ich schleppte meinen erschöpften Leib zur Tür.
    »Wer ist da?«
    »Charles Miller.«
    »Wer?« (Ich flüsterte, um Joshua-Schätzchen nicht aufzuwecken, der wie ein Engel auf der Couch schlummerte)
    »Charles Miller. Ich wohne in der Vierzehn G. Wir haben uns mal beim Müll getroffen.« Ich öffnete die Tür. Und da standen Charles Miller und, wie ich annahm, sein Mitbewohner, beide in Drag, mit Perücken, lackierten Nägeln, Riemchensandaletten, rasierten Beinen und dem ganzen Drum und Dran. Atemberaubend. Sie waren einfach atemberaubend.
    »Ist bei euch noch was los?«
    »Nein, tut mir leid, alle sind weg. Und wir sind schon im Bett.« Ich verstummte und starrte nur noch.
    »Ist gut, wir wollten nur mal vorbeischauen. Bis dann.«
    »Ja. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Graziös gingen sie den Flur entlang – nicht so komisch, wie das normale Männer in Frauenschuhen tun. Ich fragte mich, ob sie sich vor dem Schlafen noch ein Betthupferl genehmigten.
    Dann ging ich ins Schlafzimmer zurück. Linda hatte sich aufgesetzt.
    »Wer was das, Sheila?«
    »Dein Freund aus Vierzehn G. Ganz in Drag, einschließlich der Schlangenledertasche. Glaubst du jetzt, dass Charles Miller schwul ist?«
    »Nein.«
    »Was

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